Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
Vom Netzwerk:
einfaches Raubgesindel dahinter. Auch keine Gesetzlosen. Die hätten Dunstan an Ort und Stelle liegen gelassen oder die Leiche zu verstecken versucht. Auf keinen Fall hätten sie den Toten noch verstümmelt und zur Schau gestellt.“
    Der arme Dunstan! Ihr armer Freund – abgeschlachtet, hingemetzelt, behandelt wie der letzte Dreck. Das würden die Halunken büßen müssen, dafür wollte sie sorgen. Damit die Mordgesellen ihre gerechte Strafe erhielten. Als Rache für Dunstans Tod.
    „Ist mir doch egal, wer dahintersteckt!“, betonte sie, die Stimme hart und kalt wie Eisen. „Ich will, dass man sie findet. Auf der Stelle!“
    Bayard nickte zustimmend. In seinem Gesicht stand dieselbe Wut, dieselbe Entschlossenheit, die Schlächter zur Rechenschaft zu ziehen. „Ich verspreche Euch, Mylady: Wer immer diese Verbrecher sein mögen – die kaufe ich mir, und dann gnade ihnen Gott!“
    „Sie werden aber hierher gebracht, Bayard!“, verlangte sie. „Und hier vor Gericht gestellt! Abgeurteilt wie Verräter! Ein schneller Tod ist viel zu gnädig.“
    „Lass die gesamte Burgwehr antreten!“, befahl Bayard dem Waffenwart, der gerade aus der Rüstkammer kam. „Meine Männer auch. Wenn die Kapellenglocke zur Terz läutet, stehen vier berittene Streifen vor dem Tor, aufgesessen und marschbereit. Teil die Leute entsprechend ein. Auftrag: Verfolgung und Ergreifung der Mörder. Eine Gruppe sucht in nördlicher Richtung, eine in östlicher, eine stößt westlich im Bogen vor und nimmt Verbindung auf mit der Grenzpatrouille. Die vierte mit mir und Robb. Zwei Mann an den Pferdekarren, die Leiche holen! Lindall, du übernimmst die Wache am Tor. Niemand kommt ohne deine Erlaubnis rein oder raus, erst recht kein Unbekannter. Frederic?“
    „Hier!“, rief der Knappe von der Treppe zum Burgsaal. Er hatte wie viele andere gerade beim Frühstück gesessen, den Aufruhr im Hof mitbekommen und sich nach draußen begeben, um zu sehen, was los war.
    „Du kommst mit mir!“, sagte Bayard zu ihm. „Aber erst hilfst du mir in meinen Harnisch!“ Er wandte sich schon zum Gehen, hielt aber noch einmal inne und sah Gillian an. „Ihr bleibt am besten hier. Hier seid Ihr sicher.“
    Sie dachte gar nicht daran. „Ich reite mit Euch.“
    „Ich glaube, das solltet Ihr lieber lassen, Mylady“, wandte der Flurschütz ein. „So, wie der Burgvogt zugerichtet ist – das ist kein Anblick für Damenaugen!“
    „Dunstan war mein Verwalter. Ein Freund, den ich wie einen Bruder liebte“, erwiderte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Einerlei, was diese Bestien ihm angetan haben: Ich bringe ihn nach Hause.“
    Immer noch unter dem Eindruck von Dunstans schrecklichem Ende, wollte Bayard schon Einwände erheben. Er fürchtete um Gillians Sicherheit, und die zu gewährleisten war ja gerade sein Auftrag. Dann sah er jedoch den Blick in ihren Augen. „Wie Ihr wünscht, Mylady.“
    Es waren nur wenige Meilen bis zu dem Ort, wo die Mörder die Leiche zurückgelassen hatten. Gillian, die neben Ned auf dem schaukelnden Pferdekarren saß, kam die Strecke trotzdem schier endlos vor.
    Bayard ritt an der Spitze des Trupps, Frederic gleich neben ihm. Eine Hälfte der Kolonne folgte direkt hinter den beiden, die andere hinter dem Karren.
    Gillian vergoss keine Träne, obwohl ihr war, als habe man ihr die Kehle mit einem Lederriemen zugeschnürt, als müsse sie schier ersticken. Sie konnte nicht weinen. Es war, als sei das Geschehene zu schrecklich für Tränen, für das Begreifen zu grausig. Unter diesen Umständen war sie unfähig zu trauern.
    Seit der vorigen Nacht stand ihre ganze Welt auf dem Kopf. Dunstan tot, die Sicherheit und Geborgenheit, die sie sich seit dem Tod ihres Vaters mit so viel Mühe geschaffen hatte, in Trümmern – nicht nur für sie, sondern für ganz Averette. Jetzt schreckte sie beim kleinsten Geräusch zitternd zusammen: bei jedem Lufthauch, der durch das Laub der Eichen und der Kastanien strich, durch die Erlen und Ebereschen. Sie hatte Angst, die schrecklichen Wegelagerer könnten unmittelbar in der Nähe lauern und sie überfallen, ganz gleich, ob Sir Bayard und seine Mannen bei ihr waren.
    Endlich gelangten sie an den Rain der äußersten Wiese, wo im Frühjahr Schafe und Rinder weideten. In der Mitte stand eine einzelne Eiche. Als Bayard die Kolonne anhalten ließ, erhob sich ein ganzer Schwarm Krähen krächzend von etwas, das an den Stamm gebunden war.
    Gütiger Gott! War das Dunstan?
    Hätte sie Bayard nicht

Weitere Kostenlose Bücher