Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
Vom Netzwerk:
meinen Vater angeht, so hat er durchaus versucht, uns jungfräuliche Tugenden einzubläuen: indem er uns beim kleinsten Anlass prügelte. Da brauchten wir nur den Mund aufzumachen. Zu Drückebergern wollte er uns erziehen, zu Schwächlingen wie unsere arme Mutter, die schlimmer unter ihm zu leiden hatte, als Ihr oder sonst jemand es sich überhaupt vorstellen könnt. Immer wieder hat sie versucht, ihm einen Sohn zu schenken; immer wieder hat er ihr Gewalt angetan, bis sie vor lauter Schwäche nicht mehr aus dem Bett konnte. Er hat sie regelrecht ermordet. Weil ihm Töchter nicht gut genug waren und nicht reichten.“ Vor Empörung am ganzen Leibe zitternd, rammte sie die Hände in die Hüften. „Wenn ich als Grundherr vor Euch stünde, wenn ich als Lord mit irgendeinem Frauenzimmer ins Bett gestiegen wäre, ohne den Vorsatz der Heirat, wohlgemerkt – würdet Ihr dann auch so mit mir reden? Würdet Ihr es wagen, mich wie ein unmündiges Kind zurechtzuweisen? Mitnichten! Das nehmt Ihr Euch nur heraus, weil ich eine Frau bin. Als solche habe ich den Annäherungsversuchen eines Mannes gefälligst zu widerstehen. Gleichzeitig haltet Ihr uns für das schwächere Geschlecht. Wie kommt es, Father, dass wir einerseits stark sein sollen, andererseits aber als schwach befunden werden? Beides gleichzeitig! Wieso bezichtigt Ihr Eva der Sünde, nehmt es Adam aber nicht krumm, dass er so dumm ist und sich verführen lässt?“
    Der Priester richtete den bebenden Zeigefinger auf sie. „Schweig, du niederträchtige, abartige Schlange! Natterngezücht! Schnödes, verstocktes Weib, du! In der Hölle sollst du braten!“
    „Das kann schon sein, sollte der liebe Gott doch nicht der verzeihende Vater sein, als den Ihr ihn immer hingestellt habt. Aber ich glaube daran, und deshalb wird er Bayard und mir unsere Liebe vergeben.“
    Sprach’s, drehte sich auf dem Absatz um und ließ den Burgkaplan in seiner Kapelle stehen.
    Während sie aufgebracht über den Burghof ging und dem Burgsaal zustrebte, tat ihr der Wutausbruch schon ein wenig leid. Sie bereute auch ihre Sünden, glaubte aber gleichzeitig fest daran, dass Gott sie verstehen und ihr sowie ihrem Liebsten verzeihen werde. Sie hatten es ja aus Liebe getan.
    Da tönte ein Ruf vom Wehrgang herüber.
    Doch nicht etwa noch mehr Ärger? Gillian eilte zum Tor. Kaum war sie aber ein paar Schritte weiter, da schwangen die Flügel der Torhalle nach innen, und eine kleine Prozession zog hindurch, angeführt von einem Ritter und einer Dame.
    Unbändige Freude ergriff Gillian. „Adelaide!“, rief sie und stürzte auf ihre Schwester zu. Die ließ sich aus dem Sattel gleiten, ohne auf die Hilfestellung des Stallmeisters zu warten, der sich ihres Pferdes annahm. Bei dem Ritter handelte es sich vermutlich um Armand de Boisbaston, Adelaides Gemahl. Dessen Erscheinen war Gillian aber nicht so wichtig.
    Die beiden Schwestern umarmten sich liebevoll. „Ach, Adelaide!“, rief Gillian. „Bin ich froh, dass du da bist!“
    „Schön, wieder zu Hause zu sein“, erwiderte Adelaide. „Als ich deine Nachricht über den armen Dunstan bekam, da habe ich zu Armand gesagt, wir müssen sofort hin.“ Sie wandte sich um zu dem Ritter, der in vollem Harnisch geduldig wartete.
    Wie Bayard hatte er dunkles Haar, das ihm indes ungestutzt bis über die breiten Schultern fiel. Seine Augen waren braun, etwas dunkler als Bayards und mit goldenen Pünktchen. Auch Nase und Kinnpartie ähnelten denen des Bruders.
    „Gillian, das ist mein Gemahl, Lord Armand de Boisbaston“, sagte Adelaide. Liebevoll und voller Bewunderung ruhte ihr Blick dabei auf ihrem Mann.
    „Seid mir gegrüßt, Lady Gillian.“ Seine Stimme war tief, wenn auch nicht annähernd so anziehend wie die von Bayard. „Es ist mir ein Vergnügen. Ich bin schon ganz gespannt darauf, meine beiden Schwägerinnen kennenzulernen.“
    Gillians Freude war mit einem Schlage wie weggeblasen. Ihr graute davor, sagen zu müssen, dass Lizette noch nicht zurück war. Allein, es führte kein Weg daran vorbei. „Lizette ist …“
    „Lass nur, ich weiß“, unterbrach Adelaide mit einem tröstlichen Lächeln. „Hier, diese Nachricht von ihr erreichte uns bei Hofe, ehe wir aufbrachen. Anscheinend ist sie unterwegs erkrankt, wenn auch zum Glück nicht ernsthaft. Iain ist bei ihr.“
    Erleichtert atmete Gillian auf; die Last der Angst und Verantwortung fiel ein wenig von ihr ab. In Begleitung des Burghauptmanns konnte Lizette nicht viel passieren. Da würde sie wohl

Weitere Kostenlose Bücher