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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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her?«, wollte Jan wissen, als Mwangi wieder in der Küche verschwunden war. »Ich dachte, er wollte ein paar Tage in seiner shamba verbringen.«
    »Er erzählte mir, dass er seinen Bruder besuchen würde. Der liege im Sterben und müsse wohl bald beerdigt werden«, antwortete Lottie. Ihre dunklen Augen funkelten belustigt. »Er wollte einen Vorschuss auf sein Gehalt und eine Woche Urlaub. O, und Geld für die Hin- und Rückfahrt. Als ich ihn nach dem Namen des Bruders fragte, sagte er, er hieße Kariuki. Er hatte vergessen, dass er bereits letztes Jahr Urlaub genommen hatte, um den armen alten Kariuki zu begraben. Also erklärte ich ihm, er könne die Hälfte von dem haben, was er verlangte – fünf Tage unbezahlten Urlaub. Und außerdem würde ich ihm das geliehene Geld am Ende des Monats von seinem Lohn abziehen. Das war gestern, und jetzt scheint es, als hätte sich sein Bruder auf wundersame Weise erholt.«
    »Man möchte meinen, er würde dieses Spielchen allmählich aufgeben«, meinte Jan. »Jetzt ist er schon seit über zwanzig Jahren bei uns und hält uns immer noch für domkopfs. [16] Wahrscheinlich wollte er sich mit dem Geld eine neue Frau kaufen. Was ist das in der Suppe, das so gut schmeckt?«
    »Frische Erbsen aus meinem Garten und Minze. Mein Beitrag zum Abendessen. Janni hat die Forellen gefangen.« Lottie sah ihren Mann liebevoll an. »Der Hauptanteil stammt jedoch von Piet. Mögt ihr Mädchen Wild?«
    »Ich liebe Hirsch. Und Perlhuhn«, erklärte Camilla. »Wenn wir unseren Urlaub zu Hause verbringen, geht mein Vater immer bei einem Freund auf die Jagd.«
    »Nun, heute Abend gibt es die Keule eines jungen Impalas. Piet hat es erlegt. Mein Junge ist ein guter Jäger.« Jan betrachtete seinen Sohn mit unverhohlenem Stolz. »Und Lottie macht die besten Soßen. Es geht doch nichts über ein Abendessen mit Zutaten aus eigenem Bestand, stimmt’s?« Er wandte sich an Camilla. »Jagt dein Vater hier auch?«
    »Dafür fehlt im Moment die Zeit. Ständig wollen ihn Dutzende Politiker, Staatsbeamte und Reporter sehen. Meine Mutter klagt schon darüber, dass sie nie ein Wochenende gemeinsam verbringen können, weil so viele Besprechungen in den Abend hinein dauern und es ständig in letzter Minute Terminänderungen gibt.«
    »Nun, er taucht auf jeden Fall oft genug in den Nachrichten auf, was auch immer geschieht.« Jans Miene war grimmig. Lottie warf ihm einen warnenden Blick zu und klingelte, um den ersten Gang abräumen zu lassen.
    Jan wechselte das Thema. »Ihr Mädchen seid also in den nächsten Wochen sehr beschäftigt. Lottie sagte mir, wir werden euch erst wiedersehen, wenn eure Prüfungen vorüber sind und ihr die Schulzeit endlich hinter euch habt.«
    »Keine freien Wochenenden mehr.« Camilla stocherte vorsichtig in ihrer Forelle herum. »Man sagt ja, die Schulzeit sei die beste Zeit des Lebens, aber vielleicht gibt es auch einige Dinge, die ebenso schön oder sogar noch schöner sind.«
    »Aber natürlich!« Lottie war erstaunt über die Niedergeschlagenheit des Mädchens. Camilla war noch so jung, dass sie optimistisch und voll Begeisterung auf ihr zukünftiges Leben blicken sollte. »Bei deinem Hintergrund hast du so viele Möglichkeiten, Liebes. Dich wird nichts aufhalten können, Camilla! Ich wünschte, ich hätte so viel Freiheit gehabt wie du, als ich die Schule abschloss.«
    »Das war schon gut so.« Jan war aufgestanden, um das Fleisch zu tranchieren, und reichte nun die Teller mit Bratenstücken und sämiger Soße Mwangi, damit der Hausboy sie servierte. »Es ist besser, dass wir uns begegnet sind und ich dich unter meine Fittiche genommen habe. Du hast ohnehin schon genügend verrückte Ideen im Kopf.«
    »Ich frage mich nur, ob ich jemals wieder hierher kommen werde.« Camilla hatte scheinbar Jans Versuch, die Stimmung aufzulockern, nicht bemerkt. Der Wein, den sie zu hastig getrunken hatte, löste ihr die Zunge. »Wenn wir die Schule verlassen haben, wird alles so weit weg sein. Zumindest für mich. Sie sind schon seit Generationen hier und werden immer hier sein. Und Sarahs Eltern werden auch nach der Unabhängigkeit hier bleiben. Aber mein Vater könnte nächstes Jahr an das andere Ende der Welt versetzt werden.«
    »Mein Dad versucht, uns immer warnend klar zu machen, dass wir nicht wirklich nach Kenia gehören, dass uns nur einige wenige privilegierte Jahre hier gegönnt sind.« Es verstörte Sarah, dass Camilla so verloren wirkte und den Tränen nahe war. »Aber man hat ihn

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