Himmel uber Langani
müssen, die sich vor vielen Jahren an einem Sherry verschluckt hatte. Aber Viktor kippte alles hinunter, stieß sein irres Gelächter aus und erschien am nächsten Morgen frisch und munter, bewaffnet mit seinen Stiften und seinen großen Zeichenbüchern. Dann maß er alles bis auf den letzten Zentimeter genau aus und erstellte unter Berücksichtigung der Bäume und Felsen die Pläne, die ihre Lodge zum wunderbarsten Ort auf der ganzen Welt machen würden.
Das Geräusch eines Wagens brachte sie in die Gegenwart zurück. Lars erschien mit seinem Gewehr in der Hand an der Tür.
»Ich habe einen alten nyati aus unserem Gemüsegarten vertrieben«, erklärte er. »Zumindest vorläufig. Es ist ihm nur gelungen, ein paar Kohlköpfe zu fressen.«
»Danke, Lars«, erwiderte sie. »Möchtest du Tee? Es ist noch genug in der Kanne.«
Er setzte sich mit einer Tasse Tee und rührte langsam und gedankenverloren darin. Dann hob er den Blick. »Ich habe dich vor ein paar Tagen in der Molkerei gesehen«, sagte er. »Du hast mit den Kühen geredet.«
»Das tue ich immer«, erklärte sie. »Seit Pa mich zum ersten Mal mitgenommen hat und mir beibrachte, ihre Namen auszusprechen. Ich glaube, da war ich zwei Jahre alt.«
»Ich denke, das gefällt ihnen«, sagte er. »Der Klang deiner Stimme. Und das kann ich gut verstehen. Also habe ich mir überlegt, dass du die Molkerei übernehmen könntest. Wenn du glaubst, genug Zeit dafür aufbringen zu können. Du bist schon zu lange an das Büro gefesselt. Es wäre gut, wenn du dich um das Milchvieh kümmern könntest. Ich habe alle Hände voll zu tun mit dem Weizen, den Zäunen und den watu , aber ich bin natürlich immer da, falls du mich brauchen solltest. Was meinst du dazu, Hannah?«
»Du möchtest, dass ich die Verantwortung für die Molkerei übernehme?«
»Ja.«
»Das mache ich gern«, erklärte sie begeistert. »Gleich morgen werde ich damit anfangen.«
Sie wollte noch etwas hinzufügen, als Piet mit Anthony eintraf. Die Hunde schlugen an, als sie aus dem Landrover kletterten, und Hannah eilte fröhlich hinaus, um sie zu begrüßen. Anthony stand im Licht der Scheinwerfer und schob seinen Hut aus der Stirn, sodass sie unter der Krempe sein sonnengebräuntes Gesicht sehen konnte.
»Hannah! Ich habe dich seit Wochen nicht mehr gesehen! Du siehst großartig aus. Aber ich wusste natürlich schon immer, dass aus dir eine Schönheit werden würde.«
»Alter Schmeichler!« Sie lachte ihn an und warf ihren blonden Zopf über die Schulter. »Mwangi hat ein Zimmer für dich hergerichtet. Hast du schon gegessen? Ich werde ein paar belegte Brote und Bier besorgen. Oder magst du lieber einen Schluck Whisky?«
Schon bald saßen sie mit einem Tablett vor dem Kamin. Der Raum wirkte jetzt warm und einladend, und Hannah beugte sich mit vor Freude gerötetem Gesicht vor. Anthony beobachtete sie, wie sie dick belegte Sandwiches herumreichte und Getränke einschenkte. Sie war viel schlanker als bei ihrer Abreise nach Rhodesien. Vielleicht lag das einfach nur daran, dass sie herangewachsen war. Mit dem dichten goldfarbenen Haar und den weit auseinander liegenden Augen war sie auf eine etwas derbe, bodenständige Art sehr hübsch, obwohl in ihrem Blick eine rätselhafte Traurigkeit lag. Ihm gefiel die Form ihres Kinns, das sowohl gewinnend wie auch herausfordernd wirkte. Piets kleine Schwester hatte sich in eine Frau verwandelt, und ihre Bemerkungen zum Projekt der Lodge hatten Hand und Fuß. Er bemerkte, dass Lars sie hin und wieder anerkennend ansah, aber darauf weder ein Lächeln noch einen verstohlenen Blick erntete.
»Was hast du jetzt vor?«, wollte Anthony von ihr wissen. »Wirst du auf Langani bleiben oder in den Süden zurückgehen, um dein Studium zu beenden?«
»Dahin werde ich nie wieder gehen. Niemals.«
Die Heftigkeit ihrer Antwort erstaunte ihn. Piet saß ganz still in seinem Sessel, und plötzlich lag Spannung in der Luft. Hastig wechselte Anthony das Thema.
»Ich komme gerade von einer Verkaufsreise nach England und in die Vereinigten Staaten zurück. In London habe ich Camilla getroffen. Sie ist atemberaubend schön. Verdammt mutig, wie sie sich inmitten dieser verrückten Stadt behauptet. Jeder kennt sie. Ihr Bild ist in allen Magazinen und Zeitungen. Wirklich erstaunlich.«
»Piet und Sarah haben sich an Ostern mit ihr getroffen«, sagte Hannah. »Mein Bruder ist allerdings sehr zurückhaltend, wenn es um Camilla geht. Er hat mir nicht viel über dieses Wochenende
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