Himmel, Polt und Hölle
vorgeschlagen, unentgeltlich
weiter für mich zu arbeiten.“
„Und Ihre Antwort?“
„Ich habe abgelehnt. Mit einer Lüge, Simon. Es wäre
moralisch für mich nicht vertretbar, ein solches Geschenk anzunehmen.“
„Und seine Reaktion?“
„Er hat mir auf den Kopf zugesagt, daß ich eifersüchtig
sei. Und ich bin laut geworden.“
,Am Todestag der Amalie hat es doch auch ein - wie
Sie sagten - privates Gespräch im Pfarrhaus gegeben?“
„Ja, das gab es. Halbwidl hat sich für seine Unterstellung
von damals entschuldigt. Und ich habe ihm versprochen, meine Entscheidung noch
einmal zu überdenken. Hat eigentlich recht versöhnlich geendet.“
„Und nach dem Todesfall?“
„Ich weiß nicht, Simon. Fast habe ich das Gefühl,
daß mich der Firmian irgendwie dafür verantwortlich macht.“
„Wie übrigens auch der Barth Stimmt es übrigens, daß
die Amalie weggehen wollte?“
Der Pfarrer starrte Polt überrascht an und senkte
dann den Kopf. „Wo hast du denn das her, Simon? Naja, gleichgültig. Es stimmt
schon. Erst diese kindische Rangelei zwischen dem Mesner und mir, das
Hausverbot für den Bartl und dann auch noch die Sache mit Heinz Hafner. Das war
ihr zuviel. Die Amalie ist vor vielen Jahren zu mir ins Pfarrhaus gekommen,
weil sie ihre Ruhe haben wollte, und damit war es nun gründlich vorbei. Ich
hätte Verständnis dafür zeigen müssen. Aber ich war nur gekränkt und auch
ziemlich wütend.“
„Wann war das?“
„Bald nach dem geplatzten Sonntagessen. Schon am
Montag, um genau zu sein.“
„Haben Sie dann am Abend mit der Frauenrunde darüber
geredet?“
„Ja. Die Damen haben mir geraten, daß ich es noch
einmal im guten versuchen soll, mit einem besonderen Geschenk vielleicht.“
„Und weiter?“
Jetzt lächelte der Pfarrer. „Es gibt eben doch
Gerechtigkeit auf dieser Welt, Simon. Der Mesner mußte einen Bußgang zum
Pfarrer antreten, doch schon tags zuvor durfte die Köchin einen demütig
bittenden Dienstgeber empfangen.“
„Und das Ergebnis?“
„Ich weiß nicht recht. Wir konnten wieder normal miteinander
reden, aber irgendetwas war zerbrochen. Doch das ist nun ja bedeutungslos.
Jetzt kann es nur noch darum gehen, aus all dem Unglück herauszukommen.“
„Es wäre besser für uns alle gewesen, wenn Sie mir
die Geschichte schon früher erzählt hätten, Herr Pfarrer.“
„Ja. Ganz gewiß.“
„Warum sind Sie eigentlich
gekommen?“
„Ich wollte dir die Arbeit
leichter machen und mir das Herz. Außerdem habe ich eine Bitte.“
„Nur her damit!“
„Es geht nicht um mich. Aber die Amalie hat so
tapfer an ihrem neuen Leben gearbeitet, daß ich für die Nachwelt ein
freundliches Bild erhalten möchte, es muß ja nicht gefälscht sein, nur
wohlwollend gemalt.“
Polt schmunzelte. „Diesen Wunsch teilen ein paar nunmehr
honorige Wiesbachtaler, wenn auch aus weniger ehrenwerten Gründen.“
,Ah, so! Ich will dir noch eine kleine Geschichte
erzählen, damit du verstehst, was für ein Mensch die Amalie war. Sie hat sich
ja immer wieder ernsthaft bemüht, mit dem Trinken aufzuhören, und trockene
Phasen gab es immer wieder. Einmal ist sie sogar zu mir gekommen und hat den
feierlichen Schwur abgelegt, in den folgenden drei Monaten keinen Tropfen Wein
zu trinken.“
„Und? Durchgehalten?“
„Dem Buchstaben nach ja. Aber sie hat den Wein mit
Gelatine versetzt und ihn mit dem Löffel gegessen.“
„Eine Köchin weiß sich eben zu helfen.“ Polt
seufzte. „Ganz im Gegensatz zu einem Gendarmen. Sehen Sie ein Motiv für den
Mord, Herr Pfarrer?“
Virgil Winter lächelte.
„Darf ich dir die verletzte Seele eines im Stich gelassenen Pfarrers anbieten,
Simon? Oder den Zorn eines heute verschmähten Liebhabers von früher? Und wenn
wir schon offen miteinander reden: Vor Jahren hat es im Pfarrhof ein paar
ziemlich dramatische Auftritte von betrogenen Ehefrauen und Freundinnen gegeben.
Und Gift wird doch eher Frauen als Waffe zugeschrieben, nicht? Aber der Sturm
von damals hat sich doch längst gelegt.“
„Oberflächlich ja.“
Der Pfarrer legte den Kopf schief. „Keine Glut, kein Feuer, kann brennen so heiß, wie
heimliches Nachtlicht, von dem niemand was weiß. Meinst du das, Simon?“
„Ja. Wir sind dabei, es zu überprüfen. Schön wär's,
wenn ich mich besser auskennen würde mit den Frauen. Vielleicht war ich
wirklich bisher auf der falschen Hochzeit. Noch was, Herr Pfarrer, Ihre
Erbschaft. Haben Sie schon länger gewußt, daß Sie im Testament
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