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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Hand und hieß sie in Kisuaheli und in seiner Stammessprache willkommen. Im Busch war der neue Tag schon angebrochen. Vögel und Affen sausten umher und sprangen kreischend durchs Blätterdach der Bäume, sodass sich ein Schauer aus Regentropfen von den nassen Ästen ergoss. Zebras und Wasserbüffel stoben auseinander, als sie den Pfad entlang und durch die Pfützen holperten. Bald war der Wagen über und über mit roten Lehm bedeckt. Eine einsame Giraffe blickte aus luftigen Höhen zu ihnen herab und streckte die langen schwarzen Lippen und die raue Zunge aus, um an den Spitzen der Dornenbäume zu knabbern. Den Speer locker in der Hand, stand Kipchoge hinten im Wagen und hielt am Horizont nach wilden Tieren Ausschau. Ein Stück entfernt im Westen sah er Geier in der Luft kreisen.
    »Vielleicht ein frisch gerissenes Tier«, sagte Piet. »Dort drüben lebt ein Löwenrudel. Lasst uns schauen, was sie gefangen haben.«
    Sie steuerten auf die träge kreisenden Vögel zu, bis sie auf einen Zebrakadaver stießen. Das Gerippe war fein säuberlich abgenagt, obwohl das Tier, wie Kipchoge verkündete, erst in dieser Nacht oder früh am Morgen getötet worden war. Der Magen mitsamt dem aus halb verdauten Gräsern bestehenden Inhalt lag ordentlich ein Stück abseits, wo sich erst die Geier und dann kleinere Nagetiere und Insekten daran gütlich tun würden, bis nichts mehr davon übrig war. In der Natur wurde kein Stückchen Nahrung verschwendet. Es verblüffte Sarah, wie rasch sich ein gerade noch lebendiges Tier in ein blankes Skelett verwandeln konnte. Ob die Weißen, die Afrika kolonisiert hatten, wohl eines Tages das gleiche Schicksal ereilen würde? Dann würden ihre Bauwerke und Denkmäler zerschmettert auf der von der Sonne gebleichten Erde liegen und irgendwann von der siegreichen Wildnis überwuchert werden. Piet sprang vom Wagen und ging zu dem Zebra hinüber, dessen Augen weit aufgerissen waren, und hob seinen Kopf an. Simon und Kipchoge sahen vom Wagen aus gleichmütig zu. Sarah empfand Mitleid mit dem Tier, dem nur ein so kurzes Leben vergönnt gewesen war. Doch hier war kein Platz für Sentimentalität, vor allem nicht, wenn man den Beruf ausüben wollte, für den sie sich entschieden hatte. Piet kehrte zum Wagen zurück und ließ den Motor an.
    »Fahren wir«, meinte er. »Vielleicht treffen wir ja noch die Löwen, die sich gerade nach ihrer Mahlzeit ausruhen. Ich vermute, dass sie nicht allzu weit weg sind.«
    Tatsächlich lagen die Raubkatzen im Schatten eines Dornenbaums, ein paar hundert Meter die Straße hinauf, und dämmerten mit vollen Bäuchen vor sich hin. Es waren drei Löwinnen mit ihren Jungen, und ganz in der Nähe konnte Sarah im Schatten die dunkle Mähne eines prachtvollen Männchens erkennen. Während die Jungen den Wagen neugierig musterten, rührte sich keines der erwachsenen Tiere, außer um zu gähnen oder mit dem Schweif eine Fliege zu verscheuchen. Es wurde immer heißer. Das Zirpen der Zikaden und das Rascheln von Pavianen in einem Baum hallten durch die Luft. Links auf der Ebene grasten Zebras und Gazellen. Es schien sie nicht zu kümmern, dass ihre Herde heute ein Tier verloren hatte. Vielleicht ahnten sie ja auch, dass die Löwen heute nicht mehr jagen würden.
    Inzwischen waren die Zimmer der Lodge vollständig eingerichtet. Hannah hatte die Auffahrt mit heimischen Büschen bepflanzt und versucht, die Spuren der Bauarbeiten zu beseitigen.
    »Es besteht eine Funktelefonverbindung zur Farm«, erklärte Piet. »Und hinter dem Haus gibt es eine Garage für Lieferwagen und Safarifahrzeuge. Ich habe einen Mechaniker eingestellt, der einige Jahre in einer Landrover-Werkstatt in Nairobi gearbeitet hat und etwas von seinem Geschäft versteht. Er wird sich auch um den Generator kümmern und sonstige Reparaturen ausführen. Die Lagerräume für Treibstoff und Lebensmittel sind hinter den Felsen dort versteckt. Die Gäste werden nur das Wasserloch, die Salzlecke und die Wildpfade zur Ebene sehen. Und jetzt schau dir die Lodge an. Der Aufenthaltsraum und der Speisesaal sind auch schon fertig.«
    Wie ein junger Hund rannte er den Pfad hinauf, sodass Sarah ihm kaum folgen konnte.
    »Hallo, warte auf mich!«, rief sie. »Bei diesem Tempo bekomme ich nicht viel von der Führung mit.«
    »Entschuldige, mit mir sind wohl die Pferde durchgegangen.« Ein zerknirschtes Grinsen im Gesicht, kehrte er zu ihr zurück. »Ich möchte dir alles zeigen, bevor wir zum Berg fahren. Glaubst du, dass es den verwöhnten

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