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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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im Dienst. Hallo, Darling, ich hoffe, du willst nicht bleiben, wir haben heute das Chorfest, und schau dir all das hier an, ist es nicht wunderbar? Ich habe Freya gerade gesagt, sie sei für einen Detective eine echte Verschwendung.«
    »Das ist sie absolut nicht.«
    Simon Serrailler setzte sich neben seine Mutter und griff nach der Teekanne. Dann warf er Freya einen Blick zu, lächelte und tunkte Mürbeplätzchen in seinen Tee.
    Später dachte Freya, dass sie sich nicht nur an ein einzelnes Detail erinnerte, sondern an alles, weil alles zusammenkam – das Winterlicht hinter den bleigefassten Fenstern, die Wärme der Küche, das leise Schnarchen der auf dem Sofa schlafenden Kater, der Geruch von heißem Tee und der Anblick eines Topfes mit dunkellilafarbenen Krokussen auf dem Fensterbrett; sie sah Meriel Serraillers durchgedrückten Rücken und ihr Profil, das Haar hatte sich aus den Klammern am Hinterkopf gelöst, und spürte das Entzücken über diese rasch geschlossene neue Freundschaft, während sie gleichzeitig das Bild des ganzen Hauses vor sich hatte, die roten Ziegel, die hohen Schornsteine, die glänzenden Holzböden, das geschnitzte Treppengeländer. Alles kam zusammen, in einem Augenblick außergewöhnlicher Gewissheit und Klarheit.
    Ein paar Sekunden lang wagte sie nicht aufzusehen. Die Katzen schnarchten leise weiter. Irgendwo draußen bellte ein Hund. Sie schaute auf.
    Er sah sie nicht an, sondern hielt den Blick auf seine Mutter gerichtet. Freya erkannte die Ähnlichkeit in der Knochenstruktur und die völlige Unähnlichkeit in Gesichts- und Haarfarbe. Sie blickte auf Simon Serraillers Finger, die der rechten Hand um den Henkel seines Bechers gebogen, die der linken flach auf dem Tisch.
    Er sagte: »Ich verspreche dir, nächste Woche hinzugehen.«
    Das nennt man einen coup de foudre , dachte sie. Das unmittelbare, erschreckende und totale Verlieben. Das ist es.

    Sie trank ihren Tee aus und stand auf. Sie musste rasch nach draußen und in ihrem Auto allein sein. Sie musste nachdenken. Soweit es ihr überhaupt gelang, sich im Moment über ihre Gefühle klar zu werden, erkannte sie, dass sie wütend war, wütend und gleichzeitig ängstlich; ich will das nicht, sagte sie ungeduldig zu sich, ich bin nicht bereit dafür, und es ist nicht richtig. Ich will nichts davon.
    Meriel Serrailler begleitete sie zur Tür.
    »Das war wirklich so nett von Ihnen! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr Sie mir geholfen haben. Aber wir sehen uns ja nachher noch.«
    Verdammt, dachte Freya, verdammt, verdammt, verdammt.
    Er rief ihr einen Abschiedsgruß aus der Küche nach, aber Freya war schon aus der Tür und rannte fast zum Auto, fummelte zitternd am Türschloss herum.
    Verdammt.
    Sie hörte den Kies unter den Rädern aufspritzen und das Quietschen ihrer durchdrehenden Reifen.
    Ein paar Meilen weit fuhr sie viel zu schnell, bis sie zu einem Dorf mit einer kleinen Brücke kam. Sie hielt an und stieg aus. Die Brücke führte im Bogen über den Fluss, und Freya blieb unten stehen, schaute ins Wasser, versuchte sich zu beruhigen.
    Sie war schockiert von dem, was passiert war. Als sie den DCI auf dem Seminar in Bevham gesehen hatte, war er ihr angenehm erschienen, jung für seine Stellung und mit ungewöhnlichem Aussehen. Heute, ein paar Minuten nachdem er sich an den Tisch gesetzt und sie wegen einer Bemerkung seiner Mutter angelächelt hatte, hatte sie ihn angeschaut und sich verliebt, genauso unmittelbar, wie man manchmal einschlief oder über einen Witz lachte. Sie hatte von solchen Dingen gehört, hatte davon gelesen und sie als unglaubwürdig abgetan.
    Simon Serraillers Gesicht schaute aus dem kalten Wasser zu ihr auf. Die Form seiner Hände und die Strähnen seines extrem feinen Haars, die Bewegung seines Kopfes, als er sich ihr zugewandt und dann auf den Tisch geblickt hatte, all das hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt und jedes andere Bild, jeden anderen Gedanken verdrängt.
    Ein Schauder überlief Freya.
    Für Dich, mit all meiner hingebungsvollen Liebe, von Mir.
    In diesem Sekundenbruchteil begriff sie, was Angela Randalls Widmung bedeutete; sie meinte, in den Kopf der Frau hineinsehen und sie verstehen zu können. Angela Randall, eine Frau mittleren Alters, die ein steriles, einsames Leben führte, hatte sich verliebt; vermutlich eine unerwiderte, sogar unpassende Liebe, und Angela Randall war in deren Krallen gefangen. Frauen in solchen Situationen kaufen für das Objekt ihrer Liebe leichtsinnig die

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