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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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verbundene Enttäuschung waren so bitter und scharf wie zu Beginn.
    Ein Klopfen an der Hintertür ließ sie aufschrecken, doch dann hörte sie Pauline Moss rufen und stemmte sich mühsam vom Sofa hoch.
    »Mir geht’s gut, ich bin hier drinnen.«
    Pauline war eine gute Nachbarin, eine gute Freundin, aber manchmal alles andere als willkommen. Es gab Tage, an denen Iris es vorgezogen hätte, nie wieder eine andere lebende Seele sehen oder mit ihr sprechen zu müssen.
    »Ich hab ein paar Scones gemacht. Soll ich den Kessel aufsetzen?«
    Iris Chater wischte sich über die Augen, setzte ihre Brille auf und knipste die Lampen an. Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, sagte sie sich. Was ist mit denen, die keine Nachbarn haben, niemanden, der ein Auge auf sie hat und ein Tässchen Tee mit ihnen trinkt?
    »Hallo, meine Liebe. Oh, hab ich dich geweckt? Tut mir Leid.«
    »Nein, nein, ich hab nur gelegen und ein bisschen nachgedacht. Wird Zeit, dass ich damit aufhöre.« Sie folgte Pauline in die Küche. »Du bist so gut zu mir.«
    Das Tablett war vorbereitet, der Teller mit den warmen Scones stand zugedeckt auf dem Herd.
    »Bin ich nicht, nur selbstsüchtig. Ich wollte unbedingt Scones, und du warst meine Ausrede dafür. So werde ich nie meine Pfunde los, wo jetzt auch noch Weihnachten vor der Tür steht. Ich hab die Dosen für meinen Plumpudding runtergeholt, wo ich schon dabei war. Hast du Lust, am Samstag mit mir zum Markt zu gehen und die Früchte zu kaufen?«
    Weihnachten. Iris starrte die gestickten Lupinen auf dem Tablettdeckchen an. Weihnachten. Das Wort bedeutete ihr nichts. Sie konnte sich nichts darunter vorstellen, wollte es nicht einmal versuchen.
    Pauline nahm das Tablett. »Bringst du die Kanne mit?«
    Iris stand auf. Dabei schoss ihr ein glühend heißer Schmerz durch die Knie, und sie musste sich an der Tischkante festhalten, um wieder zu Atem zu kommen. Pauline warf ihr einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts, bis sie neben dem Feuer saßen, die Scones verzehrt hatten und bei ihrer zweiten Tasse Tee waren.
    »Ich hab eine Messerspitze Natron in die Scones getan … Meine Mutter hat das immer gemacht, und ich weiß nicht, warum, aber dadurch werden sie gehaltvoller, findest du nicht auch?«
    Iris Chater sah ihre Freundin liebevoll an. »Ich weiß nicht, was ich in den letzten Wochen ohne dich gemacht hätte. Und auch während Harrys langer Krankheit. Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich für dich tun könnte, Pauline.«
    »Es gibt was.«
    »Du musst es nur sagen. Das weißt du doch, hoffe ich.«
    »Natürlich. Ich möchte, dass du mit deinen Knien noch mal zum Arzt gehst, und sag mir bloß nicht, es sei nicht so schlimm, denn das stimmt nicht.«
    »Nein, ich meine etwas für dich, Pauline.«
    »Das weiß ich. Also, was hat Dr. Deerborn beim letzten Mal gesagt?«
    »Ach, die alte Geschichte, Warteliste für eine Operation, nur dass es bei Knien offenbar nicht so erfolgreich ist wie bei Hüften, sagt sie. Und Tabletten gegen die Schmerzen.«
    Iris wollte nicht zugeben, dass ihre arthritischen Knie beim letzten Arztbesuch überhaupt nicht erwähnt worden waren. Wozu auch? Sie waren viel schlimmer geworden, der Schmerz war schärfer und immer da, aber was sie Pauline erzählt hatte, stimmte, es war eine Frage von wer weiß wie langen Wartelisten und starken Schmerzmitteln, die ihr auf den Magen schlugen. Aspirin konnte sie sich selbst kaufen.
    »Dann geh noch mal hin. Sag ihr, du bist nicht zufrieden und möchtest auf die Dringlichkeitsliste gesetzt werden.«
    »Anderen geht es viel schlechter als mir.«
    »Hm.«
    Iris griff nach der Kanne und schenkte sich die letzte halbe Tasse Tee ein.
    »Harry ist immer noch hier, weißt du?«, sagte sie.
    Pauline lächelte. »Natürlich ist er das … Er passt auf dich auf, wird das immer tun.«
    »Ich meine hier, in diesem Zimmer. Manchmal erschreckt es mich. Nur möchte ich ihn gern … sehen, ich möchte ihn hören … nicht nur spüren. Hältst du mich für verrückt?«
    »Dich?«
    »Es ist so ein Trost, Pauline. Ich möchte nicht, das es schwindet.«
    Das Zimmer war warm. Das Licht der Lampen fiel auf eine Gruppe von Messingaffen auf einem Regal und ließ sie schimmern.
    »Hast du je daran gedacht, na ja, dich an jemanden zu wenden?«
    »Was meinst du damit?«
    »An einen von diesen Spiritisten? An ein Medium?«
    Pauline aussprechen zu hören, was ihr schon selbst durch den Kopf gegangen war, ließ Iris erröten und ihr Herz schneller

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