Himmel, Polt und Hölle
jetzt
sind Sie den Hut auch noch los. Bis morgen, also.“
Zu Hause angekommen, hängte er das gute Stück ins
Vorzimmer. Dann gähnte er herzhaft und ging zu Bett.
Anderntags erstattete Polt seinem Vorgesetzten
Bericht und erledigte Schreibtischarbeit, um die Zeit bis zehn Uhr zu
überbrücken.
Peter Paratschek war pünktlich und lächelte nervös.
„Jetzt haben Sie das Phantom des Wiesbachtals, Inspektor.“
„Wie meinen Sie das?“
„Naja. Nach meiner gestrigen Blödheit können Sie mir
alles in die Schuhe schieben, was in letzter Zeit hier so passiert ist.
Ausgenommen den Mord an der Pfarrersköchin natürlich. Wird schwierig sein,
mich damit in Verbindung zu bringen.“
„Aber Sie kommen doch aus Wien?“
„Ja, schon.“
„Und das Schwarze
Kameel kennen Sie auch?“
„Selbstverständlich, ich bin Pressefotograf. Und wer
sich Samstag vormittag dort nicht zeigt, ist nicht in der Szene.“
„Die Amalie Pröstler hat dort gekocht.“
„Um Himmelswillen, ja. Wenn ich jetzt nachdenke,
erinnere ich mich: Ich habe von ihr in der Zeitung gelesen. Muß an die zwanzig
Jahre her sein.“
„Keine persönliche Bekanntschaft?“
,Ach wissen Sie, Inspektor, wer im Kameel in die
Küche darf, hat die höheren Weihen. War mir nie gegönnt.“
„Und dann gibt's noch einen Zusammenhang. Sie haben
eine Flasche 79er Cabernet Sauvignon vom Höllenbauern.“
Peter Paratschek wurde blaß. „Aber doch nur, weil
der Heinz Hafner...“
„Reden Sie eigentlich noch mit Ihrer geschiedenen
Frau?“
„Ja, seit ein paar Monaten wieder. Aber was soll die
Frage?“
„Sie ist doch in der Frauenrunde und weiß im Pfarrhaus
Bescheid. Auch was den Schlüssel zum Weinschrank betrifft.“
„Wird schon so sein.“
„Und dieser Hafner..., was ist übrigens mit ihm? Wissen
Sie, wo er sich aufhält?“
„Als ob mich der je ins Vertrauen gezogen hätte.
Aber ich wäre glücklich, ihn hier zu haben!“
„Warum?“
„Weil er in den meisten Fällen glaubwürdig bestätigen
kann, daß ich nicht hinter diesen Bosheitsakten stehe. So kann ich Sie vorerst
nur bitten, mir zu glauben. Wegen dieser Sache mit der Feuerwehr wollte ich
sogar Anzeige erstatten, bis mir der Heinz dann den Mund verboten hat. Sie
erinnern sich?“
„Ja. Aber das sagt gar nichts.“
„Und was die Frau Pröstler angeht: Warum zum Teufel
sollte ich... Gott im Himmel! Vorgestern war meine Welt noch in Ordnung.“
„Haben Sie die Flasche mit dem Rotwein noch?“
„Die ist längst ausgetrunken.“
„Pech für Sie. Und wie war das mit dem Löwen, gestern?“
„Ich bin Mitglied im Kameradschaftsbund, kein Funktionär,
mehr geduldet als willkommen. Aber ich versuche mich einzubringen, wie das so
schön heißt. Als der Plan aufgekommen ist, den Löwen schrägzustellen, war ich
vehement dagegen. Irrsinnskosten ohne irgendeinen nachvollziehbaren Effekt.“
„Und Sie haben sich, wie man täglich sehen kann,
nicht durchgesetzt.“
„Wenn die Herren wenigstens argumentiert hätten.
Stattdessen: Der Herr Wiener! Besserwisser!
Diskutiert man so?“
„Sie hätten es wahrscheinlich vorsichtiger angehen
müssen. Aufdrängen lassen sich Leute hier gar nichts. Egal. Sie haben sich ja
gerächt.“
„Bei Vollmond und schwer alkoholisiert.“
Polt strich sich über die Augen. Dann schaute er seinem
Gegenüber ins Gesicht. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Wenn Sie gelogen haben,
sitzen Sie in der Tinte, und ich kann besser schlafen. Wenn nicht, werden wir
wegen dieser Löwenschändung wohl beide Augen des Gesetzes zudrücken.“
„Ich habe nicht gelogen.“
„Das müssen wir erst herausfinden. Und reisen Sie um
Himmelswillen nicht auch noch ab, Herr Paratschek!“
Der Gendarm hatte dann ein langes Gespräch mit Harald
Mank, der die Kollegen in Breitenfeld und Inspektor Kratky in Wien erst einmal
telefonisch informierte. Dann machte sich Simon Polt unwillig daran, einen
schriftlichen Bericht folgen zu lassen. Jetzt galt es, in Wien allfälligen
Beziehungen zwischen Peter Paratschek und Amalie Pröstler nachzuspüren, und für
die Gendarmen im Wiesbachtal blieb jede Menge Detailarbeit übrig.
Gegen Mittag bekam Polt einen Anruf von Firmian
Halbwidl. Der Mesner schien sich ein wenig gefangen zu haben, seine Stimme
klang nicht mehr ganz so resignierend. „Du, Simon, mir ist da so einiges durch
den Kopf gegangen. Hast du Lust auf ein kleines Kellergespräch, heute abend?“
„Heute abend? Wenn's nicht zu lange dauert.“
„Nur so lange wir
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