Himmel uber Langani
Wildschutzbehörde zu schicken. Angeblich haben sie kein Geld. Was bedeutet, dass wir Wochen damit zubringen werden, Briefe und Berichte zu schreiben, die ohnehin niemand liest. Das alles wird eine Ewigkeit dauern, und währenddessen haben die Wilderer freie Bahn.«
»Falls die Wildschutzbehörde wirklich jemanden schickt, könnte das die Wilderer eine Weile abschrecken«, meinte Anthony. »So etwas spricht sich rasch herum.«
»Bist du müde, Piet?« Hannah reichte ihm den Brotkorb.
»Es geht. Der Regen ist ausgeblieben, und die Straßen waren gut passierbar. Auf dem Rückweg ist Simon gefahren. Inzwischen macht er sich gut am Steuer. Hat jemand Kipchoge gesehen?«
»Als ich heute Nachmittag zur Lodge fuhr, war er noch unterwegs«, erwiderte Anthony. »Er lässt nicht so schnell locker.«
»Möchtest du morgen mit mir hin, Sarah?« Piet rieb sich die Hände. Er war stolz wie ein Kind, das eine schwierige Aufgabe gemeistert hat. »Während du weg warst, hat sich eine Menge getan. Wann musst du in Buffalo Springs sein?«
»Allie Briggs kommt am Montag nach Nanyuki. Sie wollte mich am Silverbeck Hotel abholen, falls mich jemand hinbringen kann. Also habe ich genug Zeit, mir alles anzusehen.«
»Prima«, sagte Piet. »Hannah hat wahre Wunder gewirkt, insbesondere was die Ausbildung des Personals betrifft. Inzwischen können wir einen Fünf-Sterne-Service bieten.«
»David ist mittlerweile ein ausgezeichneter Koch«, ergänzte Hannah. »Du wirst beeindruckt sein, Sarah.«
»Richtig«, stimmte Piet zu. »Im Büro wäre er nicht zurechtgekommen, aber in der Küche kann er sein Talent entfalten. Kamau ist stolz wie ein Pfau. Alles klappt wie am Schnürchen.«
»David ist wirklich begabt, nicht wahr, Mwangi?« Hannah blickte auf und berührte den alten Mann am Ärmel. Dieser strahlte erfreut über das Lob für David. Sicher würde er Kamau in der Küche alles brühwarm berichten, sobald er den Pudding serviert hatte.
»Er wird der beste mpishi [54] der ganzen Gegend werden. Vielleicht sogar besser als sein Vater.« Mwangi kicherte bei der Vorstellung, dass Kamau seinen Meister gefunden haben könnte. »Außerdem ist er ein braver Junge, ndio [55] . Die Jugend ist unsere Zukunft. Das ist harambee !«
Den Kaffee tranken sie im Wohnzimmer, und kurz darauf zog sich Lars zurück. Auch Hannah erhob sich und unterdrückte ein Gähnen.
»Ihr könnt euch ruhig noch einen Schlummertrunk genehmigen. Ich muss morgen früh raus«, sagte sie. Dann zögerte sie und überlegte, wie sie sich am besten ausdrücken sollte. »Sarah, kommst du auch sicher allein zurecht?« Erleichterung malte sich in ihrem Blick, als Sarah nickte. Doch sie bedauerte auch, dass sie diese Frage überhaupt hatte stellen müssen. »Dann schlaft gut, ihr Nachteulen. Ich bin bis Mittag ziemlich beschäftigt. Wir sehen uns dann beim Essen.«
»Wann möchtest du zur Lodge fahren, Piet?« Sarah sah ihn forschend an und fragte sich, ob ihm ihre Rückkehr etwas bedeutete.
»Wir könnten früh aufbrechen und das Frühstück mitnehmen. Die Lichtverhältnisse sind dann sehr gut zum Fotografieren. Simon kommt gegen sieben mit dem Wagen.« Piet ging zur Hausbar. »Möchte jemand einen Brandy? Ich brauche jetzt etwas, um den Tag in Nairobi runterzuspülen. Anthony?«
»Nein danke. Morgen muss ich in aller Frühe los, um mich den shauris der Stadt zu stellen. Ich überlasse euch Nachteulen eurem Schicksal.« Er grinste Sarah an, als sich ihre Wangen verräterisch röteten. Doch sie war fest entschlossen, sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen.
»Gute Nacht, Anthony. Noch mal danke fürs Abholen«, sagte sie. »Ja, ich hätte gerne einen Brandy, Piet.«
Gemütlich saßen sie am Kaminfeuer, sahen einander hin und wieder an und lauschten dem Knistern und Knacken der Scheite und dem zufriedenen Atmen der Hunde, die auf dem Teppich schliefen und im Traum immer wieder leise Geräusche ausstießen.
»Erzähl mir von deinen Eltern und von Tim.« Piet streckte die langen Beine aus. »Ich wette, deine Entscheidung hat alle ziemlich überrascht.«
»Überrascht ist noch milde ausgedrückt.« Sarah seufzte auf, als sie sich an die hitzige Debatte erinnerte. »Sie haben mich mit düsteren Warnungen überschüttet, und außerdem hatte ich einen schrecklichen Streit mit Tim. Seit er mit dieser Krankenschwester verlobt ist, führt er sich auf wie ein alter Mann: spießig, ängstlich und langweilig.«
»Er war schon immer der Vernünftigste von uns allen.« Piet
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