Himmel uber Langani
Piet ein. »Am besten, ich schicke Simon, um sie zu suchen. Oder ich gehe selbst.«
Im nächsten Moment hörten sie schwere Schritte auf dem Flur, der zur Küche führte. Die Tür flog auf, und Hannah starrte entgeistert die fünf Männer an, die plötzlich im Wohnzimmer standen. Alle hatten pangas in der Hand, deren Klingen im Lampenlicht blitzten. Die Mienen der Eindringlinge waren finster und zornig, und sie schrien wild durcheinander. Als Piet sich nach dem Messer bückte, das er stets im Schaft seines Stiefels trug, stürzten sich zwei Männer auf ihn und überwältigten ihn im Handumdrehen, sodass er wenige Sekunden später hilflos am Boden lag. Entsetzt sah Hannah, wie einer der Männer mit der Machete das Telefonkabel durchschnitt. Dann kauerte er sich neben ihren Bruder und fesselte ihm Hände und Füße damit.
»Keinen Mucks«, sagte der Mann dann. »Wenn ihr schreit, töten wir euch. Schaut uns nicht an. Legt euch auf den Boden und wendet den Blick ab, sonst sterbt ihr. Nehmt Uhren, Armbänder und Ringe ab und gebt sie uns. Außerdem alles Geld, das ihr bei euch habt. Und die Waffen. Wir wollen Waffen. Du, mama , runter mit dem Schmuck.« Diese Worte waren an Camilla gerichtet, die gehorsam von ihrem Stuhl rutschte. Das Funkeln der Machete spiegelte sich in ihrem Gesicht.
»Wir haben keine Waffen im Haus. Sie sind draußen im Lagerraum«, stieß Piet zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sein Gegner ihm weiter das Gesicht gegen den Boden drückte.
Mit zitternden Händen versuchte Camilla ihren Schmuck abzulegen, doch ihre Finger wollten ihr nicht gehorchen. Eine bedrohliche Stimmung herrschte im Raum.
»Schneller, mama, sonst schneide ich ihn ab.«
Der Mann sprach mit leiser Stimme, hatte aber sein panga erhoben. Camilla schrie auf, als sie seinen wilden Blick bemerkte. Im nächsten Moment schlug er ihr mit der flachen Klinge auf die Schläfe, sodass eine Risswunde entstand. Das Blut lief ihr in die Augen, als sie ihm bebend den Schmuck reichte. Dann versetzte er ihr einen so heftigen Tritt, dass sie bäuchlings auf dem Teppich landete.
»Auf den Boden. Alle runter auf den Boden.«
Hannah presste die Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken, worauf der Mann ihr einen Schwall von Beschimpfungen auf Kikuyu entgegenschleuderte. Obwohl sie nicht jedes Wort verstand, spürte sie seinen Hass und sah, wie sehr er darauf brannte, jemandem Gewalt anzutun. Sie wich zurück und schützte den Kopf mit den Armen, als er sie auf den Boden neben Camilla und Sarah stieß. Die drei Mädchen zitterten vor Angst. Während ihnen die Hände auf dem Rücken gefesselt wurden, rechneten sie jeden Moment damit, die scharfe Klinge des Messers zu spüren.
Schließlich lagen sie nebeneinander auf dem Boden. Sarah bemerkte Piets wütende Miene und die Adern, die ihm an Stirn und Hals hervorgetreten waren. Im nächsten Moment griff der Anführer der Bande nach einem Perserteppich und warf ihn quer durchs Zimmer, sodass er, von einer Staubwolke begleitet, auf ihnen landete. Hustend verharrten sie, während sich Dunkelheit über sie senkte. Lange Zeit wagte Sarah nicht, sich zu rühren. Den Kopf zur Seite gedreht und die Augen geschlossen, lauschte sie den Geräuschen, während rings um sie das Haus verwüstet wurde. Bücher wurden aus den Regalen gerissen, und Glas zersplitterte auf dem Boden. In den Schlafzimmern wurden Kleidungsstücke und Bettwäsche aus den Holztruhen gezerrt, die vor so langer Zeit in der Hoffnung auf einen Neuanfang auf schwankenden Ochsenkarren in dieses wilde Land gebracht worden waren. Immer wieder hörten sie polternde Schritte auf den Stufen der Veranda, als die Banditen das ganze Haus ausräumten. Plötzlich fiel eine Wagentür ins Schloss, und Stimmen schrien durcheinander. War der Überfall nun vorbei? Doch dann kehrten die Männer zurück, und das Plündern ging weiter.
»Hilf mir, mich zu befreien«, flüsterte Piet. »Dir haben sie die Hände nicht so fest gefesselt, Hannah. Roll dich näher an mich heran und versuche, das Kabel abzukriegen.«
»Nein, wenn sie bemerken, dass du Widerstand leisten willst, werden sie dich bestimmt töten. Bleib einfach liegen, Piet. Bitte bleib liegen. Es ist unsere einzige Chance.« Hannah presste das Gesicht in seine Schulter, um ja kein Geräusch zu verursachen. Sie konnte ihr Zittern einfach nicht unterdrücken.
»Was ist mit unseren Angestellten?«, fragte Piet entsetzt und zornig. »Und den Hunden? Bestimmt haben sie die Hunde
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