Hill, Susan
bezweifle ich. Welche Art von Geschenken meinen Sie?«
»Wir haben ein Paar goldene Manschettenknöpfe in ihrem Haus gefunden, als Geschenk verpackt und mit einem Kärtchen, das auf eine Art zärtlicher Beziehung hinweist.«
»Du meine Güte.«
»Fällt Ihnen irgendjemand ein?«
»Nein, und ich muss sagen, ich bin sehr überrascht. So was passt überhaupt nicht zu Angela.« Sie wurde etwas nachdenklich. Freya wartete.
»Wenn ich sie mit einem Wort beschreiben sollte, würde ich ›kühl‹ wählen. Das soll nicht heißen, dass ich sie nicht mag, denn ich mag sie und habe auch großen Respekt vor ihr. Ich habe vor jedem Respekt, der so gewissenhaft und verlässlich arbeitet.«
»Ich verstehe schon, was Sie meinen, keine Bange.« Freya stand auf. »Es gibt wirklich immer noch die Möglichkeit, dass sie einfach wieder nach Hause kommt … Je zurückhaltender sie ist, desto weniger würde sie sich vielleicht jemandem anvertrauen, falls es Probleme in ihrem Leben gibt.«
»Vielleicht.«
Carol Ashton wirkte skeptisch. Freya konnte es ihr nicht verdenken, selbst sie glaubte nicht an die hohl klingenden Worte, die sie sich da brabbeln hörte.
»Würden Sie bitte weiterhin versuchen, sich an alles zu erinnern, was sie erwähnt haben könnte, möglicherweise nur nebenbei, über jemanden, den sie kannte, jemanden, der ihr nahe stand?«
»Ja. Aber mir wird nichts dazu einfallen.«
Als sie in den Flur traten, war von weiter oben ein lautes Jammern zu hören. Freya konnte sich kaum beherrschen, nicht aus der Tür zu rennen.
»Da war noch etwas, was ich Sie fragen wollte, Sergeant. Neulich habe ich Radio BEV angeschaltet und eine Bitte um jede Art von Information über einen vermissten Hund gehört … jemandes Rassehund … würde es sich nicht lohnen, den Sender zu fragen, ob er etwas über Angela bringen könnte?«
»Wir nutzen das Lokalradio BEV von Zeit zu Zeit für Bitten um Hinweise aus der Bevölkerung und werden immer mit Anrufen überflutet, die nicht alle sachdienlich sind. Aber oft taucht auch etwas Hilfreiches auf. Ich werde mich erkundigen.«
»Es ist doch sicher einen Versuch wert? Jemand könnte sie gesehen haben, könnte irgendwas gesehen haben.«
Sie gingen durch die gebohnerte Eingangshalle. Oben war alles still. Freya überlegte flüchtig, wie die jammernde Stimme wohl zum Schweigen gebracht worden war.
Durch den Nieselregen ging sie zu ihrem Auto zurück. In fast allen Häusern brannte Licht, und es war noch nicht drei Uhr. In ein paar Tagen war Weihnachten – eine bedeutsame Jahreszeit, um vermisst zu werden.
Den restlichen Nachmittag sollte sie in Bevham auf einem Seminar über Internetkriminalität mit besonderem Bezug auf Pädophile verbringen. Das regionale Polizeipräsidium stellte eine Spezialeinheit zusammen und suchte dringend Mitarbeiter dafür. Freya Graffham war nicht im Mindesten daran interessiert, sich für etwas zu melden, was sie als schmuddeliges, verstörendes und unerfreuliches Gebiet der Polizeiarbeit betrachtete, bei der man zu viel Zeit am Computer verbringen musste. Aber es würde nützlich sein, sich ein genaueres Bild über etwas relativ Neues zu machen, und es zahlte sich immer aus, durch Anmeldung zu einem Seminar Interesse zu zeigen. Als sie die Met verließ und nach Lafferton kam, hatte sie gedacht, dass Ambitionen etwas waren, was sie mit Freuden hinter sich lassen würde, zusammen mit dem Stress der Stadt London, die immer gefährlicher und deprimierender wurde, und einer kurzen, durch und durch unglücklichen Ehe. Jetzt spürte sie, wie die Veränderung sie bereits zu heilen und zu erfrischen begann. Sie hatte sich in Lafferton verliebt, als sie zum Vorstellungsgespräch hier gewesen war, genoss die Schönheit der Kathedralenstadt und der umliegenden Landschaft. Die Stadt hatte viel mehr zu bieten, als Freya erwartet hatte, und es gefiel ihr immer noch, sich in ihrem neuen Haus einzurichten.
Vor allem fühlte sie sich entspannt und mochte ihre Arbeit wieder. Begeisterung und Idealismus erfüllten sie, genau wie das Selbstvertrauen, das sie gemeint hatte in ihrem letzten elenden Jahr in London für immer verloren zu haben.
Zwanzig Minuten später saß sie in einem Raum mit etwa dreißig anderen Polizeibeamten und hörte sich die Charakterisierung des typischen kranken, gestörten und verschlossenen mittelbaren Kinderschänders an und wurde über die neuesten Techniken informiert, wie man ihn dinghaft machen konnte. Ein- oder zweimal stießen Freya die
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