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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Annie ihr Büro hatte, und nahm die Büchse aus dem Schreibtisch. Fünfundsiebzig Pfund.
    »Die letzten beiden haben bar bezahlt«, sagte Annie, die hinter ihm hergekommen war, »aber nimm nicht alles, Colin, die Stromrechnung ist fällig.«
    Er nahm dreißig.
    »Findest du nicht, dass du anrufen solltest? Der Polizei sagen solltest, dass das Mädchen hier war?«
    »Weshalb? Ich glaube nicht, dass ich der Letzte war, der sie gesehen hat.«
    »Die Polizei hat um jede Art von Information gebeten.«
    »Wir können ihnen keine geben.«
    Er warf einen Blick in den Terminkalender. Nur noch einer, und erst um drei Uhr, und morgen auch nur einer. Nicht gut.
    »Wird Zeit, dass wir mehr Werbung machen«, sagte er zu Annie. »Ich denk beim Essen drüber nach.«
    Colin Davison sah eher durchschnittlich aus, ein unauffälliger Mann zwischen vierzig und fünfzig auf dem Weg ins Biocafé »Green Man«, der nichts von dem charismatischen Dava an sich hatte. Irgendetwas geschah, wenn er das Licht dämpfte und seine Robe anzog, irgendetwas kam über ihn und verlieh ihm Macht und Präsenz, sobald ein Kunde hereinkam. Er spürte es und wusste, dass es funktionierte. Colin war kein Zyniker. Auf seine Weise glaubte er an das, was er tat, wenn auch keineswegs an alles, was er sagte. Man brauchte nur an das Mädchen zu denken, diese Debbie … wie sie von ihm profitiert hatte. Er tat, was andere nicht tun konnten – Ärzte, Psychiater, nicht einmal Kosmetikerinnen.
    Wenn er das Ganze ein bisschen aufmotzte, war das durchaus harmlos, und es half alles – die blaue Karte, die Termine zum »günstigsten Zeitpunkt für dich«, die Musik, die er laufen, die Zeilen, die er sie auswendig lernen ließ. Sie brauchten ihn.
    Das Café war ziemlich voll, und als er hereinkam, entdeckte ihn Stephen Garlick und deutete auf einen freien Platz neben sich am Fenster. Colin holte sich einen Teller mit einer Käse-und- Tomaten-Quiche und Salat, dazu ein Zimtmuffin, und nahm es mit hinüber. Er mochte Stephen, der in seinem Laden kaum Umsatz machte mit Kerzen und Räucherstäbchen, Windspielen und Traumfängern, ökologischem Waschmittel und Gesichtscremes ohne Tierversuche und Büchern über alles von Fengshui bis zu vegetarischer Küche. Er war ein Träumer, ein hundertprozentig Gläubiger, Recycler und Tierschützer, aufrichtig und unbestechlich. Manchmal, wenn er mit Steve zusammen war, schämte sich Colin etwas.
    »Hallo.«
    »Gesundheit und Glück«, erwiderte Steve. »Ich hatte gehofft, dich zu treffen.«
    »Probleme?«
    »Ja, aber nicht meine. Oder, na ja, nicht nur meine. Hast du von dem Typen gehört, der Hen Lane 12 übernommen hat?«
    Colin schüttelte den Kopf, den Mund voll mit der warmen und sehr leckeren Quiche. Die konnten hier wirklich gut kochen, besonders solche Sachen. Man musste sich nur vor dem merkwürdigeren Zeug hüten.
    »Er heißt Anthony Orford.«
    Colin sah ihn verständnislos an.
    »Niemand ist sich sicher, woher er kommt, möglicherweise aus Nordengland, obwohl jemand anders von Brighton gesprochen hat. Er zieht alle paar Jahre um, wahrscheinlich, wenn ihm der Boden unter den Füßen ein bisschen zu heiß wird.«
    »Gott, du kriegst nicht nur allen Klatsch mit, du bist der Klatsch. Wer ist der Typ?«
    »Ein alternativer Therapeut.«
    Colin senkte seine Gabel. »Das ist allerdings besorgniserregend. Wir sind schon genug hier, und es gibt zu wenig Kunden. In welchem Bereich ist er tätig?«
    »Er bezeichnet sich als Psychochirurg.«
    »Oh, mein Gott, von dem hab ich gehört. Er eröffnet eine Praxis, ist monatelang ausgebucht, sein Ruf verbreitet sich in Windeseile, und die Leute kommen aus dem ganzen Land zu ihm.«
    »Was genau macht er denn?«
    »Behauptet, von dem Geist eines Arztes besessen zu sein, der vor hundert Jahren oder so gelebt hat, und führt Operationen durch … nur sind es keine. Aber die Leute scheinen das zu glauben.«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß nicht, wie er es macht, aber sein Ruf eilt ihm voraus. Er habe Menschen von schweren Krankheiten geheilt … Tumoren, Geschwüren, MS … Wenn die Leute mal entdeckt haben, wo er ist, werden sie Schlange stehen, und wir anderen gehen leer aus.«
    »Mir kann das nicht schaden … oder dem Café.« Stephen sah sich um. »Und ich glaube, du brauchst dir auch keine Sorgen zu machen, deine Arbeitsweise ist doch ganz anders.«
    »Ja, aber die Leute wählen zwischen uns aus, die machen nicht erst die Runde.« Debbie Parker fiel ihm ein. Sie war auch bei anderen

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