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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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so oft wie möglich an die frische Luft, vorzugsweise in der freien Natur.«
    »Wissen Sie, wo sie ihre Spaziergänge machte?«
    »Sie erwähnte den Treidelpfad beim Fluss, aber das fand ich nicht so gut. Fließendes Wasser hat therapeutische Wirkung, doch Treidelpfade sind oft genau der Ort, wo Exhibitionisten und andere krankhafte Individuen lauern. Keine gute Idee für eine junge Frau ganz allein.«
    »Kennen Sie Lafferton?«
    »Ja, aber ich wohne nicht dort.«
    »Gibt es irgendeinen Ort, wo sie spazieren gegangen sein könnte?«
    »Na ja, bestimmt der Hügel. Die Wernsteine dort oben sind uralt, es ist ein Ort mit sehr positiver Energie. Und es kann nur gut tun, sich bergauf ein wenig anstrengen zu müssen.«
    »Also haben Sie ihr vorgeschlagen, auf den Hügel zu gehen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich es ihr tatsächlich vorgeschlagen habe – ich meine, es hätte ebenso gut von ihr kommen können. Sie wohnt ja dort in der Nähe, nicht wahr, und es ist der bekannteste Teil von Lafferton außer der Kathedrale, daher bietet es sich geradezu an, oder?«
    »Hat sie Ihnen erzählt, dass sie dort spazieren gegangen ist? Vielleicht bei ihrer zweiten Sitzung?«
    »Ich erinnere mich nicht. Ich habe viele Kunden, wissen Sie, mein Terminkalender ist auf Wochen ausgebucht. Ich glaube, sie hat definitiv gesagt, sie sei spazieren gegangen … und ich habe es bemerkt – man kann immer erkennen, wenn jemand begonnen hat, sich im Rhythmus der Natur zu bewegen.«
    »Sie hat Ihnen gegenüber also nie erwähnt, dass sie auf dem Hügel war?«
    Das gefiel ihm nicht. Er war offen und geradeheraus gewesen und hatte ihnen Zeit gewidmet, und es gefiel ihm nicht, dass sie immer weiterbohrten, auf dieser einen Sache beharrten. Was dachten die sich?
    »Ich sagte …«
    »Sie sagten, Sie hätten viele Kunden, ja, schon gut.«
    Die Frau wirkte plötzlich warmherziger und mitfühlender, als sie sich etwas vorbeugte, seinen Blick festhielt. »Was Sie uns bisher erzählt haben, ist wirklich hilfreich, Mr Davison. Aber diese Sache ist sehr wichtig. Selbst die kleinste Einzelheit, an die jemand sich erinnert, könnte uns helfen. Momentan wird der Hügel gründlich abgesucht.«
    Die Atmosphäre im Raum hatte sich verändert. Plötzlich ging es um Leben und Tod. Er konnte sich die Reihe der Uniformierten vorstellen, wie sie mit ihren Stöcken hier und dort hinschlugen, überall herumstocherten, sich langsam vorwärts bewegten.
    »Das verstehe ich«, sagte er leise, den Blick auf die Frau gerichtet. »Ich weiß, dass wir über den Hügel gesprochen haben, dass sie lieber dahin gehen sollte als auf den Treidelpfad, aber ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern, ob ich es vorgeschlagen habe oder sie. Ist sie dort zum letzten Mal gesehen worden?«
    »Wir sammeln alle Arten von Informationen, Mr Davison.« Die Polizistin erhob sich. Ihr Gesicht war ausdruckslos, während sie ihm in dieser nichts sagenden Amtssprache antwortete, der Augenblick scheinbarer Intimität zwischen ihnen vorüber.
    Sie reichte ihm ihre Karte. »Ich möchte, dass Sie noch mal genau über Ihre beiden Treffen mit Debbie Parker nachdenken. Wenn möglich, überprüfen Sie bitte alle Notizen, die Sie sich zu ihr gemacht haben. Und wenn Ihnen irgendwas einfällt, und sei es noch so unbedeutend, rufen Sie uns bitte dringend an. Es spielt keine Rolle, ob es sich als nichtig herausstellt – überlassen Sie uns die Beurteilung.«
    »Selbstverständlich. Ich werde heute Abend darüber meditieren, wenn meine Sitzungen beendet sind.«
    »Wir wissen das wirklich zu schätzen.« Der Ton des jungen Mannes war ironisch, aber als Colin zu ihm aufsah, verriet sein Gesicht nichts.

25
    B esser, viel besser. Jetzt noch einmal von vorn.«
    Der Chor stöhnte leise. Sie hatten heute Abend härter gearbeitet als je zuvor, und es war halb zehn, Zeit, den Durst zu löschen.
    »Wenn Sie dann so weit wären, meine Damen und Herren.«
    »Sadist«, sagte jemand, gerade noch hörbar.
    Der Chorleiter David Lester lächelte.
    »Vielen Dank. Also, Dona nobis pacem … Paaaa …cem, und bitte denken Sie daran, das Wort bedeuten Frieden … Baritone, bitte nicht brummen … konzentrieren Sie sich und … drei vier.«
    Trotz der Müdigkeit und der trockenen Kehlen floss die Musik aus ihnen heraus, inspirierte sie, besser zu singen denn je. Freya hatte sich nie so versunken in die Musik gefühlt, noch war sie von dem, was sie sang, je so bewegt gewesen, wie schwierig sie es auch fand. Sie

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