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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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königlichen Familie und Handtücher mit dem Aufdruck »Zuhause ist’s am besten« und »Desiderata« lustig machen?
    Sie betete darum, dass ihr Handy nicht klingelte. Zeit mit einem sterbenden Patienten zu verbringen – etwas so Gewöhnliches zu tun, wie in dieser Küche Tee aufzugießen, einem ganz gewöhnlichen Paar über die folgenschwerste und belastendste aller Trennungen hinwegzuhelfen – rückte die Mühen und zunehmenden administrativen Bürden einer Allgemeinpraxis auf den richtigen Platz. Die Medizin veränderte sich oder wurde von den grauen Männern verändert, die sie nur noch verwalteten, aber nicht mehr verstanden. Viele von Cat und Chris Deerborns Kollegen wurden zynisch, waren ausgebrannt und demoralisiert. Es wäre leicht, einfach nachzugeben, Patienten in der Sprechstunde wie am Fließband abzufertigen und den Bereitschaftsdienst einer Vertretung zu überlassen. So bekam man nachts genug Schlaf – und sehr wenig Befriedigung durch die Arbeit. Dazu hatte Cat keine Lust. Was sie jetzt tat, war nicht kosteneffektiv, und niemand konnte einen Preis dafür benennen. Harry Chater beim Sterben zu helfen und sich so gut es ging um seine Frau zu kümmern waren die Aufgaben, auf die es ankam, und ihr ebenso wichtig wie ihnen.
    Sie goss den Tee auf und griff nach einem Tablett.

    Eine halbe Stunde später, während seine Frau die eine Hand hielt und seine Ärztin die andere, machte Harry Chater seinen letzten, unsicheren Atemzug und starb.
    Die Stille in dem erstickend warmen Raum war immens, eine Stille, die eine besondere Qualität besaß, wie Cat bei Sterbenden immer wieder feststellte, als hätte die Erde für einen Augenblick aufgehört, sich zu drehen, und als seien alle Trivialität und Dringlichkeit aus der Welt verschwunden.
    »Danke, dass Sie geblieben sind, Dr. Deerborn. Ich bin froh, dass Sie hier waren.«
    »Ich auch.«
    »Jetzt gibt es viel zu tun, oder? Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    Cat griff nach der Hand der Frau. »Das hat keine Eile. Bleiben Sie so lange bei ihm sitzen, wie Sie wollen. Reden Sie mit ihm. Verabschieden Sie sich von ihm auf Ihre eigene Weise. Das ist jetzt das Wichtigste. Der Rest kann warten.«
    Als sie ging, hatte der Sturm nachgelassen. Es war kurz vor Tagesanbruch. Cat stand neben dem Auto und kühlte ihr Gesicht nach der Hitze im Vorderzimmer der Chaters. Der Mann vom Beerdigungsinstitut war unterwegs, und Iris Chaters Nachbarin war bei ihr. Der Friede war vorbei, und all die trübsinnigen, notwendigen Dinge, die bei einem Todesfall zu erledigen sind, liefen an.
    Ihre Aufgabe war beendet.

    Von der Nelson Street brauchte man an einem Sonntagmorgen nur zwei Minuten bis zum Kathedralenhof. Es gab einen Frühgottesdienst mit Abendmahl um sieben Uhr, an dem Cat teilzunehmen beschloss, nachdem sie zu Hause angerufen hatte.
    »Hallo. Du bist ja wach.«
    »Haha!« Chris Deerborn hielt den Hörer von sich weg, damit Cat das vertraute Geräusch ihrer miteinander rangelnden Kinder hören konnte.
    »Und du?«
    »Geht so. Harry Chater ist gestorben. Ich bin bei ihnen geblieben. Wenn es dir recht ist, gehe ich zum Frühgottesdienst und trinke hinterher bei meinem Bruder Kaffee.«
    »Simon ist zurück?«
    »Er muss gestern Abend angekommen sein.«
    »Mach das. Ich geh mit den beiden raus zu den Ponys. Du hast sicher einiges mit Si zu besprechen.«
    »Ja, wegen Dads Siebzigstem …«
    »Da wirst du vorher eine spirituelle Stärkung brauchen.« Chris war Atheist, respektierte zwar im Allgemeinen Cats Gläubigkeit, konnte sich jedoch ab und zu eine scharfe Bemerkung nicht verkneifen. »Tut mir Leid wegen Harry Chater. Das Salz der Erde, die beiden.«
    »Ja, aber er hatte genug. Ich bin nur froh, dass ich dort war.«
    »Du bist eine gute Ärztin, weißt du das?«
    Cat lächelte. Chris war ihr Mann, aber auch ihr ärztlicher Partner und, wie sie fand, ein besserer Kliniker, als sie je sein würde. Berufliches Lob von ihm bedeutete ihr viel.

    Die Seitentür der Kathedrale von St. Michael and All Angels schloss sich fast geräuschlos. Vieles von dem großen Gebäude lag im Dunkeln, aber in einer Seitenkapelle brannten Licht und Kerzen. Cat blieb stehen und schaute hinauf in den hohen Raum, der sich zum Fächergewölbe des Daches zu bauschen schien. Hier im Halbdunkel zu stehen war, als wäre man Jonas im Bauch des Wals. Wie anders war es heute als bei ihrem letzten Besuch; damals war die Kirche voll besetzt gewesen mit amtlichen Würdenträgern und einer für einen

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