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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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ja.“
    „Hast du die Amalie noch getroffen, in letzter Zeit,
oder war alles längst vorbei?“
    „Vorbei ist so etwas nie.“
    „Es hat kein endgültiges Zerwürfnis gegeben?“
    „Nein. Und damit auch kein Motiv für mich, ihr was
anzutun.“
    „Aber irgendjemand hat ein Motiv gehabt.“
    „Schon. Aber muß es ein Mordmotiv gewesen sein?
Atropin wirkt ziemlich langsam... Aber laß der Amalie ihren Frieden und ihren
schwer verdienten Himmel.“
    „Wenns ihn gibt, den Himmel.“
    „Für die Amalie schon, sie hat ja daran geglaubt.
Ich stell mir das da oben so vor: Ein Rausch, der nie mehr aufhört, ein
Orgasmus nach dem anderen, und das alles zur höheren Ehre Gottes. Mein liebes
Mädchen! Da war ich gern dabei!“
    „Ob das der Pfarrer auch so sieht?“
    „Bei den schwarzen Scheuklappen? Der hat die Amalie
nie wirklich verstanden und unsere Beziehung schon gar nicht. Wir hatten mehr
miteinander gemeinsam, als sich Hochwürden das vorstellen kann.“
    „Hast du Streit mit ihm gehabt, deswegen?“
    „Kaum. Dafür, daß er das Priesterseminar verbaut und
verbogen verlassen hat, kann er wenig. Und in seiner zölibatären Einzelhaft hat
er auf meine erfolgreiche Jugendarbeit und die vollsaftige Beziehung zu seiner
Köchin ganz einfach eifersüchtig sein müssen. Er hat eben jede Menge Probleme
mit sich, und damit schafft er Probleme für andere. Aber er ist andererseits
ein achtungsgebietender Mann, auch wenn ich mit seiner Kirche nichts anzufangen
weiß. Also haben wir uns benommen wie die Stachelschweine vom Schopenhauer.“
    „Was ist mit denen?“
    „Die sind einander nah genug, um sich zu wärmen,
aber nicht so nah, daß sie sich stechen müßten.“
    „Schön gesagt und wenig informativ für mich.“
    „So war's gemeint.“
    „Und du sagst, daß dein Kopf nicht funktioniert.“
    „In der Not tut er's manchmal noch.“
    „Das ist gut so. Denn jetzt muß ich dich auch noch
fragen, was du mit Tollkirschen anfängst. Ausgerechnet Tollkirschen!“
    „Makaber, zugegeben? Aber ich habe noch mehr zu
bieten. Kennst du den Weinbergstern, auch Ackergauchheil genannt?“
    „Nie gehört!“
    „Ein hübsches Primelgewächs und eine Giftpflanze.
Schädigt die Nieren und das Nervensystem. Und was hältst du zum Beispiel von
Maiglöckchen?“
    „Viel!“
    „Convallaria majalis, tödlich giftig. Ein Kind kann
daran sterben, wenn es nur das Wasser aus der Blumenvase trinkt. Und dann
sollte ich noch den Star meiner Sammlung erwähnen, das Mutterkorn, ein Pilz,
der sich auf Roggenähren entwickelt. Der Tod tritt ein, weil der Kreislauf
kollabiert. Mein lieber Simon, für Giftmorde bin ich Spezialist.“
    „Und deine Hexenküche? Der Wolfinger hat mir davon
erzählt.“
    „Die gibt es nicht mehr. Komm mit.“ Fürst betrat den
Bretterverschlag vor dem Preßhaus und öffnete einen unscheinbaren Wandschrank.
„Flaschen, Fläschchen, Phiolen. Alles leer, Simon. Ich habe das Teufelszeug
heut nacht ins Feuer geschüttet. Bei einem Menschen wie mir weiß man nie, wie
es weitergeht, und wenn das Gift in falsche Hände gerät — nicht auszudenken.“
    „Hätte das nicht schon längst einmal passieren
können?
    Fürst senkte den Kopf. „Ja, leider.“
    „Landesgendarmerieinspektor Kratky würde dich auf der
Stelle verhaften, Franz.“
    „Ich könnte es ihm nicht verübeln.“
    „Und mir bleibt das Vergnügen, mit euch Narren
irgendwie zurechtzukommen.“
    „Wen zählst du noch dazu?“
    „Den Bartl, ein wenig auch den Halbwidl.“
    „Einer liebenswerter als der andere. Vielleicht
solltest du auch noch den Pfarrer in unseren Verein nehmen.“
    „Wie kommst du jetzt auf ihn?“
    „Die Amalie wollte weg von ihm, wollte kündigen. Als
er darauf wie ein verstoßener Liebhaber reagiert hat, hat sie herzlich lachen
müssen. Ich glaube, außer dem hochwürdigen Herrn weiß nur noch ich von dieser
hübschen Szene.“
    „Nicht schlecht! Jetzt aber noch was Unangenehmes:
Neben der Falle, in der sich das Reh erwürgt hat, war etwas in die Rinde
geritzt - der Revolit-Hut.“
    „Nein!“ Franz Fürst nahm Polt mit beiden Händen an
der Uniformjacke. „Nein!“
    „Wenn ich's doch sage. Du mußt es ja nicht gewesen
sein.“
    „Wer sonst?“
    „Jemand, der dich aufs Kreuz legen will, zum
Beispiel. Hast du Feinde?“
    Fürst lachte gequält. „Den Landesschulinspektor.
Aber der hat ja schon seinen Triumph.“
    „Ja dann.“ Polt schaute seinem Gegenüber fragend ins
Gesicht. „Wenns kritisch wird mit dir, kannst du

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