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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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vermutlich würdest du bleiben, und dann gerietest du ernsthaft mit deinen Pflichten in Rückstand.“
    Sie konnte über seine humorvollen Bemerkungen nicht lachen. „Das eben geht nicht“, sagte sie und streifte ihr Kleid über.
    Er bereute es gleich, dass er auf ihre Pflichten angespielt hatte, wenn auch nur zum Scherz. „Ich wollte dir aber nicht zu nahe treten.“
    „Es geht nicht um deine Bemerkungen, Bayard“, erklärte sie. „Nur … wir haben so viele Sorgen: Dunstans Tod und Frederic und Verrat …“
    Das hatte er natürlich nicht vergessen. Sie hatten es, als sie einander in den Armen lagen, höchstens vorübergehend verdrängt.
    Seine Liebste musterte ihn mit einem gequälten Blick. „Meinst du, dein Knappe ist tot?“
    Sie war zu klug, um sich mit einer Notlüge abzufinden. Er seinerseits wollte sie nicht behandeln wie eine schwache Frau, die sich der Wahrheit nicht stellen will. „Ausgeschlossen ist es nicht. Doch wenn er tot wäre, hätten wir längst seine Leiche gefunden. Ich hoffe, er ist nach Hause zu seinem Vater und hat jemanden gebeten, ihn gegen Geld hinzubefördern. Ein Karren als Transportmittel hat ihm da gewiss nicht vorgeschwebt, aber so viel Geld hatte er auch wieder nicht.“
    „Was ist mit Dunstans Mördern und diesem d’Artage? Sind die wohl geflohen?“
    „Möglich. Die Suche geht aber weiter“, betonte Bayard und legte sich den Schwertgurt um.
    „Wohin wollt ihr denn heute?“
    „Nach Norden. Am Fluss entlang.“
    Wutentbrannt blaffte Richard d’Artage den Hornochsen an, der die Pferde bewachen sollte. „Was soll das heißen, der Gaul ist weg? Und du willst nicht mitgekriegt haben, wie der Bengel den geklaut hat?“
    „Sag ich doch!“, stammelte der dänische Söldner. Auf seinen Lippen, die nahezu ganz von dem buschigen Bart bedeckt waren, bildeten sich Speichelbläschen. In den kleinen Schweinsaugen stand die nackte Angst. „Der … der hat mir gestern Abend was in den Wein getan! Damit ich schlafe.“
    „Ach nee!“, zischte der Edelmann gehässig, die Hand schon am Schwertknauf. „Du meinst, der schleppt die die ganze Zeit ein Schlafmittel mit sich rum? Unter der Joppe womöglich?“
    Aber noch während er den Pferdewächter zusammenstauchte, fragte er sich, ob nicht vielleicht doch etwas Wahres daran war. Hatte der verrückte Bursche wohl von vornherein vorgehabt, sich in die Büsche zu schlagen? Wenn ja, wo war er hin?
    Heim zu seinem Vater? Weil er doch Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte? Oder zurück nach Averette, um Bayard zu warnen? Dann wäre der ganze Plan im Eimer. War er am Ende gar von Bayard selbst geschickt? Als Spion sozusagen? Um möglichst viel über die Bande herauszubekommen, die den Dummkopf von Kastellan umgebracht hatte?
    Da brach auf einmal der Söldnerführer aus dem Gehölz, und zwar schneller, als d’Artage es je für möglich gehalten hätte. „Juan ist tot!“, brüllte der Sachse. „Er liegt da hinten im Wald.“
    „Verflucht und zugenäht!“, entfuhr es d’Artage. „Wo?“
    Ullric wies in die Richtung, in der auch Averette liegen musste. „Da drüben“, keuchte er schwer atmend. Er stank noch schlimmer als sonst.
    Der Edelmann stieß einen ellenlangen Fluch aus. „Den bringe ich eigenhändig um, den kleinen Hundesohn!“
    „Was?“ Der Sachse guckte fassungslos. „Der Bengel? Der soll meinen Spanier umgelegt haben?“
    „Wer denn sonst, du Trottel? Wenn’s Bayard und seine Männer wären, hätten die uns doch längst angegriffen. Der Junge ist weg und ein Pferd dazu!“
    „Was machen wir denn …“
    „Halt die Klappe und lass mich nachdenken!“
    Wie lange würde der Knappe brauchen, um zur Burg zurückzureiten und dort den Schlupfwinkel der Bande zu melden? Wie lange mochte es dauern, bis Bayard mit einer Streitmacht anrückte?
    Sie waren auf Umwegen im weiten Bogen zu diesem Versteck geritten. Bestimmt verlief sich der Bengel auf dem Weg nach Averette und kam womöglich wieder hierher zurück, oder er irrte irgendwo in der Gegend herum. Das würde ihnen ein wenig Zeit verschaffen. Womöglich war der Junker noch ganz in der Nähe, so nahe gar, dass man ihn noch erwischen konnte, ehe er es zur Burg schaffte und alles verraten konnte.
    In Richards Leben hatte sich bis jetzt ein Verrat an den anderen gereiht. Den Anfang machte seine Mutter, die mit einem gemeinen Soldaten durchbrannte, während der kleine Junge bei seinem verbitterten, zornigen Vater blieb. Der wiederum hatte nichts Eiligeres zu tun, als

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