Himmel uber Langani
hoffen, dass er nicht mehr böse auf mich ist, obwohl es sein gutes Recht wäre.«
Hannah nippte an ihrem Wein. Als sie antwortete, klang ihre Stimme kühl.
»Du kennst Piet. Er hat nicht viel dazu gesagt, sondern mir nur das Wesentliche der Geschichte erzählt. Ich war diejenige, die verärgert war, nicht er. Er hat sogar Entschuldigungen für dein Verhalten gefunden, und er ist kein nachtragender Mensch. Also sollten wir die ganze Sache vergessen und nach vorne schauen. Schließlich machen wir alle hin und wieder eine Dummheit.« Sie trank ihren Wein aus und stand auf. »Die Flut kommt morgen gegen zehn Uhr. Wenn wir einigermaßen früh aufstehen, könnten wir am Riff schnorcheln.«
Sarah hatte dem Gespräch schweigend gelauscht. Camilla war ihrer Meinung nach glimpflich davongekommen, aber die Sache war nun endlich ausgestanden. Piet hatte seine Jugendliebe überwunden und sah sie nach diesem Schock in einem anderen Licht. Also bestand noch Hoffnung. Und nun war Camilla selbst völlig in Anthony Chapman verknallt. Sie hatte sogar mit ihm geschlafen und konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Er war mit Kunden auf Safari, doch er würde auf Langani zu ihnen stoßen. Die Tage an der Küste waren herrlich gewesen. Sie waren jeden Morgen kilometerweit am Strand entlanggelaufen, hatten während der Hitze am Nachmittag geschlafen und in den Korallengärten am Rand des Riffs zwischen Schwärmen von kleinen, in den unglaublichsten Farben schillernden Fischen geschnorchelt, wobei sie die Senke mieden, wo sich Königsdorsche, Barrakudas und Haie in den kobaltblauen Tiefen des Meeres tummelten. Früh am Morgen saßen sie auf der niedrigen Korallenmauer, die ihr Strandhaus umgab, und sahen zu, wie die Fischer ihre langen Kanus durch das Mosaik des flachen Wassers innerhalb des Riffs steuerten, die Segel einholten, wenn sie sich dem Strand näherten, die langen Masten auf den Schultern balancierten und die Netze zum Trocknen auf dem weißen Sand ausbreiteten. Störche und Möwen versammelten sich am Ufer und zankten sich um Fischreste, und kleine Jungen ließen hölzerne Nachbildung der Boote ihrer Väter in den Wasserlachen zwischen den Felsen schwimmen. Im Schatten der Palmen fachten Frauen Feuer für den Fisch an und kochten Töpfe voll blubberndem Reis, um die Nahrung für den Tag zuzubereiten.
Bei Sonnenuntergang setzten sich Sarah und Camilla auf die Veranda, während Hannah in der Küche arbeitete. Sie hatte David, ihren Kochlehrling, an die Küste mitgebracht und probierte mit ihm Rezepte für die zukünftigen Gäste der Lodge aus.
»Ihr seid die idealen Versuchskaninchen«, erklärte sie. »Ihr könnt das Essen probieren und mir ein paar Ideen liefern, wie es auf den Tellern arrangiert werden müsste, wenn man es in London oder Dublin servieren würde.«
Die Mädchen beurteilten kritisch jedes Gericht, das ihnen vorgesetzt wurde. Camilla hatte in einem indischen Laden im Dorf einen annehmbaren Wein entdeckt und ihn in dem Petroleumkühlschrank verstaut. Sie bezahlte einen einheimischen Jungen dafür, dass er auf die Palmen in der Umgebung kletterte und ihnen grüne Kokosnüsse brachte. Aus dem süßen Saft der Früchte und Gin oder Wodka mischte sie ihnen Strandcocktails. Nach dem Abendessen setzten sie sich an den Strand und sahen zu, wie der Mond blass und geheimnisvoll aus dem Indischen Ozean stieg.
Stundenlang sprachen sie über die Umstände, durch die sich ihre Wege getrennt hatten. Hannah erzählte, wie sehr es sie quälte, dass sie ihre Mutter an einem Ort hatte zurücklassen müssen, wo ihr Vater lediglich ein Hilfsarbeiter war. Schließlich offenbarte sie die unerfreuliche Wahrheit über ihre plötzliche Abreise aus Rhodesien und ließ sich von ihren mitfühlenden Freundinnen trösten. Die Zeit würde die Wunden heilen, so versicherten sie ihr, und dann würde sie bereit sein, Jan zu verzeihen. Sarah berichtete von dem erniedrigenden Erlebnis mit Mike, der Angst um die Gesundheit ihres Vaters und der traurigen Gewissheit, dass ihre Eltern nie wieder in das Haus ihrer Kindheit in Mombasa zurückkehren würden. Camilla gestand, wie verzweifelt sie nach der Absage der Schauspielschule gewesen war, und versuchte den anderen zu erklären, wie einsam sie sich trotz ihrer Karriere als Fotomodell in London fühlte. Mit sonnenverbrannter, glühender Haut gingen sie zu Bett und ließen sich von der Musik der Wellen am Riff in den Schlaf wiegen. Sie waren sich jetzt sehr nahe, ganz aufeinander eingestimmt,
Weitere Kostenlose Bücher