Himmel uber Langani
Anspielung auf ihr Gelöbnis – sie wollte das Ereignis nicht herunterspielen. »Wie schaffst du es nur, dir immer die Nägel zu lackieren oder dir die Beine einzucremen, während ich Pferde abreibe oder …«
»Ich habe eben beschlossen, mein Leben dem Streben nach Glamour zu widmen«, erklärte Camilla lakonisch. »Dieser Piet hat’s gut. Sein großartiger Lebensplan scheint sich schon bald verwirklichen zu lassen. Kommst du deshalb so spät? Bist du noch bei dem Goldjungen geblieben – auf ein kleines privates Tete-a-tete?«
»Unsinn.« Sarahs Gesicht brannte, und sie zitterte, als sie sich umdrehte, um nach ihrer Haarbürste und ihrem Kulturbeutel zu suchen. »Was soll ich anziehen? Was ziehst du an?«
Camilla hatte sich bereits für einen Rock und einen Pullover entschieden, den ihre Mutter ihr aus Italien mitgebracht hatte, und ein Paar hochhackige Schuhe. Sie schlüpfte in die Sachen, trug schimmerndes Rouge auf und schminkte sich die Lippen, bis sie voll und glänzend wirkten.
»Ich werde mich ein wenig mit Hannah unterhalten. Wenn du möchtest, kannst du dir meine blaue Bluse leihen. Die Farbe steht dir. Keine Sorge – du wirst großartig aussehen. Aber du solltest dir etwas einfallen lassen, damit dein Gesicht nicht dunkelrot anläuft. Das ist ein eindeutiges, verräterisches Indiz. Bis später.«
Zuvor hatte Sarah gesehen, wie der Küchenjunge Holzscheite auf das Feuer unter dem riesigen Fass gelegt hatte, in dem das Wasser für das Haus aufbewahrt und erhitzt wurde. Als sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie, dass ihre Haut rosig vom Duschen war. Der Generator lief noch nicht, und sie war ein wenig nervös, weil sie ihr Make-up in dem dämmrigen Licht auftragen musste. Sie hatte sich noch nicht oft geschminkt und wünschte, Camilla wäre hier, um ihr zu helfen. Unbeholfen trug sie ein wenig Grundierung auf und verteilte sie, bis sie glaubte, den Sonnenbrand auf ihrer Nase verdeckt zu haben. War es nötig, die Wangen zu schminken? Sarah hatte ihre Zweifel, aber vielleicht würde die Farbe die Konturen ihres Gesichts besser zur Geltung bringen. Das Auftragen der Wimperntusche gelang ihr gut, und sie stellte zufrieden fest, dass ihre haselnussbraunen Augen nun größer wirkten und beinahe goldfarben glänzten. Camilla hatte einen Stapel Kleidungsstücke auf dem Bett liegen lassen, und Sarah kramte die blaue Bluse heraus. Sollte sie wirklich die Bluse von jemand anderem tragen? Hannah würde sicher bemerken, dass sie nicht ihr gehörte. Wenn sie begriff, dass ihr Bruder der Grund für diesen ungewöhnlichen Aufwand war, würde sie ihr keine Ruhe mehr lassen. Und auch Camilla konnte recht unbarmherzig sein.
»Zum Teufel mit ihnen«, sagte Sarah laut. »Ich habe lange genug unter ihren Krisen mit ihren Freunden gelitten. Jetzt bin ich an der Reihe.«
Als sie auf die Veranda trat, hatte sie das Gefühl, mondän auszusehen. Als der Generator ansprang, lief sie zurück, um im Licht einen letzten Blick auf ihre Aufmachung zu werfen. Ob Camilla es bemerken würde, wenn sie ein paar Tropfen Parfum stibitzte? Etwas Schweres und Verführerisches, anders als ihr eigenes frisch duftendes Eau de Cologne. Sie drückte auf den Lichtschalter und warf einen Blick in den Spiegel. Ihr Gesicht sah aus, als hätte sie Kriegsbemalung aufgelegt. Es fehlten nur noch ein paar Federn … Sie rannte ins Badezimmer, griff nach ihrem Waschlappen und murmelte ein Dankesgebet, dass sie das noch rechtzeitig entdeckt hatte. Als sie das Rouge abgewaschen hatte, war ihre Haut glänzend und fleckig. Stöhnend begann sie von vorne. Dieses Mal trug sie nur eine ganz dünne Schicht Grundierung auf, wenig Wimperntusche und einen Hauch Lippenstift. Dann ging sie den Pfad von dem kleinen Gästehaus zum Haupthaus entlang.
Als Sarah ins Wohnzimmer trat, saß Jan van der Beer bereits mit einem Krug Bier in der Hand in seinem Lieblingssessel neben dem Kamin. Über der Sessellehne hing ein Leopardenfell, und zu seinen Füßen lagen seine drei afrikanischen Löwenhunde. Er war ein großer Mann mit einem rötlichen wettergegerbten Gesicht, das Scharfsinn verriet. Seine Figur wirkte kräftig; Arme und Beine zeichneten sich deutlich unter der Kleidung ab, und seine breite Brust schien beinahe die Knöpfe seines Hemds zu sprengen. Er warf Sarah einen freundlichen Blick zu und nickte wortlos.
»Was möchtest du trinken, Liebes?« Lottie lächelte sie an und klingelte nach dem Hausboy. »Wir haben Sherry vom Kap. Oder lieber eine Limonade mit
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