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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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zugewachsen.
Früher war das alles schön ausgeschnitten, weil der Steinbruch ein beliebtes
Ausflugsziel gewesen ist. Am Kirtagnachmittag hat sich das halbe Dorf dort
getroffen. Das war vielleicht ein Theater!“
    „Besser als Fernsehen, nicht wahr?“
    „Ja und nein. War eine andere Zeit.“
    Vom Tal her gesehen, war der kaum 500 Meter hohe
Grünberg eine recht bescheidene Erhebung. Dennoch brachte der Anstieg Polt
gehörig ins Schwitzen. Erst ging es durch einen steilen Hohlweg bergan, dann
erreichte angelangt, konnte er keine Fortsetzung des Weges finden, drang aber
unverdrossen durch dichtes Unterholz vor. Endlich sah er eine dunkle Baumkrone,
die den Wald ringsum überragte. Die Teufelsbuche stand inmitten einer kleinen
Lichtung, starke Wurzeln krallten sich in den felsigen Untergrund. Polt trat
näher und griff mit beiden Händen an den mächtigen Stamm. „So, alter Knabe.
Erzähl mir was!“
    Manche von den in die Rinde geschnitzten Zeichen
konnte Polt nicht mehr lesen, andere schon. Er holte seinen Notizblock hervor.
    „Da schau ich aber! Ein Gendarm im Jagdrevier!“
    Polt dreht sich um und sah Christian Wolfinger, der
langsam näherkam und sich dabei an die Stirn griff.
    „Ist was,
Christian?“
    „Es war was, Simon.“
    „Ich weiß. Du und der Kurzbacher im Keller.“
    „Bist ja recht gut informiert für einen Gendarmen.
Und was willst du hier?“
    „Ich würde gerne wissen, wer von den Männern mit der
Pfarrersköchin zu tun hatte, damals, als sie noch jung und lustig war.“
    „Dann bist du goldrichtig bei der Teufelsbuche. Da
schau einmal: CH. W.! Ich war übrigens einer der erfolgreichsten.“
    „Wie erfolgreich?“
    „Ja, weißt du, ich glaub kaum, daß sie einer von uns
wirklich herumgekriegt hat. Aber eine feste Schmuserei war für mich schon drin,
mit ein paar verbotenen Griffen. War ja auch was da, mein Lieber!“
    „Hab ich's mir doch gedacht.“ Polt hatte ein F. K.
entdeckt. „Wird wohl Friedrich Kurzbacher heißen.“
    „Klar.“ Wolfinger grinste. „Kennst du den?“ Er zeigt
auf ein GM.
    „Dazu fällt mir im Augenblick keiner ein.“
    „Weil du dich nicht nachdenken traust. Gregor Mantler. Der Bürgermeister von Burgheim. Und hier: H. M.!“
    Jetzt grinste Polt. „Wenn das Harald Mank heißt, ist
das für mich so viel wie ein Lotto-Sechser.“
    „Hast schon gewonnen.“
    Eine gute halbe Stunde lang versuchten die Männer,
möglichst viele Initialen zu erkennen. Dann steckte Polt seinen Notizblock ein.
,Alle Achtung. Da war ja ganz schön was los, damals. Zwei Namen fehlen aber,
die ich auf jeden Fall hier erwartet hätte: Firmian Halbwidl und Franz Fürst.“
    „Ja, die zwei. Der Firmian war sich immer zu gut dafür,
mit unserem Rudel mitzutun. Der hat seine Amalie rein und innig geliebt, ganz
ohne schmutzige Absichten.“
    „Und der Fürst Franz?“
    Wolfinger neigte den Kopf. „Wenn ich einem den Abschuß
zutraue, dann ihm. Der hat es nicht notwendig gehabt, mit eingeschnitzten
Buchstaben anzugeben. Ein bewunderter Lehrer und dabei der wildeste Hund von
allen.“
    „Wenn du schon da bist, Christian. Kennst du den Weg
zum Steinbruch?“
    „Freilich. Was suchst du denn dort?“
    „Keine Ahnung.“
    „Das ist ja wie in einem Backofen hier!“ Polt
schaute sich um. Die Wände des Steinbruchs, nach Süden hin geöffnet, umfingen
eine annähernd ebene Fläche. Zwischen Sträuchern lagen große Felsbrocken. „Hat
die Amalie das hier gekannt?“
    „Und ob. So viele Möglichkeiten hat's nicht gegeben,
mit ihr allein zu sein. Die einen haben ihr also den Keller gezeigt und die
anderen den Wald. Übrigens kannst du hier auch schöne Versteinerungen finden,
Muscheln, Schnecken und so.“
    „Und wer Tollkirschen braucht, kann sich erst recht
bedienen!“ Polt war vor hohen Stauden stehengeblieben, an denen glänzende,
schwarzviolette Beeren hingen. „Hat der Fürst Franz also recht gehabt, mit
seinem Hinweis.“
    „Das wundert mich nicht, Simon.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Daß ich ihn vor ein paar Wochen hier beobachtet
habe. Beim Tollkirschensammeln.“
    „Ja, verdammt noch einmal, Christian, warum sagst du
mir das erst jetzt?“
    „Weil es weniger wichtig ist, als du glaubst. Er
soll dir einmal seine Hexenküche zeigen. Ich wette, da gibt es genug Gift drin,
um das halbe Dorf umzubringen. Experimentiert gerne, der Franz, auch mit sich
selbst. Irgendwann hättest du das Kastl mit den

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