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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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gebraucht, ungeachtet irgendwelcher
Moralvorstellungen. Das war zu respektieren. Andererseits hat dabei in dieser
Gegend natürlich fast immer auch das Trinken mitgespielt. Und im Prinzip sind
wir dieses Problem bis zuletzt nicht losgeworden, obwohl wir es so ziemlich
unter Kontrolle hatten.“
    „Daher also die geleerte Flasche mit dem tödlichen
Wein!“
    „Ja. Wenn sie trinken wollte, hat sie immer eine
Möglichkeit gefunden. Aber ich erzähle doch besser vom Anfang an. Ihre neuen
Bekannten waren damals ganz klar in zwei Gruppen geteilt. Die einen waren
gestandene Mannsbilder, mit denen sie ihren Spaß haben konnte. Tiefergehende
und dauerhafte Beziehungen sind daraus nie entstanden. Die anderen waren eher
schräge Typen: labil, sensibel, ein wenig verrückt vielleicht, nicht selten zu
Extremen neigend. Zu denen hat sich die Amalie ernsthaft hingezogen gefühlt.“
    „Und Sie waren nicht gerade begeistert davon.“
    „Ja und nein. Es ging ja um durchaus interessante
Menschen. Auch waren es keine flüchtigen Abenteuer. Manche dieser wilden oder
auch skurrilen Beziehungen haben bis in die jüngste Vergangenheit gehalten. Ich
wollte der Amalie nie mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, aber ihr doch die
Sicherheit geben, in mir eine verläßliche Orientierungshilfe zu haben, oder
auch handfeste Unterstützung im Notfall. Und natürlich mußte ich auch stets um
den guten Ruf des Pfarrhauses besorgt sein.“
    „Und wenn sie zum Beispiel wieder einmal mit dem
Fürst Franzi ein paar Tage und Nächte durchgemacht hat?“
    „Anfangs war mir das nicht einmal unrecht. Der Herr
Fürst ist ja ein blitzgescheiter Kerl und ein guter Mensch, ohne Wenn und Aber.
Doch mit den Jahren hat dann der Alkohol eine ungute Hauptrolle gespielt.
Immerhin hat der Lehrer mit sich reden lassen, auch noch in der Zeit, als er
sich selbst mehr und mehr aus den Händen verloren hat.“
    „Und der Bruno Bartl?“
    „Mein Gott, der! Der Bartl war auch schon vor zwanzig
Jahren ein sanfter Wirrkopf, aber noch nicht so mitleiderregend wie heute, und
auch ein recht origineller Gesprächspartner. Am Ende ist eine rührende, aber
auch gefährliche Beziehung übriggeblieben. Die Amalie hat den Bartl mit Essen
aus dem Pfarrhaus versorgt, und ihm ist es stets gelungen, irgendwo für sie ein
paar Flaschen Wein zu erbetteln. Das Bild hättest sehen sollen, Simon! Die
zwei, wie Philemon und Baucis unter einem Busch, satt, betrunken und schlafend.
Dennoch habe ich das auf die Dauer nicht dulden können. Das heißt, ich wollte
wenigstens die Zahl der Gelegenheiten verringern und habe den Bartl recht
deutlich gebeten, nicht mehr ohne mein Wissen ins Pfarrhaus oder in den
Pfarrgarten zu kommen. Ja, und dann gibt es auch noch meinen ganz und gar
unersetzlichen Mesner.“
    „Der nicht sehr gut auf Sie zu sprechen ist, nicht
wahr?“
    „Weiß ich. Was ihn und die Amalie betrifft, habe ich
dir ja schon Auskunft gegeben, Simon. Einerseits war er nicht der Mann, der ihr
den Kopf hätte verdrehen können. Andererseits hat er es immer wieder
geschafft, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, sogar ohne Hilfe von Alkohol.
Dann konnte er sich als unentbehrliche Stütze in ihrem Leben präsentieren. Die
Methode ist einfach: Man provoziert einen schrecklichen Katzenjammer und
erweist sich später als verständnisvoller Zuhörer und einfühlsamer Tröster.
Wie sich der Firmian überall wichtig macht, hat er es auch in dieser Beziehung
getan.“
    „Sie mögen ihn auch nicht besonders?“
    „Stimmt. Was ich dir jetzt erzähle, Simon, hat auch
mit der Rivalität zwischen Männern zu tun. Mir ist die Amalie in den zwei
Jahrzehnten richtig ans Herz gewachsen, und nur väterlich war diese Zuneigung
nicht. Wenn mich einer wirklich ärgern konnte, war es der Firmian Halbwidl. Ich
habe mehr oder weniger diskret versucht, seinen Einfluß auf die Amalie
zurückzudrängen. Als mir das nicht gelungen ist, habe ich mir eine kindische
Trotzreaktion gestattet und den Firmian als Mesner gekündigt.“
    Polt hob überrascht den Kopf. „Wann war das?“
    „Irgendwann im Frühsommer. Ich habe ihm ein halbes
Jahr Zeit gegeben, sich nach einer anderen Arbeit umzuschauen. Hat ohnedies so
gut wie nichts verdient bei mir. Dennoch habe ich Kostengründe vorgegeben.“
    „Und er hat das so hingenommen?“
    „Nein. Erst war er richtiggehend schockiert. Hat so
getan, als wäre sein Leben sinnlos ohne dieses mehr als bescheidene Amt. Ein
paar Wochen später ist er dann gekommen und hat

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