Hill, Susan
ihm gefällig zu sein. Sie hatte es fast geschafft, sich vollständig auszulöschen, und war gerade noch einmal davongekommen.
Als Freya in Bevham aus einer Boutique kam, blickte sie hoch und sah den Namen Duckham über dem Schaufenster des Juweliers nebenan. Das Kästchen mit den goldenen Manschettenknöpfen hatte auf der Innenseite den Aufdruck Duckham getragen.
Die Streifenpolizei hatte die üblichen Befragungen durchgeführt, aber ohne Ergebnis. Auf dem Rückweg zum Parkplatz nahm Freya sich vor, den Bericht noch einmal durchzusehen, bevor sie selbst den Laden aufsuchte. Jemand bei einem kleinen, teuren Juwelier konnte sicherlich dazu gebracht werden, sich an den Verkauf solcher Manschettenknöpfe zu erinnern.
Am folgenden Samstag verbrachte sie den Morgen damit, letzte Hand an ein halbes Dutzend Desserts zu legen, bevor sie alles in Brotkisten verstaute, die sie sich aus der Kantine des Polizeireviers geliehen hatte.
Das Haus zu finden war nicht schwer. Steinsäulen standen vor einer Auffahrt, die sich zwischen Buchen hindurchschlängelte, unter denen ganze Büschel von Schneeglöckchen und Eisenhut wuchsen. Das Haus war vermutlich edwardianisch, rote Ziegel mit hohen Schornsteinen. Hier, unter den Bäumen auf der breiten Wiese, sprossen weitere Schneeglöckchen, noch mehr Eisenhut und die ersten eisblauen Krokusse.
»Sie sind Freya? Willkommen, willkommen. Ich bin Ihnen so dankbar.«
Die Frau war groß und schlank, hatte ein scharf geschnittenes, intelligentes Gesicht. Sie trug Jeans und ein T-Shirt, das graue Haar hochgesteckt, und ihr Alter mochte irgendwo zwischen fünfundfünfzig und fünfundsiebzig liegen.
Sie streckte die Hand aus. »Meriel Serrailler.«
»Du meine Güte, natürlich sind Sie das.«
»Wer?« Und als sich ihre Gastgeberin umdrehte, erkannte Freya die Ähnlichkeit sofort. Es lag an der Nase.
»Serrailler. Mein Vorgesetzter heißt Simon Serrailler.«
»Mein Sohn. Gott im Himmel, Sie sind Polizistin!«
»Detective Sergeant Freya Graffham, Kriminalpolizei Lafferton.«
»Gut, ich versprechen Ihnen, keine Witze über singende Polizistinnen zu machen.«
Sie trugen die Kisten ins Haus. Der Fußboden war aus versiegeltem Parkett, die geschwungene Treppe führte zu einer geschnitzten Holzgalerie hinauf, an den Wänden hingen gerahmte Zeichnungen. Die Küche war eine Mischung aus alten Holztischen und -schränken, geschrubbten Arbeitsflächen, Pflanzen und einem abgeschabten Sofa, auf dem zwei große rote Kater schliefen. Dreimal mussten sie gehen, um alles hereinzubringen, dann nahm Meriel Serrailler die Tücher ab und bewunderte die Schokoladentorte, die Mousse aus Grapefruit und Minze, die klebrigen Ingwerkekse mit dickem Guss, den Rhabarber- und Honigstreuselkuchen, die umgestürzte Pavlova aus Eischaum, Haselnüssen und Kaffee und die Beeren-Charlotte.
»Meine Liebe, was für ein Festmahl! Warum um alles in der Welt sind Sie Polizistin und betreiben nicht Ihre eigene Konditorei?«
Eine halbe Stunde später saßen sie mit Teebechern und Mürbeplätzchen am Tisch, und Freya hatte bereits einiges mehr über Lafferton erfahren, die Kathedrale, die St.-Michael-Sänger, das Kreiskrankenhaus von Bevham, die verschiedenen Serrailler-Ärzte. Sie hatte das Gefühl, diese Frau schon ihr halbes Leben lang zu kennen. Meriel Serrailler war eine Schönheit gewesen, aber wie viele schlanke Frauen im Alter faltig und knochig geworden.
Und, dachte Freya, das stört überhaupt nicht. Die Schönheit mochte vergangen sein, aber Intelligenz, Charme und ein lebhaftes Interesse an Menschen traten in den Vordergrund.
»Jetzt sind Sie dran. Ich möchte wissen, woher Sie kommen und warum, wen Sie in Lafferton schon kennen gelernt haben, ob Sie bleiben werden und wem Sie sich schon angeschlossen haben.«
Die Finger um ihren Becher mit frischem Tee geschlungen, wollte Freya gerade von sich zu erzählen beginnen, weil sie erkannte, dass Meriel Serrailler eine Frau war, die Vertrauen anzog und der sie sich auch gerne anvertrauen wollte, als draußen ein Auto hielt und jemand direkt ins Haus kam.
»Wer könnte das sein … Cat und die Kinder, obwohl ich das nicht hoffe, bei all den Süßspeisen hier, und mir ist im Moment nicht so nach Sam und Hannah … Robert kann es nicht sein, der wollte Martha besuchen …«
Aber die Tür öffnete sich, und es war Freyas DCI.
»Guter Gott.«
Freya machte Anstalten, sich zu erheben. »Guten Tag, Sir.«
»Nun hören Sie um Himmels willen damit auf, Sie sind nicht
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