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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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würde nicht leicht werden, geeignete Leute zu finden.
    Auf der fernen Tabakplantage in Rhodesien war ihr alles so einfach erschienen. Sie würde nach Hause zurückkehren, mit Piet arbeiten und gemeinsam mit ihm ihren eigenen Traum verwirklichen. Sie hatte nicht mit den furchtbaren Gefühlen von Scham und Reue gerechnet, die sie immer noch empfand, weil sie Lottie mit ihrer überstürzten Flucht vor ihrem gewalttätigen Vater im Stich gelassen hatte. Seit ihrer Rückkehr nach Langani hatte sie sich geweigert, mit ihm zu sprechen, und der Schmerz, als sie Lotties erste Worte am Telefon gehört hatte, so tapfer, aber so verzweifelt, war unerträglich gewesen. Hannah hatte rasch aufgelegt und später versucht, ihr in einem Brief alles zu erklären. Aber sie war fest entschlossen, nicht zurückzukehren, nicht einmal Lottie zuliebe. Doch da sie so feige war, verspürte sie ständig Schuldgefühle. Sie vermisste ihre Mutter schmerzlich, und tief in ihrem Inneren sehnte sie sich auch nach Jan. Sie wollte den Vater aus ihrer Kindheit wiederhaben, den mächtigen, allwissenden Giganten, der ihr Geborgenheit und Glück vermittelt hatte, und nicht den traurigen Trinker, der jetzt auf der Farm seines Cousins arbeitete. Es hat keinen Sinn, ständig daran zu denken, sagte sie sich. Diesen Vater gibt es nicht mehr. Wir werden erwachsen. Wir machen weiter. Sie stand auf, schob die Papiere zusammen und nahm die Petroleumlampe. Seufzend überließ sie das Büro seinen Geistern und trat hinaus auf die Veranda.
    Motten und Mücken umschwirrten die zischende, kugelförmige Leuchte, als sie zum Wohnzimmer ging. Zwei weitere Lampen leuchteten neben den Sesseln, und im Kamin glimmte rot glühende Asche auf dem Rost. Piets Hunde waren nicht zu sehen, also musste er noch oben bei der Lodge sein, wo er sich mit Anthony treffen wollte. Sie sah sie vor sich, wie sie irgendwo unter dem Sternenhimmel an einem Lagerfeuer saßen, ein Bier tranken und Pläne schmiedeten. Hannah wäre gern dabei gewesen. Sie fuhr noch nach Nanyuki, wenn sie in der Gegend geschäftlich zu tun hatte, und so fühlte sie sich einsam und isoliert. Manchmal kamen am Wochenende Freunde zum Essen, aber dann drehten sich die Gespräche meist um Landwirtschaft, die Aufteilung des Lands und Politik. Lars hatte sie einmal zu einer Party mitgenommen, aber sie fragte sich, ob er damit nur Piet einen Gefallen getan hatte. Ihr Bruder war jetzt sehr oft in Nairobi, um Kontakte zu Naturschutzorganisationen und Reiseveranstaltern zu knüpfen. Bei diesen Gelegenheiten schien er auch rege am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Er übernachtete in Anthonys Häuschen in Karen und zog mit Viktor durch die Stadt. Die Eskapaden des Architekten sorgten für ständigen Gesprächsstoff in Nairobi.
    Sarah hatte ihr geschrieben, dass sie eine Leidenschaft für das Fotografieren entwickelt hatte und sich nichts sehnlicher wünschte, als im Sommer nach Kenia zu kommen. Obwohl Dublin ein wenig trist zu sein schien, hätte Hannah sehr gern die verrauchten Kneipen besucht, wo Fiedler spielten und die Leute die ganze Nacht tanzten. Camilla schickte Postkarten aus London, Rom oder Paris mit kurzen, hingekritzelten Grüßen, die auf ein glamouröses Leben schließen ließen. Am Anfang hatte Hannah sich über die Karten gefreut, aber seit einiger Zeit fand sie sie nur noch ärgerlich. In ihren Augen war das keine angemessene Antwort auf ihre eigenen Briefe, und sie fühlte sich von Camillas beruflichem Erfolg eingeschüchtert. Komm schon, Hannah, ermahnte sie sich selbst. Du wolltest hier auf Langani sein, und das bist du jetzt. Damit musst du dich vorläufig zufrieden geben. Und du kannst nicht erwarten, dass Piet jeden Abend neben dir sitzt oder dich überall mit hinschleppt.
    Vor einigen Tagen hatte Piet sie zur Baustelle mitgenommen, und sie hatten dort die Nacht in einem Zelt verbracht. Am Abend saßen sie nebeneinander auf der halb fertigen Aussichtsplattform und blickten auf die Wasserstelle, die von einer Quelle unterhalb der umliegenden Felsen gespeist wurde. Seit einigen Monaten hatte er Salz ausgelegt, um die Tiere anzulocken. Als es dunkel wurde, wagte sich der erste scheue Buschbock heran. Das Männchen hatte ein dunkles, glänzendes Fell mit einem hübschen weißen Streifen auf der Brust und gedrehte Hörner. In dem Licht eines kleinen Generators beobachteten sie, wie das Weibchen ihm folgte und vorsichtig an das Wasserloch trat. Sein rötliches Fell war weiß gesprenkelt, und seine Augen

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