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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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die Kirche sich geleert hatte, bevor sie ihrer Engelskollegin eine Standpauke hielt. Sie wusste einfach nicht mehr, wie sie Goodness und Mercy in den Griff kriegen sollte. Wenn die beiden so weitermachten, würde man sie alle für ewige Zeit von der Erde verbannen. “Musstest du das wirklich tun?”
    Zumindest besaß Goodness so viel Anstand, eine zerknirschte Miene aufzusetzen. “Schon gut, schon gut, du hast ja recht. Aber ich konnte es einfach nicht ertragen, wie selbstgefällig Phil Bennett sich benommen hat. Von dem Moment an, als er von den finanziellen Schwierigkeiten seines Bruders gehört hat, hat er sich ja kaum noch eingekriegt vor Freude. Und dann redet er noch ständig darüber, was für ein guter Christ er ist!”
    “Wir sind nicht wegen Phil Bennett hier.”
    “Aber man kann ihn doch nicht vom Fall Greg Bennett trennen!”
    “Nun ja, einerseits ja, andererseits nein …”
    “Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen”, mischte sich Mercy ein. “Wenn Gabriel mit uns schimpft, dann doch wegen der Sache mit dem Heißluftballon. Verglichen damit ist es vollkommen unwichtig, ob Goodness hier in einem Kirchenchor gesungen hat oder nicht.”
    Shirley hatte sich nach Kräften bemüht, den Ballon-Zwischenfall aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Dass Mercy dieses Thema nun wieder aufbrachte, beruhigte ihre ohnehin zum Zerrreißen gespannten Nerven keineswegs. “Bitte, erinnere mich nicht daran!”
    “Wenn Gabriel davon nichts mitbekommen hat, dann brauchen wir uns auch keine …” Mitten im Satz brach Mercy abrupt ab. Ein Ausdruck des Schreckens malte sich auf ihr Gesicht, und sie blinzelte mehrmals, bevor sie sagte: “Oh … hallo, Gabriel.”
    “Hallo, Gabriel”, echote Goodness gehorsam, die Augen weit aufgerissen.
    “Für euch immer noch ‘Erzengel Gabriel’, wenn ich bitten darf”, antwortete ihr Chef streng.
    Ein leichter Schwindel erfasste Shirley. Sie drehte sich herum und schluckte nervös. Schon hatte sie den Mund geöffnet, um ihre Rechtfertigungen hervorzubringen, als sie sah, dass es nichts nützen würde. Die Chancen, den Erzengel damit milde zu stimmen, gingen gegen Null. Sie schloss den Mund wieder.
    “Ich bin gekommen, um mir einen Bericht über eure Fortschritte geben zu lassen”, verkündete Gabriel kurz angebunden.
    Sowohl Goodness als auch Mercy warfen Shirley flehentliche Blicke zu, die sie wütend erwiderte. Als sie endlich zu einer Antwort ansetzte, versagte ihr die Zunge fast den Dienst.
    “Also?”, bemerkte Gabriel. “Ich warte.”
    “Greg hat mit Catherine gesprochen und erfahren, dass er einen Sohn hat”, brachte Shirley hervor.
    “Möchtest du mir erzählen, dass Greg nach all diesen Jahren – fünfunddreißig, um genau zu sein – vollkommen
zufällig
Catherine über den Weg gelaufen ist?”, erkundigte sich Gabriel.
    Irgendwie wusste Shirley nie genau zu sagen, wie viel Gabriel von ihren Taten mitbekam. Allerdings vermutete sie, dass ihm nicht viel verborgen blieb. Sicher war das eine Testfrage, um zu sehen, wie viel sie gelernt hatten und wie sehr er ihnen vertrauen konnte …
    Alle drei nickten übereinstimmend.
    Der Erzengel runzelte die Stirn noch stärker. “Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, lag das an einem umgefallenen Tisch mit Krabben.”
    “Ja, aber das war lediglich Mittel zum …”
    “… Zweck”, ergänzte Gabriel den Satz für Mercy.
    “Ja, und wenn ich das so sagen darf, hat es hervorragend gewirkt”, erklärte Goodness kühn. “Da befanden sich die beiden nach so vielen Jahren endlich einmal zur selben Zeit am selben Ort – es wäre doch eine Schande gewesen, wenn sie aneinander vorbeigelaufen wären! Alles, was ich getan habe, war, Catherine auf Greg aufmerksam zu machen. Ob sie ihm die kalte Schulter zeigen oder ihn ansprechen wollte, war einzig und allein ihre Entscheidung.”
    “Ja”, fiel Mercy ein. “Greg hat nie begriffen, wie stark Catherine ist.”
    “Dann wollt ihr mir also weismachen, dass Catherine ihn aus freiem Willen wiedergetroffen hat?”
    Wieder nickten die drei.
    Es zuckte um Gabriels Mundwinkel. “Wenn man es genau nimmt, hat Catherine diese innere Stärke niemand anderem als Greg zu verdanken. Sie hat sie entwickelt, als er sie sitzen ließ.”
    “Womöglich wären sie sich nie wieder begegnet, wenn nicht die Krabben gewesen wären.” Goodness klang so überzeugt, als wäre ihre vorschnelle Handlung ein wahrer Geniestreich gewesen.
    Trotzdem sah Gabriel alles andere als begeistert aus.

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