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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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ältere Frau, wurden angenommen.
    Freya wusste, dass sie außer Übung und ihre Stimme nach einer Erkältung etwas rau war. Das Vorsingen war nicht einfach – die Anforderungen der St.-Michael-Sänger waren hoch –, aber von dem Moment, als sie den Ton vom Klavier aufnahm, fühlte sie sich wie ein Vogel, der jubelnd zum Himmel aufsteigt. Das Singen hatte ihr viel mehr gefehlt, als ihr bewusst gewesen war.
    Bevor sie an dem Abend gingen, teilte der Chorleiter ihnen das Programm für die kommende Saison mit, die bis Ende Juni dauerte. Im Mai würden sie hier in der Kathedrale Brittens Kriegsrequiem singen und davor, am Ostersamstag, in Bevham an einer riesigen Aufführung der Johannespassion von Bach teilnehmen, zusammen mit Chören aus dem gesamten County. Freyas Herz hob sich. Den Bach kannte sie gut und den Britten hatte sie schon lange mitsingen wollen.
    »Demnächst veranstaltet der Chor ein geselliges Beisammensein. Wir können immer Freiwillige brauchen, die mithelfen. Sie wissen, dass so was im Allgemeinen immer denselben paar Alteingesessenen überlassen wird, wenn Sie also etwas beitragen wollen …«
    Freya hatte sich gemeldet, unter der Voraussetzung, dass ihr Dienst es erlaubte, und sich die Nummer des Chormitglieds aufgeschrieben, das an dem Abend für die leiblichen Genüsse sorgen sollte. Sie war zwar keine ernsthafte Köchin, aber sie hatte schon immer gerne Desserts zubereitet.
    Auf der Rückfahrt sang sie die in den CD-Spieler eingelegte Johannespassion mit. Sie mochte ihr neues Haus; die Kriminalpolizei von Lafferton hatte ihr von Anfang an die Art von Herausforderungen geboten, in die sie sich gerne verbiss; sie hatte ihre Musik wieder, und jetzt schien auch ihr gesellschaftliches Leben in Fahrt zu kommen.
    Sie rief bei der Nummer an, die ihr der Chorleiter Alan Fenton gegeben hatte, aber es meldete sich niemand, und kein Anrufbeantworter nahm ihren Anruf entgegen. Sie würde es später noch einmal versuchen. Inzwischen, während sie nach ihren Kochbüchern in ein paar Kisten kramte, die sie immer noch nicht vollständig ausgepackt hatte, musste Freya plötzlich grinsen.
    »Verzehr dich vor Gram, Don Ballinger.«
    Kurz vor zehn rief sie erneut an.
    »Ja?« Ein gereizter älterer Mann.
    »Hallo, mein Name ist Freya Graffham. Ich habe diese Nummer vom Chorleiter von St. Michael bekommen …«
    »Das betrifft meine Frau.«
    Noch ein Mann, der so klang, als wolle er so wenig wie möglich mit den Aktivitäten seiner Frau zu tun haben.
    »Hier ist Meriel.«
    Freya begann den Grund ihres Anrufs zu erklären, wurde aber gleich unterbrochen, diesmal von einem Freudenschrei.
    »Soll das heißen, Sie bieten Ihre Hilfe an? Sie sind eine Heilige!«
    »Ich habe erst heute Abend vorgesungen, aber wir haben sofort zu hören bekommen, dass immer alles von denselben alten Schultern getragen wird und dringend freiwillige Helfer gesucht werden.«
    »Der gute alte Alan.«
    »Ich könnte ein paar Nachspeisen machen. Das mache ich gerne. Wie viele werden denn kommen?«
    »Zwischen zwanzig und hundertfünfzig, meine Liebe – kaum einer antwortet je auf die Einladung, und Partner sind ebenfalls eingeladen. Wenn es tatsächlich hundertfünfzig werden, dann helfe uns Gott, weil das Fest hier stattfindet. Mein Mann wird explodieren.«
    »Ich könnte sechs verschiedene Desserts machen. Soll ich sie an dem Tag vorbeibringen?«
    »Bitte, aber wäre es nicht einfacher für Sie, alles einzufrieren und vorher zu bringen …?«
    »Nein, das geht schon.«
    »Ich hoffe, Sie kommen auch zu dem Fest. Es ist immer gut, neue Gesichter zu sehen – und natürlich auch neue Stimmen zu haben. Wohnen Sie in Lafferton? Ich habe Ihren Namen nicht erkannt.«
    »Ich bin erst vor ein paar Monaten hergezogen. Aber ich freue mich, dass ich in den Chor aufgenommen worden bin. Ich habe mir den Messias angehört, und das hat mich daran erinnert, wie sehr mir das Singen gefehlt hat. Ich habe schon in London im Chor gesungen.«
    »Wunderbar. Hier ist die Adresse.«
    Freya schrieb sie auf.
    »Das ist etwa fünf Meilen außerhalb Laffertons, eine Meile auf der Straße von Bevham nach Flimby, und nach dem Pub müssen Sie scharf links abbiegen. Kommen Sie, wann immer Sie wollen. Ich werde den Tag über bis zu den Ellbogen in Quiches und Salat stecken. Ich freue mich wirklich darauf, Sie kennen zu lernen … Mrs Graffham …?«
    »Ich habe meinen Mädchennamen wieder angenommen, bin letzten Sommer geschieden worden. Beruflich war ich sowieso

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