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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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glänzten im Widerschein des Lichts. Die nächsten Besucher waren Warzenschweine. Sie kamen in einer ordentlichen Reihe angetrottet und streckten dabei ihre Schwänze wie Antennen in die Luft. Piet und Hannah konnten sich von diesem Anblick nicht losreißen. Sie aßen ihr einfaches Mahl und hüllten sich dann in Pullover und Decken, um sich gegen die durchdringende Kälte zu schützen. Es war schon nach Mitternacht, als die ersten Elefanten auftauchten. Wie gebannt sahen die beiden zu, wie die riesigen Tiere mit den Ohren schlugen und das Wasser mit ihren Rüsseln aufsaugten. Die Jungen beobachteten die ausgewachsenen Tiere und streckten dann ebenfalls ihre Rüssel aus, um das Salz aufzunehmen, wobei sie einander spielerisch schubsten. Zwei Babys blieben zwischen den Vorderbeinen ihrer Mütter stehen und spähten von dort aus auf die wagemutigeren Verwandten, um von ihnen zu lernen. Als schließlich die Büffel erschienen und einander schnaubend zur Seite drängten, um sich im Schlamm zu wälzen, legte Piet den Arm um die Schultern seiner Schwester.
    »Das ist phänomenal«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Das Wild kommt jetzt jeden Abend. Wir dürfen nie vergessen, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, dass wir das alles allein für uns haben. Es ist unsere Pflicht, es zu bewahren, Han, egal, wie schwer das wird und was es kostet. Das ist unsere Verantwortung, unser Erbe. Wir haben die Aufgabe, dies für alle nachfolgenden Generationen zu erhalten.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie leise. »Und ich möchte dir dabei helfen, wo immer ich nur kann.«
    »Du bist eine große Hilfe«, erklärte er. »Ich habe einfach nicht die Zeit, mich um all das hier zu kümmern und gleichzeitig noch den Bürokram zu erledigen. Außerdem ist es nicht gerade meine Stärke, Zahlen zu addieren, Rechnungen zu bezahlen und die Bücher in Ordnung zu halten.«
    »Wir drei haben es geschafft, das Chaos in der Buchhaltung aufzuarbeiten, das Pa uns hinterlassen hat«, sagte Hannah. »Jetzt wissen wir genau, wo wir stehen. Daher würde ich nun sehr gern eine oder zwei Stunden am Tag draußen auf der Farm verbringen. Ich kenne hier jeden Quadratmeter, und ich will nicht den ganzen Tag im Büro eingesperrt sein, nur weil ich eine Wirtschaftsschule besucht habe. Oder die Nachmittage damit verbringen, deine Hosen zu flicken. Ich will hier einen wesentlichen Teil dazu beitragen – ich bin nicht nur deine kleine Schwester, die ausgerissen ist.«
    Piet schwieg, und sie sah, dass er über etwas nachdachte.
    »Was ist dort unten im Süden wirklich passiert, Han?«, fragte er schließlich. »Ich weiß, dass du mir etwas verschweigst.«
    Sie presste die Lippen zusammen und blieb stumm in der Dunkelheit sitzen.
    »Glaubst du, dass sie jemals zurückkommen werden?«, wollte er wissen. »Ich meine, Pa ist niemals offiziell einer Straftat bezichtigt worden, soviel ich weiß. Ma hat mir erzählt, dass er an der Tötung irgendeines Mau-Mau-Kriegers beteiligt war, der von seiner Truppe gefangen genommen wurde. Aber das haben auch Tausende andere in der Armee, der Polizei und den Spezialeinheiten getan, sowohl Schwarze wie Weiße. Wie du weißt, gab es nach dem Ende des Ausnahmezustands eine Amnestie, und damit war alles erledigt. Bei einem meiner Aufenthalte in Nairobi habe ich die Akten der King’s African Rifles eingesehen, aber nichts Schlechtes über Pa gefunden. Warum bleibt er nur dort unten bei all den engstirnigen Farmern, die Ian Smith treu ergeben sind? Außerhalb Rhodesiens wird diese Regierung von niemandem anerkannt, außer von dem Apartheid-Regime in Südafrika. Pa hat eigentlich nichts mit diesen Querelen zu tun. Er sollte nach Hause kommen.«
    »Ich will nicht, dass er zurückkommt.« Hannahs Augen funkelten zornig. »Ich möchte ihn nie wiedersehen.«
    »Hannah?« Piet starrte sie schockiert an.
    »Er ist ein Trinker. Ein verdammter, nutzloser, gewalttätiger Säufer. Er hat mich geschlagen – das ist der Grund, warum ich davongelaufen bin. Wahrscheinlich schlägt er Ma auch, und deshalb hasse ich ihn.« Sie hieb mit der Faust auf den Felsen.
    Piet schwieg eine Weile und versuchte den Schlag zu verarbeiten, den ihm diese schreckliche Enthüllung versetzt hatte. »Es tut mir Leid«, sagte er schließlich. »Es tut mir sehr Leid. Dafür gibt es keine Rechtfertigung, gleichgültig welche Probleme er haben mag. Du bist jetzt hier, Han, und wir beide, du und ich, werden zusammenarbeiten und uns um unser Land kümmern.«
    Nun, allein im

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