Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
so schnell gucken können, wie wir Sie wieder auf den Heimweg schicken.”
    Drei oder vier der Wartenden standen auf und gingen.
    Greg stand vor der Entscheidung, ihnen entweder zu folgen oder aber die Sache durchzuziehen. Entschlossen setzte er sich über seine instinktive Abneigung hinweg und unterschrieb hastig, bevor er es sich anders überlegen konnte. Na schön, dann musste er sich eben ein paar Tropfen Blut abnehmen lassen. Das war schließlich nicht der Rede wert, oder? Er würde viel mehr als das geben, wenn er sich dadurch ein paar Minuten mit seinem Sohn erkaufen könnte.
    Catherine hatte recht gehabt: Edward war groß. Mehr Ähnlichkeit zu ihm selbst konnte Greg nicht ausmachen. Trotzdem konnte er die Augen nicht von ihm abwenden. Das war
sein
Sohn, und er sah gut aus. Verdammt gut. Noch etwas hatte Greg auf den ersten Blick festgestellt: dass sein Sohn all die Eigenschaften besaß, die ihm selbst fehlten – Mitgefühl, Klugheit, Selbstlosigkeit.
    “Den Fragebogen, bitte”, sprach ihn die Krankenschwester an, als er an ihr vorbeitrottete.
    Er händigte ihr das Papier aus und folgte den anderen, die hinter Edward hergingen.
    “Bevor wir weitermachen, möchte ich jedem Einzelnen von Ihnen danken, dass Sie sich von dem Zeitungsartikel haben bewegen lassen, hierherzukommen”, sagte Edward. “Wir haben den ganzen November über nicht so viele Freiwillige gehabt, wie jetzt vor mir stehen. Sicher liegt das auch am Geist von Weihnachten, der uns alle berührt hat. Gibt es noch irgendwelche Fragen?”
    Ein Mann, der trotz seiner jungen Jahre weiße Haare hatte, meldete sich. “Was passiert, wenn eine Übereinstimmung festgestellt wird?”
    Während Edward mit einer kompliziert klingenden Erklärung medizinischer Vorgänge antwortete, neigte Greg sich zu der Frau, die vor ihm stand. “Was für eine Übereinstimmung?”
    “Stammzellen”, flüsterte sie zurück und beäugte ihn neugierig. “Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind?”
    Hatte es je eine Frage gegeben, die schwieriger zu beantworten war?
    “Nein”, murmelte Greg mehr zu sich selbst als zu ihr. In seinem Leben war gar nichts mehr sicher. Neugier hatte ihn in dieses Krankenhaus geführt – eine brennende Neugierde, die ihn schon seit Tagen verzehrte. Nach fünfunddreißig Jahren der Ahnungslosigkeit, der Sorglosigkeit, verspürte er plötzlich ein übermächtiges Verlangen, seinen Sohn zu sehen.
    “Wer möchte den Anfang machen?”
    Bevor Greg sich zurückhalten konnte, hatte er schon die Hand gehoben.
    “Wunderbar. Kommen Sie mit.”
    Greg trat aus der Schlange und folgte seinem Sohn den Gang hinunter, wo Edward ihn in eine abgetrennte Nische führte.
    “Die Krankenschwester kommt gleich, um das Blut abzunehmen.”
    “Aber tun Sie das denn nicht selbst?” Greg spürte, wie Panik in ihm aufstieg.
    Achselzuckend antwortete Edward: “Das ist normalerweise die Aufgabe der Krankenschwestern.”
    “Mir wäre es lieber, wenn Sie es selbst machen würden. Nein, ich bestehe sogar darauf.”
    Edward wandte sich zu ihm um und sah ihm ins Gesicht. In seinen Augen las Greg Überraschung. Obwohl der Arzt im ersten Moment offenbar ablehnen wollte, besann er sich plötzlich eines anderen – weshalb, wollte Greg am liebsten gar nicht so genau wissen. Jedenfalls führte Edward ihn zu dem Stuhl in der Ecke und bat ihn, sich zu setzen.
    Greg gehorchte und rollte den Hemdsärmel hoch.
    “Kenne ich Sie?”, erkundigte sich Edward, der ihn fragend musterte.
    “Nein. Erinnere ich Sie denn an jemanden?” Greg war durchaus bewusst, dass er eine unfaire Frage stellte.
    “Nein. Ich dachte, Sie wären vielleicht ein Freund meines Vaters, Dr. Larry Thorpe.”
    “Nein. Ich bin ihm nie begegnet.”
    Edward griff nach einer Manschette, die er fest um Gregs Oberarm legte. Als Nächstes betastete er die Haut in der Armbeuge. “Schöne Gefäße. Das sollte unproblematisch sein.”
    “Gut.” Beim Anblick der Nadel bekam Greg einen trockenen Mund, und er schloss die Augen. Zusätzlich wandte er noch den Kopf ab. Die Situation kam ihm noch schlimmer vor als bei seiner letzten Blutabnahme. Jetzt spürte er die Nadel, die gegen die Haut drückte, und versuchte sich innerlich gegen den Pikser zu wappnen. Als Kind war er bei jeder Impfung im Behandlungszimmer des Arztes umgekippt, und diese Erfahrung wollte er nicht wiederholen. Das alles war natürlich Jahre her. Aber selbst jetzt, als Erwachsener, mied er Blutuntersuchungen, wo er nur konnte und … Die Nadel

Weitere Kostenlose Bücher