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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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einen frühen Hausbesuch machen und war dann im Frühgottesdienst.«
    »Also möchtest du hier frühstücken.«
    »Zumindest Kaffee trinken. Ich glaube, ich bring jetzt noch nichts anderes runter. Wie war’s in Italien?«
    Simon ging in die Küche, aber Cat folgte ihm nicht, noch nicht, wollte erst dieses Zimmer genießen. Es erstreckte sich über die ganze Länge des Hauses und hatte hohe Fenster. Von der Küche aus konnte man einen Blick auf den Hügel erhaschen.
    Die weiß gestrichenen Fensterläden waren zurückgeklappt. Auf den lackierten alten Ulmendielen lagen zwei große, wertvolle Teppiche. Licht floss herein auf Simons Zeichnungen und seine wenigen, sorgfältig ausgewählten Möbelstücke, die souverän Antikes mit klassischer Moderne vereinten. Hinter diesem großen Raum befanden sich ein kleines Schlafzimmer und ein Badezimmer, dann gab es noch die schmale Küche. Alles war auf das hier ausgerichtet, auf diesen einen ruhigen Raum, und Cat kam, dachte sie, aus denselben Gründen hierher, aus denen sie in die Kirche ging – Frieden, Ruhe, Schönheit, zum geistigen wie auch visuellen Aufladen ihrer Akkus. Nichts an der Wohnung ihres Bruders hatte auch nur entfernte Ähnlichkeit mit Cats unordentlichem Bauernhaus, immer laut und unaufgeräumt, voller Kinder, Hunde, Gummistiefel, Zaumzeug und medizinischer Zeitschriften. Sie liebte das Haus, dort befand sich ihr Herz, waren ihre tiefsten Wurzeln. Aber ein kleiner, lebenswichtiger Teil ihrer selbst gehörte hierher, an diesen Zufluchtsort aus Licht und Friedlichkeit. Vermutlich war es das, womit sich Simon seine geistige Gesundheit erhielt und was es ihm möglich machte, seinen oftmals anstrengenden und bedrückenden Beruf so gut auszuüben, wie er es tat.
    Auf einem Tablett trug er eine Cafetiere und Becher herein und stellte es auf den Buchenholztisch am Fenster, das auf den Kathedralenhof und die Rückseite der Kirche hinausging. Cat legte ihre Hände um den warmen Keramikbecher und hörte zu, wie ihr Bruder von Siena, Verona und Florenz erzählte, wo er gerade jeweils vier Tage verbracht hatte.
    »War es immer noch warm?«
    »Goldene Tage, kühle Nächte. Genau richtig, um tagsüber draußen zu arbeiten.«
    »Kann ich schon etwas anschauen?«
    »Ist noch alles verpackt.«
    »Na gut.«
    Sie dachte nicht daran, Simon zu drängen, ihr seine Zeichnungen zu zeigen, bevor er diejenigen ausgewählt hatte, die er für die besten und vorzeigbarsten hielt.
    Nach dem Schulabschluss war Simon auf die Kunstakademie gegangen, gegen den Wunsch, den Rat und alle Ambitionen ihrer Eltern. Nie hatte er auch nur das geringste Interesse an Medizin gezeigt, anders als jeder Serrailler seit Generationen, und kein Druckmittel hatte ihn dazu bringen können, sich in der Schule länger als notwendig mit Naturwissenschaften zu beschäftigen. Er hatte gezeichnet. Er hatte immer gezeichnet. Auf die Kunstakademie war er gegangen, um zu zeichnen – nicht um Fotos zu machen, Mode zu entwerfen oder Computergrafik zu lernen, und schon gar nicht, um Installation oder Konzeptkunst zu studieren. Er zeichnete hervorragend, Menschen, Tiere, Pflanzen, Gebäude und merkwürdige Winkel aus dem Alltagsleben, auf Straßen, Märkten und allen möglichen öffentlichen Plätzen. Cat mochte seinen inspirierten Strich und die Kreuzschraffierungen, seine raschen Skizzen, die wunderbar beobachteten und ausgeführten Details. Zweimal im Jahr und wann immer er ein Wochenende dazwischen freimachen konnte, flog er zum Zeichnen nach Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland oder noch weiter weg. Er hatte Wochen in Russland verbracht, einen ganzen Monat in Lateinamerika.
    Aber er hatte die Kunstakademie nicht abgeschlossen. Er war enttäuscht und desillusioniert gewesen. Niemand, sagte er, wollte, dass er zeichnete, oder war auch nur im Geringsten daran interessiert, Zeichnen zu unterrichten oder zu fördern. Stattdessen war er aufs King’s College in London gegangen und hatte Jura studiert, hatte das Erste Staatsexamen abgelegt und war sofort bei der Polizei eingetreten, seiner anderen Leidenschaft seit der Kindheit. Rasch war er zur Kriminalpolizei und mit zweiunddreißig zum Detective Chief Inspector befördert worden.
    Bei der Polizei war der Künstler, der seine Arbeiten mit Simon Osler – Osler war sein Mittelname – signierte, unbekannt, ebenso wie DCI Simon Serrailler jenen unbekannt war, die zu seinen Verkaufsausstellungen in Orten fern von Bevham und Lafferton kamen.
    Cat füllte ihren Becher

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