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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Gesicht verzog. Hannah war draußen geblieben und kümmerte sich darum, dass der Anhänger richtig beladen und die Plane wieder ordentlich befestigt wurde.
    »Wir sind fertig«, rief Anthony schließlich. »Es geht los.«
    » Bwana , könnte ich nach Isiolo mitfahren?« Ein junger Samburukrieger war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und stand nun, schlank und kerzengerade, vor ihnen. Er trug die Festtagskleidung seines Stammes, ein scharlachrotes, an einer Schulter zusammengeknotetes Gewand. Perlenschnüre schmückten Ohren, Hals, Handgelenke und Fußknöchel, und sein langes, geflochtenes Haar wurde von einer Mischung aus rotem Lehm und Kuhdung in Form gehalten. Als er lächelte, blitzten seine Zähne weiß aus dem dunklen, ebenmäßigen Gesicht. Die Reihe erhabener Narben auf seinen Wangen wies darauf hin, dass er die Beschneidung bereits hinter sich hatte und nun als erwachsener Mann galt. Seinen Speer hatte er in den Boden gebohrt und stützte sich nun darauf, ein Sinnbild vollkommener Anmut und Balance.
    »Kein Platz, tut mir Leid.« Piet schüttelte den Kopf und lud die letzten Sachen auf den Anhänger.
    »Warum hast du ihn weggeschickt?«, fragte Sarah.
    »Er mag zwar hübsch aussehen, aber er stinkt nach Kuhdung und Schweiß und ist voller Fliegen. Also nicht unbedingt der ideale Reisegefährte in einem geschlossenen Wagen. Und hinten auf dem Anhänger kann er auch nicht sitzen, weil das bei diesen Bodenwellen zu gefährlich ist. Han, warum fährst du die nächste Etappe nicht bei mir mit?«
    Sie stiegen in die Autos und machten sich auf den Weg zur Hauptstraße, während der Krieger ihnen reglos und gleichmütig nachblickte. Als sie an ihm vorbeikamen, setzte er sich plötzlich in Bewegung, zog den Speer aus dem Boden und hob den Arm, sodass Camilla sich in ihren Sitz duckte und Sarah vor Schreck aufschrie. Dann spuckte der Mann auf die Erde, wandte sich ab und wurde im nächsten Moment von der roten Staubwolke verschluckt, die hinter ihnen aufstieg. Der Wagen holperte über unebenes Gelände, und ein heißer Wind wehte durch die Scheiben herein. Bald bedeckte eine Sandschicht ihre Gesichter und ließ Haare und Kleidung steif werden.
    »Die Leute würden ganz schön glotzen, wenn sie dir so auf der King’s Road begegnen würden.« Anthony sah zu, wie Camilla sich den Schweiß vom Gesicht wischte, wobei ein Schmierer auf ihrer Wange zurückblieb. Dann lachte er laut auf. »Es ist nur noch eine Stunde bis zum Lager. Dann darfst du dir aussuchen, ob du lieber duschen oder mit den Krokodilen im Fluss schwimmen willst. Und eins kannst du mir glauben: Solche Krokodile hast du noch nie gesehen.«
    Sie stoppten an der Verwaltung des Reservats, um sich anzumelden. Inzwischen fuhr Anthony langsamer und folgte einem gewundenen Pfad, der sich einige Kilometer weit durch den dichten Busch schlängelte, bis er schließlich in einem von gebleichtem Gras und Doum-Palmen bewachsenen Gebiet mündete. Man sah kaum Wildtiere, denn die meisten hatten sich in den Schatten geflüchtet, um die glühend heiße Mittagszeit zu verschlafen. Sarah fielen die Augen zu, und sie spürte, dass ihr Kopf immer wieder auf die Brust sank, als Anthony plötzlich anhielt und in das Gebüsch neben der Straße deutete.
    »Eine Giraffengazelle«, sagte er. »Auf Kisuaheli heißt sie swala twiga [42] .« Bewundernd sahen sie zu, wie das Tier sich zu ihnen umwandte und einen leisen Warnruf ausstieß. Obwohl es neugierig stehen blieb, war es stets fluchtbereit.
    »Schau dir den langen, zarten Hals und den anmutigen kleinen Kopf an. Außerdem sind die Ohren sehr breit und innen weiß mit schwarzer Äderung wie bei bei einem Blatt«, erklärte Anthony leise. »Wegen ihres Halses und den hübschen nach hinten gebogenen Hörnern ist sie unverkennbar. Giraffengazellen gibt es nur hier im Norden. Sie können lange ohne Wasser überleben und viel weiter oben in den Bäumen weiden als die kleineren Gazellen und Antilopen.«
    Sarah hob die Kamera und seufzte verzückt auf, als die Giraffengazelle sich streckte, die Vorderläufe auf einen Ast stützte und sich an Dornen und jungen Blättern gütlich tat. Hinter ihnen waren Piet und Hannah ebenfalls stehen geblieben, um das kupferfarbene Haarkleid und den weißen Bauch des Tiers zu betrachten. Camilla warf Anthony einen Seitenblick zu, als dieser das Fernglas an die Augen hielt. Das waren die Hände, deren Liebkosung sie sich willig hingegeben hatte! Bei der bloßen Erinnerung stockte ihr der Atem. Seitdem

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