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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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beinahe mit Fäusten aufeinander los. Was Phil aber nach wie vor am meisten aufregte, war die Rolle des untröstlichen Sohnes, die Greg allen Freunden und Verwandten gegenüber so perfekt gespielt hatte.
    Untröstlich? Wer’, s glaubt!
    Zu Phils Überraschung führte Greg mit dieser Nummer fast alle Anwesenden hinters Licht. Auch Phil trauerte, aber er riss sich zusammen, statt seine Gefühle zum öffentlichen Schauspiel zu machen. Schmerz war schließlich Privatsache. Außerdem hatte Phil den Tod seiner Mutter besser verarbeitet, weil er dabei gewesen war. Ihre Krankheit hatte mehrere Monate gedauert, und Phil war in dieser Zeit derjenige gewesen, der an ihrem Bett saß, ihr vorlas und sie tröstete.
    Sicher, gelegentlich war auch sein Bruder vorbeigekommen, aber er hatte immer eine nützliche Entschuldigung parat, weshalb er nicht lange bleiben konnte. Anfangs schob Greg die Weinernte vor. Dann kam die Phase der Weinproduktion, während der er ständig in der Kellerei sein musste, um den Prozess zu überwachen. Behauptete er jedenfalls. Und später wurde er von seiner Scheidung vollkommen in Anspruch genommen. Seiner
zweiten
Scheidung.
    Wenn man Phil fragte, so waren Gregs Eheprobleme selbstverschuldet. Die erste Frau, mit der er zehn Jahre verheiratet blieb, war schlimm genug. Die zweite, die der ersten erschreckend ähnlich sah, blieb nur noch drei Jahre – vielleicht auch vier, so genau erinnerte Phil sich nicht mehr. Phil hatte gehört, dass es inzwischen eine dritte Mrs. Bennett gab. Manchmal fragte er sich, ob sie wohl dem Beispiel ihrer Vorgängerinnen folgen und irgendwann die Scheidung einreichen würde.
    “Phil, beeil dich, sonst kommen wir zu spät”, rief Sandy ihm zu.
    Sie hatten das Abendessen beendet und gemeinsam abgewaschen, und nun saß Phil vor den Nachrichten, während Sandy ihre Noten zusammensuchte.
    “Ich bin fertig”, rief er zurück und stellte den Fernseher aus. Er hatte ohnehin nichts von dem mitbekommen, was der Nachrichtensprecher erzählt hatte, so sehr war er in Gedanken versunken.
    Der Gemeindeparkplatz war halb leer, als sie das Auto abstellten. Im Innern der Kirche begrüßte der Chorleiter die Neuankömmlinge lächelnd, ohne sich aber in Gespräche verwickeln zu lassen. In zwei Wochen sollte das Konzert stattfinden, und noch klappten die Stücke nicht perfekt.
    Phil stand als Tenor in der hinteren Reihe, vor ihm die Frauen, die den ersten Sopran sangen. Erst als sie das erste Lied anstimmten, bemerkte er die junge Blondine direkt vor sich. Noch nie hatte er eine schönere, klarere Stimme gehört als ihre, und es fiel ihm schwer, sich auf die Noten zu konzentrieren, die er zu singen hatte. Die wunderbaren Klänge, die von vorne an sein Ohr drangen, lenkten ihn ab.
    “Sind wir uns schon begegnet?”, erkundigte er sich während einer Pause bei ihr.
    Die Frau drehte sich um und lächelte. “Nein.”
    “Phil Bennett”, stellte er sich vor.
    “Ich weiß.”
    “Ach, tatsächlich?”
    “Oh ja. Ich weiß so einiges über Sie, Mr. Bennett.”
    Unwillkürlich straffte Phil die Schultern. Das offenkundige Interesse der hübschen Sängerin schmeichelte ihm.
    Der Chorleiter schien mit dem Probenerfolg zufrieden zu sein; jedenfalls entließ er den Chor nach anderthalb Stunden.
    “Das klang schön, findest du nicht auch?”, bemerkte Sandy auf der Heimfahrt.
    “Ja, ich war auch zufrieden. Sag mal, wer war eigentlich die Frau, die vor mir stand?”
    “Mrs. Hansen?”
    “Nein, die Blondine.”
    Seine Frau warf ihm von der Seite einen neugierigen Blick zu. “Vor dir stand keine Blondine.”
    “Doch, wir haben sogar miteinander gesprochen. Sie war nicht zu übersehen, und zu überhören auch nicht mit ihrer engelhaften Stimme. Was für eine begabte Sängerin!”
    Sandy lachte leise in sich hinein. “Und wie hieß sie?”
    Einen Augenblick verstummte Phil, während er sich zu erinnern versuchte. “Ich glaube, sie hat mir ihren Namen nicht genannt.”
    “Aha.” Obwohl er Sandy nicht sehen konnte, hörte er ihrer Stimme Belustigung an.
    “Wirklich, ich versichere dir, dass vor mir eine blonde Frau stand und so schön gesungen hat, wie ich es noch nie gehört habe.”
    “Wenn du meinst …”
    Frauen! Nur weil Sandy die Frau nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, glaubte sie nicht an ihre Existenz. Bei der nächsten Probe würde Phil sie ihr vorstellen. Und dann würde man sehen, ob Sandy immer noch an seinen Worten zweifelte!

6. KAPITEL
    “G oodness!” Shirley wartete, bis

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