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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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zwei wollen.“
    „Also gut, Firmian.“
     
    Gegen sechs kam der Gendarm zum Preßhaus des Mesners
und sah die Tür offenstehen. Mit einem nachdenklichen Seitenblick auf die Kinosessel
und die Erinnerungsstücke an der Wand gegenüber tauchte Polt aufatmend in die
Kühle des kleinen Weinkellers. „Hallo Firmian! Das ist der wahre Luxus. Andere
Leute kaufen sich um teures Geld Klimaanlagen und kriegen alle möglichen Krankheiten
davon.“
    Firmian Halbwidl legte die Kreide beiseite, mit der
er eben einen Faßboden beschriftet hatte. „So ist es Simon. - Und jetzt sei
einmal ganz ruhig.“ Nach einigen Sekunden fuhr der Mesner fort. „Hast du es
gemerkt? Stille, vollkommene Stille. Nicht einmal den Wind hörst du hier unten,
nur den eigenen Atem. Sag mir: Wo findest du das heute noch? Und der nächste
Luxusartikel in der Unterwelt“, er griff nach dem Weinheber, „Wein aus einem
Faß, das im Keller seine heilige Ruhe hat.“
    Mit gebotener Ehrfurcht sah Polt den Grauburgunder
in die kleinen Kostgläser sprudeln. Er machte einen vorsichtigen Schluck. „Du
wolltest mir was erzählen, Firmian?“
    „Kommt schon, Simon. Lassen wir erst einmal diesen
Tag in Ruhe ausklingen. Hast du das schon gesehen?“ Er zeigte auf eine
Inschrift im Löß. „Spiegelverkehrt! Im Winter war schon immer Zeit für solche
Spielereien, früher noch mehr als heute. J. P. 1902. Keine
Ahnung, wer das war.“ Er zögerte. „Was ich sagen wollte: Daß die Sache mit der
Köchin den Pfarrer schwer getroffen hat, muß einen nicht wundern. Aber, wie
soll ich sagen... Naja. Ich seh ihn ja doch öfter als andere. Der Mann ist
nicht nur traurig, Simon. Der ist völlig durcheinander, so als würde er etwas
wissen und um keinen Preis darüber reden wollen. Oder vielleicht drückt ihn
auch eine geheime Schuld. Er hat die Amalie wirklich sehr gern gehabt, aber
es könnte ja sein, daß er sich trotzdem aus irgendeinem Grund Vorwürfe macht.“
    „Konkret?“
    „Vielleicht ahnt er, wie die Amalie zur Flasche mit
dem Giftwein gekommen ist.“
    „Wie ist denn euer Verhältnis zueinander derzeit?“
    „Daß er mich loswerden wollte, wirst du längst
wissen, Simon. Er kann sich mein Salär nicht mehr leisten, hat er gesagt.
Wahrscheinlich hat er es auch nicht gern gesehen, daß ich mich so um die Amalie
bemüht habe. Naja, und dann hat ein Wort das andere gegeben. Aber inzwischen
schaut es so aus, als könnte ich Mesner bleiben. Seit dem Tag, an dem die
Amalie gestorben ist, vertragen wir uns eigentlich wieder ganz gut miteinander.
Aber noch etwas: Der Pfarrer hat immer darauf geachtet, daß sich niemand an
seinem Wein vergreift. Und die Flasche mit dem 79er hat er bestimmt besonders
sorgfältig verwahrt, weil sie ja noch dazu fünf Jahre liegenbleiben sollte.
Wenn also jemand die Amalie umbringen wollte, hat der oder die wissen müssen,
daß die Köchin aus der Flasche mit dem Giftwein trinken wird. Noch sicherer
wär's gewesen, ihr unter irgend einem Vorwand den Wein selbst zu überreichen.
Für mich war das zum Beispiel ganz einfach gewesen, Simon, zugleich aber
unmöglich. Ich könnte einigen Leuten ohne große Bedenken was antun, aber nie
im Leben der Amalie. Wer aber sonst, Simon? Da bleiben nicht viele übrig. Fast
wahnsinnig könnt ich werden, wenn ich darüber nachdenke. Du möchtest
einen Mörder finden. Ich möchte erfahren, warum die arme Amalie sterben hat
müssen.“
    „Ist da so ein großer Unterschied? Ich erzähl dir
was. Ist nur so eine Vermutung. Bleibt unter uns, versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Hast du gewußt, daß die Amalie drauf und dran war,
den Pfarrhof zu verlassen?“
    Der Mesner stellte sein Glas so hastig auf den
Tisch, daß der Wein überschwappte. „Nein! Und sie hätte es mir doch sagen
können. Ich versteh's nicht. Wir waren so gut miteinander.“
    „Wer kennt sich schon aus mit den Weibern. Naja, jedenfalls
hat der Pfarrer sogar in der Frauenrunde darüber gesprochen. Und es ist ihm
geraten worden, die Köchin mit einem Geschenk zu versöhnen. So viel steht
fest.“
    „Ich trau mich gar nicht weiterzudenken.“
    „Ich tu's für dich. Es könnte immerhin sein, daß der
Pfarrer auf die Idee kommt, den alten Rotwein herzuschenken, und daß die
Frauenrunde davon weiß. Gut möglich, daß unter den Frauen die eine oder andere
ist, die mit der Amalie eine Rechnung offen hat. Und jetzt hört sie, wie der
von ihr so verehrte geistliche Herr beinahe die Fassung verliert, weil ihn
seine Köchin verläßt. Sie

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