Himmel uber Langani
werde ihn zu einem sehr niedrigen Lohn einstellen und ihm eine Chance geben. Was haben wir zu verlieren?«
Er rief Simon zurück in das Zimmer. »Ich bin bereit, es mit dir zu versuchen, Simon, aber du wirst hart arbeiten müssen. Du bekommst Unterkunft und Verpflegung, aber dein Lohn wird gering sein, bis ich weiß, ob ich dich auf Dauer behalten will. Nach drei Monaten werden wir eine Entscheidung fällen. Und du wirst von mir Befehle annehmen, sowie von allen Personen, die dazu befugt sind. Hast du das verstanden? Gut. Kann ich jetzt deinen kipandi sehen?«
Simon reichte ihm seinen Ausweis mit seinem Namen und seinem Fingerabdruck darauf.
»Siehst du, Lars? Simon Githiri, mein neuer Assistent.« Piet gab Simon lächelnd den Ausweis zurück. »Also los, Simon. Geh zu Juma, der dich heute Morgen hierher gebracht hat. Wahrscheinlich findest du ihn drüben in den Lagerräumen. Er wird dir deine Unterkunft zeigen. Nach dem Mittagessen, in etwa einer Stunde, kommst du wieder zu mir. Dann werden wir zur Lodge fahren und uns anschauen, was es dort zu tun gibt.«
»Danke, Sir.« Simon strahlte über das ganze Gesicht. Er lächelte immer noch, als er auf der Veranda an Kamau vorbeiging. Der alte Koch musterte den Neuankömmling, spitzte die Lippen und gab ein missbilligendes Schmatzen von sich. Ob dieser Fremde den Job erhalten würde, den er sich für seinen Sohn David gewünscht hatte? Das war kein gutes Zeichen. Er klopfte an die Bürotür und blieb unentschlossen an der Schwelle stehen, als Piet sich hinter seinem Schreibtisch erhob.
»Was gibt es, alter Junge?«, fragte Piet.
» Memsahib Hannah sagt, das Essen wird in zehn Minuten fertig sein.«
»Gut. Hast du den Jungen gesehen, der gerade hier war?«
»Ja, Bwana .«
»Ich habe ihm einen Job angeboten. Er wird lernen, in der Lodge zu arbeiten. Und du wirst ihm zeigen, wie man Essen und Getränke im Lagerraum verstaut.« Piet griff nach den Büroschlüsseln, doch Kamau blieb unbeweglich vor ihm stehen und sah ihn ernst an. »Gibt es noch etwas?«
»Ja, Bwana . Ich möchte Sie noch einmal an meinen Sohn erinnern. Er soll etwas lernen, um Ihnen helfen zu können.«
»David arbeitet bereits auf der Farm, alter Junge. Ich kann es mir nicht leisten, ihn von seiner jetzigen Arbeit abzuziehen, und außerdem kann er nicht im Büro arbeiten. Dieser Simon hat lange Zeit die Schule besucht. Er kennt sich mit Büroarbeit aus und versteht etwas von Buchhaltung. David hat keine Erfahrung damit, aber wir werden später etwas für ihn finden. Ich glaube, Memsahib Hannah hat da bereits eine Idee. Komm schon, Kamau, darüber haben wir uns bereits unterhalten – es ist ein altes shauri , das wir nicht lösen können.«
»Mein Sohn wurde auf Langani geboren. Er ist beinahe wie ein Familienmitglied, und Sie können ihm vertrauen. Er ist kein Fremder. Sie könnten ihm die Dinge beibringen, die er wissen muss.«
»Vielleicht später, wenn die Lodge eröffnet ist. In einigen Wochen reden wir noch einmal darüber, das verspreche ich dir. Und jetzt toroka [38] ! Sag Memsahib Hannah, dass wir zu Mittag essen können.« Er sah zu, wie sich Kamau mit offenkundigem Missfallen entfernte, und wandte sich dann an Lars. »Sein Sohn ist ein guter Junge, aber seine Schulbildung reicht nicht aus, um im Büro der Lodge zu arbeiten. Hannah sagt, er hilft manchmal Kamau in der Küche und stellt sich recht geschickt dabei an. Vielleicht kann sie ihm das Kochen beibringen. Ansonsten glaube ich, dass wir es mit Simon ganz gut getroffen haben. Ich bin gespannt, wie er sich machen wird.«
»Er ist sehr ehrgeizig«, stimmte Lars ihm zu. »Es war eine erstaunliche Rede, die er über den Verlust seiner Familie gehalten hat.«
»Ein Kikuyu wie er vermisst den Zusammenhalt einer Familie. Das beeinträchtigt auch seine Heiratsaussichten und alle möglichen anderen Dinge. Er hat kein Anrecht auf das Land seines Stamms und muss auf noch vieles mehr verzichten. Bestimmt ist es schlimm für ihn, dass er keinen Kontakt mehr zu seinen Verwandten hat. Aber wahrscheinlich waren sie so arm, dass sie Kagumo für die beste Lösung hielten. In den Missionen und anderen Wohltätigkeitseinrichtungen landen viele solcher Waisenkinder. Ihre Großfamilien haben keine Mittel, um sie zu aufzuziehen und zu ernähren. Wie man aus dem Brief entnehmen kann, ist sein genaues Alter nicht bekannt. Vermutlich weiß man auch nicht, welchem Stamm und welcher Sippe er angehört. Aber der Priester scheint große Stücke auf ihn zu
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