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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Flaschen entdeckt, und dann
wärst du wahrscheinlich auf falsche Ideen gekommen. Darum hab ich gedacht, ich
sollt's dir sagen, bei Gelegenheit. Der Franz ist alles andere als harmlos,
Simon. Aber bevor der einem Menschen was tut, geht er selber drauf.“
    „Die Wilderei neulich hast du ihm schon zugetraut,
nicht wahr?“
    Der Wolfinger schwieg, nahm eine Tollkirsche und
zerdrückte sie. Der dunkle Saft rann über seine Finger. „Das war ein Blödsinn,
Simon. Ich war nicht mehr ganz nüchtern, und da ist mir der Ärger über ihn
hochgekommen. Er hat einen Jäger ja wirklich aufs Blut reizen können, bei
Gott!“
    „Ja, schon, aber der eingeritzte Hut neben der Falle
war sein Zeichen!“
    „Und wenn ihm einer was anhängen wollte, Simon?“
    Polt zuckte zusammen. „An dir ist ein Gendarm verlorengegangen.“
     
    Gegen elf Uhr kam Polt ziemlich müde und nachdenklich
in die Wachstube zurück. Er trank hastig ein großes Glas Mineralwasser und ging
dann in Harald Manks Büro.
    „Na, Simon? Fündig geworden?“
    „Ja, Harald.“ Polt holte sein Notizbuch hervor. „Ein
aufschlußreiches Spiegelbild der Wiesbachtaler Moralvorstellungen vor zwanzig
Jahren.“
    „Red nicht so geschwollen. Und was nicht unmittelbar
im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen steht, vergißt du ganz schnell.
Verstanden?“
    „Verstanden. Hast du vielleicht eine Ahung, was die
Anfangsbuchstaben H. M. bedeuten könnten?“
    Harald Mank stierte Polt ins Gesicht. „Nein. Du?“
    „Nein.“
    „Na also.“ Dann fing Polts Vorgesetzter an zu lachen.
Er wieherte förmlich. Mühsam gewann er die Fassung wieder. „Vielleicht solltest
du deine Notizen dem Illustrierten Heimatblatt zuspielen. Mensch, da war bei
uns was los!“
    „Jaja. Aber davon abgesehen, mein lieber Freund und
Vorgesetzter. Es war ganz nett von dir gewesen, mich gleich einmal über das
flotte Leben der Pfarrersköchin aufzuklären. Hätte mir eine Menge Arbeit
erspart.“
    „Wer wird denn über Tote Schlechtes reden?“ entgegnete
Mank würdevoll.
    „Schwachsinn. Der Pfarrer denkt wohl auch so.“
    „Mit der heilen Welt im Pfarrhof ist es so oder so
vorbei.“
    Der Dienststellenleiter war offensichtlich froh
darüber, das Thema wechseln zu können. „Wir waren natürlich auch fleißig. Was
hältst du vom Kollegen Holzer, so als Mann, Simon?“
    „Netter Kerl.“
    „Mein ich auch. Aber die Damen der Frauenrunde haben
ihn angeschaut, als stünde der Leibhaftige in der Tür, eine wie die andere.“
    „Und was haben sie ihm erzählt?“
    „Wenig genug, aber alle so ziemlich dasselbe. Fast
als hätten sie sich abgesprochen.“
    „Hm. Die werden einfach nichts zu tun haben wollen
mit dem Unglück im Pfarrhaus.“
    „Verständlich. Aber vielleicht werden wir uns doch
intensiver um ihre Rolle dabei kümmern müssen. Noch was, lieber Freund und
Gruppeninspektor!“
    „Was denn?“
    „Die gute Amalie hat in Wien offenbar blendend verdient
gehabt und muß Zeit ihres Lebens tüchtig gespart haben. Sie ist nämlich als
reiche Frau gestorben. Und wer, glaubst du, erbt?“
    „Doch nicht der Bruno Bartl?“
    „Nein. Der Pfarrer.“
     
    Herbst
mitten im Sommer
     
    Am frühen Nachmittag schob Polt sein Fahrrad die
Burgheimer Kellergasse hinauf. Franz Fürst ging ihm nicht aus dem Kopf. Die
Sache mit den Tollkirschen war natürlich fatal. Vom Schlüssel zum Weinschrank
hatte ihm vielleicht der Mesner erzählt. Andererseits, wenn ihm sogar der
Wolfinger, mit dem er oft genug Streit gehabt hatte, nichts wirklich Böses
zutraute... Aber vielleicht ist der Lehrer schwer betrunken ein anderer Mensch?
Nach ein paar Gläsern Wein war er auch schon früher zu ziemlich boshaften
Streichen aufgelegt, und Konflikte trug er mit großer Leidenschaft aus. Gut
möglich, daß er die Grenze zwischen Gedankenspiel und Wirklichkeit manchmal
außer acht ließ. Polt blieb stehen, um ein wenig zu rasten.
    Ohne es zu bemerken, war er an der Abzweigung, die
zum Preßhaus des Lehrers führte, vorbeigegangen. Schon einmal im oberen Drittel
der Kellergasse angelangt, entschloß sich der Gendarm zu einer kleinen, aber
vergnüglichen Dienstverfehlung, deren Ziel sein jüngst erworbenes und ohnehin
sträflich vernachlässigtes Eigentum war.
    Nach wenigen Minuten stand er vor seinem Preßhaus.
Weil er keine Schlüssel bei sich hatte, setzte er sich neben der Tür auf einen
kleinen Steinsockel, hörte den Vögeln zu und beobachtete das bewegte Spiel der
Schatten auf dem grasigen Boden.
    Dann aber drängten

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