Hill, Susan
Weite des Himmels über ihr und der Erde unter ihr bewusst, mit denen sie, Debbie Parker, durch unsichtbare, aber mächtige natürliche Kräfte verbunden war. Sie dachte an alles, was Dava ihr über die Erweiterung ihres Geistes und ihrer Seele gesagt hatte, um sich mit der ganzen Erde, dem Himmel und dem gesamten Universum im Einklang zu fühlen.
»Nichts ist fremd für dich, nichts ist dir feindselig gesinnt. Alles ist Teil von dir, und du bist wiederum Teil von allem. Du wirst sicher gehalten und wirst das spüren, sobald du dein Herz und deinen Geist öffnest. Geh viel spazieren, atme und schaue und lausche, dann wirst du merken, dass du dich jedes Mal freier fühlst und mehr in Harmonie mit dir.«
Es stimmte, sie fühlte sich im Einklang mit der Welt, der sich drehenden Erde unter ihr, den Schichten auf Schichten von … sie wusste nicht, was, aber sie hatte ein Bild im Kopf von tief hinabreichenden Wurzeln. Sie sah nach oben. Über ihr waren nur hellgraue Wolken, doch sie konnte sich ohne weiteres das Himmelsblau vorstellen und dahinter schimmerndes Gold, in das sie hineinschauen konnte.
Der Spaziergang war belebend, obwohl sie mehrfach stehen bleiben musste, um wieder zu Atem zu kommen. Auch das würde sich bessern, wenn sie mehr lief und fitter wurde. Dava hatte ihr geraten, ihre Stimmungen einzuordnen und mit Symbolen zu versehen, sie zu gewichten und ihnen Farben und Formen zu geben. An diesem Morgen war ihre Stimmung leicht, sie wog fast nichts; sie war silbrig weiß und hatte weiche, wolkige Kanten.
Der eine Besuch bei Dava hatte alles in Debbie Parkers Welt verwandelt. Sie wusste, dass sie Dr. Deerborn heute Morgen eigentlich nicht aufsuchen musste. Dava würde ihre Zukunft formen und sie durch alle Veränderungen geleiten, die auf dem Weg zu ihrem neuen Selbst, einem neuen Leben stattfinden würden. Sie würde schlank sein, eine reine Haut haben, sie würde unbeschwert und optimistisch sein, ausgeglichen und fröhlich; sie würde studieren oder sich einen neuen Job suchen. Sie würde mehr Freunde finden, und ihr ganzes Selbst würde sich ausweiten.
Verschwitzt und mit einer Blase an der linken Ferse erreichte sie die Praxis in Manor House, war aber trotzdem so glücklich, dass sie am liebsten laut gesungen hätte. Selbst während des Wartens war sie glücklich. Das Wartezimmer war voll junger Frauen mit hustenden Kleinkindern und alter Männer, die über die Wartezeit meckerten, und die Zeitschriften waren verknickt, aber für Debbie war alles wunderbar und Teil der einen, harmonischen Welt. Sie fand es erstaunlich, dass hier niemand sonst von Dava und seinen Kräften wusste, von seiner Heilfähigkeit und der Hilfe, die er ihnen geben konnte, seiner Schönheit und Spiritualität. Vielleicht sollte sie ein paar von den blauen Karten mitbringen und auf den Tisch neben die Zeitschriften legen, aber nach kurzem Nachdenken entschied sie sich dagegen, denn selbst wenn die Patienten dankbar dafür wären, käme es bei den Ärzten vermutlich nicht so gut an.
»Debbie Parker, bitte.«
Dr. Deerborn war blass und hatte eine Erkältung. Das schien sich auf ihre Stimmung auszuwirken.
»Was um Himmels willen haben Sie sich dabei gedacht, Debbie? Hatten Sie überhaupt eine Ahnung, was Sie da eingenommen haben oder was in dem Zeug war, das Sie sich aufs Gesicht geschmiert haben?«
Debbie fühlte sich vernichtet.
»Lassen Sie mich mal Ihre Haut anschauen. Kommen Sie hier rüber ans Licht.«
»Ich finde nicht, dass ich was falsch gemacht habe.«
»Wirklich? Nach allem, was passiert ist?«
»Tja, das konnte ich ja nicht wissen, oder? Sie haben selbst gesagt, dass Menschen auf alles Mögliche merkwürdig reagieren.«
»Ja, stimmt. Schieben Sie es auf eine schlechte Nacht, aber ich sollte es nicht an Ihnen auslassen. Gut, kümmern wir uns erst mal um Ihre Akne. Warum sind Sie damit nicht gleich zu mir gekommen, Debbie? Das lässt sich heutzutage so leicht heilen. Ich gebe Ihnen ein Antibiotikum, das Sie sechs Wochen lang nehmen müssen. Hören Sie nicht vorher damit auf. Die Akne wird allmählich zurückgehen und nicht wiederkommen.«
»Und das ist alles? Keine Salben und Zeugs?«
»Nein. Sie brauchen nichts auf Ihre Haut zu schmieren, und kaufen Sie keine Lotionen, die Wunder versprechen, das Antibiotikum reicht völlig aus. Sie hatten bisher kein Asthma, oder?« Sie las in Debbies Karteikarte.
»Nein. Soviel ich weiß, nicht.«
»Vermutlich eine einmalige Reaktion, aber ich verschreibe Ihnen trotzdem
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