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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Sie war gerettet worden. Schließlich war dreiundfünfzig nicht dreiundsechzig oder dreiundsiebzig, sondern die Blüte des Lebens. Mit fünfzig hatte ihre Mutter am Rande des Alterns gestanden. Heutzutage wurden die Menschen viel später alt.
    Als sie die schützenden Mauern des Stadtzentrums hinter sich ließ, schlossen sich Dunkelheit und Nebel um das Auto. Sie bog in die seltsamerweise nur Domesday genannte Straße und dann links in den Devonshire Drive. Im Schlafzimmer eines großen, einzeln stehenden Hauses brannte Licht, das sie aber im Nebel kaum erkennen konnte. Sie reduzierte das Tempo auf dreißig und dann auf fünfundzwanzig Stundenkilometer.
    Unmöglich, bei diesem Wetter zu erkennen, dass dies einer der anziehendsten und begehrtesten Stadtteile Laffertons war. Sie wusste, wie glücklich sie sich schätzen konnte, das kleine Haus im Barn Close gefunden zu haben, eins von den nur fünf Häusern hier, und noch dazu zu einem Preis, den sie aufbringen konnte. Es hatte nach dem Tod des alten Paares, das hier über sechzig Jahre lang gewohnt hatte, mehr als ein Jahr lang leer gestanden. Damals war es keine Sackgasse gewesen, und nur wenige der beeindruckenden Häuser am Devonshire Drive hatten da schon existiert.
    Das Haus war nie modernisiert worden und hatte sich in ziemlich schlechtem Zustand befunden, aber Angela Randall war kaum hinter der jungen Immobilienmaklerin eingetreten, da hatte sie gewusst, dass sie hier leben wollte.
    »Ich fürchte, es müsste einiges daran getan werden.«
    Doch das alles spielte keine Rolle, weil das Haus sie sofort auf ganz besondere Weise umfing.
    »Hier haben glückliche Menschen gelebt«, sagte sie.
    Die junge Frau warf ihr einen seltsamen Blick zu.
    »Ich möchte ein Angebot abgeben.«
    Sie ging in die frostige kleine, nilgrün gestrichene Küche mit dem Emaillegasherd und braun lackierten Küchenschränken und sah daran vorbei aus dem Fenster, auf das Feld hinter der Hecke und den dahinter aufragenden Hügel. Die Wolken jagten die Sonne darüber, neckten sie, ließen die grünen Hänge erst aufleuchten, um sie dann wieder zu verdunkeln, wie spielende Kinder.

    Zum ersten Mal seit jenem Klopfen an der Tür vor so vielen Jahren hatte Angela Randall etwas gespürt, das sie nach kurzem Zögern als Glück erkannte.

    Ihre Augen brannten vor Müdigkeit und der Anstrengung, im wabernden Nebel durch die Windschutzscheibe zu schauen. Manchmal waren die alten Leute ganz ruhig und friedlich, und sie wurden kaum gerufen. Sie sahen nur alle zwei Stunden nach und sortierten ansonsten Wäsche oder erledigten andere Routinearbeiten, die ihnen die Tagschicht hinterlassen hatte. In solchen Nächten hatte Angela Randall im Personalraum des Pflegeheims einen großen Teil ihrer Aufgaben für das Fernstudium machen können. Aber in der letzten Nacht war sie kaum dazu gekommen, ihre Bücher zu öffnen. Fünf Heiminsassen, einschließlich einiger der gebrechlichsten und schwächsten, waren an einer akuten Virusgrippe erkrankt, und um zwei Uhr hatten sie Dr. Deerborn rufen müssen, die eine der alten Damen direkt ins Krankenhaus bringen ließ. Mr Gantleys Medikamente hatten umgestellt werden müssen, und die neuen Tabletten hatten ihm Albträume verursacht, wilde, Angst einjagende, schreiende Albträume, von denen die Bewohner der beiden angrenzenden Zimmer wach wurden. Miss Parkinson hatte wieder geschlafwandelt und es geschafft, die Haustür zu erreichen, sie aufzuschließen und zu entriegeln, und war schon halbwegs den Weg hinunter, bis irgendjemand – in der Aufregung über all die Krankheitsfälle – es bemerkte. Demenz war nicht schön. Man konnte nur den Bewegungsspielraum eingrenzen und für sichere Unterbringung sorgen, natürlich zusammen mit einer sauberen, angenehmen Umgebung, vernünftigem Essen und freundlicher Betreuung. Angela Randall fragte sich, wie sie damit fertig geworden wäre, wenn ihre Mutter, hätte sie weitergelebt, eine Krankheit bekommen hätte, die einem das eigene Selbst raubt – Persönlichkeit, Gedächtnis, Geist, Würde, die Fähigkeit, sich auf andere zu beziehen –, alles, was das Leben lebenswert macht, kostbar und wertvoll. »Sie nehmen mich doch hier auf, nicht wahr«, hatte sie mehr als einmal spaßhaft zu Carol Ashton gesagt, der Leiterin vom Four-Ways-Pflegeheim, »falls ich je so werden sollte?« Sie hatten gelacht und über etwas anderes gesprochen, aber Angelas Frage war wie die eines Kindes gewesen, das

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