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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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hasse ihn für das, was er da sagt. Weil ich natürlich nicht ganz sicher weiß, ob er nicht doch recht hat.
„Geh weg, lass mich in Ruhe, lass mich einfach in Ruhe!“, brülle ich nun fast, und schon kommen drei meiner Bauarbeiter angelaufen, mit Schaufeln und Eisenstangen in den Händen.
„Hast du nicht gehört, Frau will haben Ruhe!“, herrscht der eine, ein Einmeterneunzig-Schrank mit tollen Muckis, ihn an.
„Verpiss dich“, sagt Richi, mein Lieblingselektriker, der mit seiner Faust locker eine Kartoffel zerdrücken könnte, und hebt die Eisenstange hoch. „Aber dalli!“
„Was willst du pickeliges Würstchen denn überhaupt von diesem Klasseweib?!“, setzt Manni, der Polier, noch eins drauf.
Ich strahle ihn an. Klasseweib hat noch keiner zu mir gesagt. Wobei es etwas nach Rubensfigur klingt, wie ich gleich darauf überlege. Findet er mich etwa fett? Zum Glück habe ich gerade andere Probleme, als das, dass mich mein Polier in hochschwangerem Zustand fett finden könnte. Denn jetzt heißt es zu verhindern, dass Daniel gleich stolz verkündet, der Vater meines Kindes zu sein. Und das, wo doch alle denken, dass dies natürlich Tobias ist! Mein persönliches Drama in mehreren Akten geht nun wirklich keinen meiner Bauarbeiter etwas an. Daniel sieht meinen Blick und versteht.
„Leute, alles okay. Ich tu ihr schon nichts“, sagt Daniel mit leicht erhobenen Händen. „War nur ein Missverständnis.“
Manni und Richi erheben noch mal ihre Waffen, und Daniel tritt, nach einem sehnsüchtigen Blick zu mir, für einen Moment den Rückzug an.
     
     

***
     
Nicht arbeiten zu dürfen, ist für viele Frauen eine echte Strafe.
Vermutlich lassen deshalb so viele Männer einfach ihre stinkigen Socken am Abend neben dem Sofa liegen?! Sie wollen nicht, dass wir uns unnütz fühlen.
Denn das Gefühl, zu nichts nütze zu sein, außer als Brutmaschine, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Zumindest für die meisten von uns.
Nachdem ich mir noch nicht mal türkisfarbenen Nagellack auf die Fußnägel lackieren kann, aus Angst, die fiese Chemie würde in mein Inneres eindringen und das Kind schädigen, sitze ich wie ein Klops auf dem Sofa und stopfe gesunde, ziemlich scharfe Radieschen in mich hinein. Und dann beruhige ich mich mit dem Gedanken, dass ich bei dem Bauchumfang, den das Ganze inzwischen angenommen hat, auch gar nicht mehr an meine Fußnägel kommen würde. Endlich verstehe ich, warum Schwangere immer unter eingewachsenen Fußnägeln leiden. Eine professionelle Pediküre scheint unabwendbar, wenn man nicht seinen Liebsten darum bitten möchte. „Du, Schatz, kannst du mir mal bitte mein Hühnerauge abfeilen?“ Tobias würde das bestimmt tun, aber vor Daniel wäre mir das hochnotpeinlich. Wieder ein Punkt für Tobias!
Ich fühle mich wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte. Nicht fähig, irgendetwas zu tun. Die Staubschicht auf den Regalen wächst proportional zu meinem Bauchumfang.
Da steht eines Tages plötzlich Tobias` Mutter Hilde auf der Matte. Wie immer perfekt gestylt.
„Kindchen, hier sieht es ja aus wie bei Hempels! Du hast doch Zeit. Wieso arrangierst du denn nicht alles hübsch und adrett?“
Weil ich den ganzen Tag darüber nachdenke, ob dein Sohn der richtige Mann für den Rest meines Lebens ist, würde ich am liebsten sagen und fühle mich faul wie eine schimmelige Tomate.
„Weil ich mich schonen soll“, sage ich besser, „hat der Arzt gesagt.“
Kleine Notlügen sind bei Schwiegermüttern in spe erlaubt.
„Schonen?! Um Gottes Willen, Liebchen, dann leg dich ganz schnell hin. Wenn der Arzt das sagt, dann ist damit nicht zu spaßen! Du bewegst dich keinen Meter mehr vom Sofa fort, ich sage meinen Friseurtermin bei Udo ab und bleibe den ganzen Tag hier, bis Tobias kommt!“
Manche Notlügen sollte man sich wirklich etwas genauer überlegen. Die gute Hilde den ganzen Tag, das überlebe ich nicht.
„Nein, nein, er hat nicht ‚liegen’ gesagt. Alles gut, Hilde, dem Baby geht’s gut. Er hat ‚Ruhe’ gesagt, ich brauche ganz viel Ruhe.“ Ich mache eine bedauernde Geste zur Tür.
Hilde versteht. „Natürlich, Ruhe. Ich bin schon weg. Und telefonier nicht so viel. Vor allem nicht mit deiner Katastrophenfreundin, dieser Jacky. Das regt alles viel zu sehr auf.“
Und weg ist sie. Und es herrscht wieder Ruhe. Und die verwirrenden Gedanken sind wieder da, die um mein Problem kreisen, während ich brüte. Zwei Männer und mein Baby.
     
Fünf Minuten später klingelt es wieder. Hat Hilde ihre

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