Himmel uber Langani
ich wieder, und dann helfe ich dir, so gut ich kann. Die Briggs’ können mir nicht viel bezahlen, aber die Arbeit macht bestimmt Spaß. Mit dem Auto braucht man von hier aus nur wenige Stunden zu ihrem Camp.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen, doch ich werde in Gedanken bei euch sein.« Camillas Lächeln wirkte gekünstelt.
»Vielleicht kannst du uns ja zu Weihnachten besuchen.« Hannah hatte die Verlorenheit in ihrem Blick bemerkt. »Oder zur Eröffnung. Als Vertreterin der Prominenz sozusagen. Ich wette, Anthonys Gäste würden beeindruckt sein. Sogar der Journalist aus Chicago. Und alle hiesigen Zeitungen würden darüber berichten.«
»Wenn ich mich jetzt nicht endlich aufraffe und nach Nairobi fahre, werde ich meine Gäste wieder verlieren.« Anthony stand auf. »Zeit für die Abreise. Mein Gepäck ist schon im Landrover. Es kann also losgehen.«
»Gut.« Piet erhob sich ebenfalls, und alle traten hinaus auf die Veranda. »Lars und ich haben zu tun. Ach, da bist du ja, Simon. Du und David könnt das Vorratslager putzen und eine Liste über die Dinge anlegen, die nachgekauft werden müssen.« Als er sah, dass die beiden jungen Männer feindselige Blicke wechselten, runzelte er die Stirn. »Macht es einfach. Und lasst keine alten Säcke oder taka taka [51] herumliegen. Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man auf Schritt und Tritt über Müll stolpert.«
Der Abschied dauerte nicht lang. Camilla gab sich locker und gleichgültig.
»Hoffentlich bis November in London. Ich werde dich wirklich vermissen.« Anthony küsste sie auf den Mund und stieg in seinen Landrover. Im nächsten Moment war er in einer Staubwolke verschwunden. Es versetzte Camilla einen Stich ins Herz.
»Los, Camilla«, sagte Hannah. »Sarah will mit Piet nach einer lahmenden Stute sehen. Du kannst mir im Büro bei der Aktenablage helfen, und dann fahren wir mit Simon zur Lodge. Dort kannst du mir ein paar Tipps zur Möblierung geben. Die anderen kommen später nach.«
Von der Aussichtsplattform der Lodge aus beobachtete Camilla eine Herde Büffel, die über die Ebene trottete. Sie dachte an Anthony und daran, wie er das Knurren eines alten Bullen nachahmen konnte. Als ihr die Tränen in die Augen stiegen, straffte sie die Schultern und ging los, um sich nützlich zu machen. Simon wich Hannah nicht von der Seite, trug ordentlich Zahlen und Buchstaben in sein Notizbuch ein und zeichnete mit Kreide Möbelumrisse auf die Steinfußböden.
»Ich habe für jedes Zimmer eine Möbelliste gemacht, Memsahib Hannah«, sagte er in gepflegtem Englisch. »Während Sie weg waren, habe ich sie in Ihrem Büro auf der Schreibmaschine geschrieben.«
Hannah warf ihm einen überraschten Blick zu. Es ärgerte sie, dass er ohne Erlaubnis ihr Büro betreten und die Schreibmaschine benutzt hatte. Doch andererseits war sie erleichtert. Eine Sache weniger, um die sie sich kümmern musste.
»Ich kann schnell tippen«, verkündete Simon stolz. »Das habe ich in der Mission gelernt. Ich habe sogar eine Prüfung abgelegt.« Er zögerte einen Moment. »Sie wissen ja, dass ich auch die Grundlagen der Buchführung gelernt habe. Jetzt würde ich gerne ein richtiger Buchhalter werden, aber das dauert viele Jahre und kostet Geld.«
»Wenn die Lodge erst einmal läuft, können wir dich vielleicht in einem Kurs unterbringen. Arbeite nur weiter so fleißig, dann spreche ich mit Bwana Piet darüber.«
»Danke.« Er strahlte übers ganze Gesicht, aber dann verdüsterte sich seine Miene. »Doch ich weiß nicht, ob ich dafür klug genug bin.«
»Wenn du dich weiter so anstrengst, Simon, schaffst du es sicher. Und jetzt lass uns dieses Fenster ausmessen.«
Als Camilla sich umsah, wurde ihr klar, wie viel Liebe in diesem Gebäude steckte. Piet hatte hier oben auf den Felsen eine lichtdurchflutete Oase der Ruhe geschaffen, die Blick auf das prachtvolle Land und das majestätische Gebirge bot. Piet, Hannah und Sarah hatten es verdient, hier glücklich zu werden. Und vielleicht würden Jan und Lottie eines Tages nach Hause kommen und stolz darauf sein, dass ihre Kinder das vor so langer Zeit von ihren Vorfahren begonnene Werk fortgesetzt hatten. Ob dann wohl auch Platz für Lars sein würde? Sie sah Hannah an, die gerade einen Lampenschirm an einem Fuß befestigte, der aus einem getrockneten Kürbis bestand.
»Gestern Abend ist mir aufgefallen, dass Lars offenbar eine Schwäche für dich hat«, meinte sie und lachte auf, als Hannah errötete. »Ach du meine
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