Himmel uber Langani
Weile betrachtete sie ihn. Sein Haar war pechschwarz, und sie mochte es, wie es ihm in die Stirn fiel. Seine Haut, die zwischen den zerwühlten Laken hervorlugte, schimmerte sonnengebräunt. Sie küsste ihn zart, um ihn nicht zu wecken, schlüpfte dann hinaus und schlich sich durchs Haus in ihr eigenes Zimmer. Hoffentlich hatten die Angestellten nichts bemerkt.
Erst als sie hörte, wie Piets Wagen sich in Richtung Nairobi entfernte, ging sie zum Frühstück. Mwangi teilte ihr mit, Bwana Lars sei früh aufgebrochen und werde erst spät zurückkommen. Hannah bestellte Toast und Kaffee und stellte fest, dass sie großen Hunger hatte. Das Essen schmeckte ihr so gut wie nie, und sie musste ständig an Viktor denken. Am liebsten wäre sie in sein Zimmer gegangen und hätte sich ausgezogen, damit sie sich wieder lieben konnten. Doch sie wusste, dass sie hier auf ihn warten musste. Also blieb sie ungeduldig auf ihrem Stuhl sitzen und fragte sich, ob er sie wieder so ansehen würde wie letzte Nacht. Als sie seine Schritte hörte, wurde ihr ganz flau. Doch er trat hinter ihren Stuhl, legte ihr die Hände auf die Schultern und ließ dann die Finger leicht über ihre Bluse gleiten, um ihre Brüste zu liebkosen. Die Knie wurden ihr weich, und sie war froh, dass sie nicht aufstehen musste. Als Mwangi hereinkam, um die Frühstücksbestellung entgegenzunehmen, wusste sie nicht, ob er sie besonders forschend musterte oder ob sie sich das nur einbildete.
Den Tag verbrachten sie mit einem Picknickkorb, Ferngläsern und Angelruten am Fluss. Am Ufer wimmelte es von Vögeln, und sie beobachteten eine Horde Colobusäffchen, die über ihnen durch die Baumwipfel flitzten, sodass ihr schwarzweißes Fell wie Flügel hinter ihnen herwehte. Als Hannah das Knurren eines Leoparden hörte, klammerte sie sich in gespielter Furcht an Viktor. Er küsste sie und schob die Hand unter das Taillenbündchen ihrer Jeans, um ihre Begierde erneut zu entfachen. Verborgen zwischen den Bäumen am Ufer liebten sie sich. Später brachte er sie zum Lachen, als er versuchte, Forellen zu fangen, und dabei mehr mit dem Köder und der Angelschnur kämpfte. Immer wieder verhedderte sie sich im Geäst. Als er dennoch eine dicke Regenbogenforelle fing, war das eher Zufall. Hannah brachte es auf zwei.
Als sie zum Haus zurückkehrten, saß Lars am Schreibtisch. Eifersucht und Trauer lagen in seinen Blick. Sie bekam Mitleid mit ihm. Er hielt die Hände verschränkt und wirkte auf den ersten Blick ganz ruhig. Doch sie bemerkte, dass seine Finger ineinander verkrampft waren, sodass die Nägel sich unter dem Druck weiß verfärbten.
»Wie läuft es so?«, fragte sie so beiläufig wie möglich.
»Viel zu tun.«
»Ich habe Kamau gesagt, dass wir gegen neun essen.«
»Das ist sehr spät«, erwiderte Lars. »Sonst essen wir doch immer um acht. Ich habe einen langen Tag hinter mir.«
»Viktor hat sich hingelegt, und ich muss noch duschen.«
»Ach, wenn Viktor schläft, wollen wir ihn natürlich nicht stören«, höhnte Lars. »Entschuldige bitte, ich muss nach dem Generator sehen. Vorhin gab es Probleme damit. Das heißt, dass ich vermutlich nicht in italienisches Leinen gehüllt und nach Rasierwasser duftend bei Tisch erscheinen werde. Ich hoffe, ich bin trotzdem erwünscht.«
»Sei doch nicht albern, Lars«, entgegnete sie, verärgert über seinen Ausbruch. »Du benimmst dich kindisch, weil ich den Tag mit Viktor verbracht habe und es dir nicht passt, dass sich das Abendessen verschiebt. Du und Piet, ihr beide seid wie ein altes Ehepaar. Aber ich hatte einen schönen Tag. Zum ersten Mal seit langem habe ich mich wieder amüsiert, und ich werde mir das nicht von dir vermiesen lassen.«
Beim Essen war Lars schweigsam. Auf Viktors Fragen gab er nur einsilbige Antworten. Und er sah Hannah nicht an, als sie ihm eröffnete, dass sie und Viktor die Forellen, die Mwangi gerade servierte, selbst gefangen hatten.
»Es ist wunderschön am Fluss«, ergänzte Viktor. »Eine Idylle, wie Shakespeare sie sich für seine Waldszenen erträumt hätte. Piet und ich hatten zunächst erörtert, ob wir die Lodge dort bauen sollten. Aber der kopje bietet so eine wundervolle Aussicht, obwohl wir das Wasser hinaufpumpen müssen.«
»Also habt ihr den Tag am Fluss verbracht?« Lars bemühte sich, Konversation zu betreiben.
»Ja. Es ist wirklich traumhaft dort«, erwiderte Viktor. »Es fällt mir schwer, mich davon loszureißen. Überhaupt möchte ich nie mehr aus Langani fort. Aber morgen muss
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