Himmel uber Langani
die sie als Teppiche verkaufen. Doch wenn sie auf Elefanten losgehen, wird es wirklich ernst.«
»Und Kipchoge hat sie nicht gefunden?«
»In dem dichten Wald ist die Flucht ein Kinderspiel. Allerdings war es wirklich dreist von diesen Burschen, den Elefanten direkt bei der Lodge zu erschießen. Das wirkt wie eine Herausforderung. Wahrscheinlich stand das arme Tier am Wasserloch und wollte gerade auf Futtersuche gehen. Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Tiere durch organisierte Banden zu verlieren. Sie haben genau an dem Tag zugeschlagen, als Piets Patrouille auf der anderen Seite der Farm unterwegs war.«
»Und du glaubst nicht an einen Zufall?«
»Inzwischen sieht es eher nach einer Strategie aus. Piet legt die Route für seine Wildhüter fest, und dann wird in einem anderen Sektor ein Tier getötet. Kannst du dir die Reaktion der Touristen vorstellen, wenn sie plötzlich vor einem Elefantenkadaver stehen? Die Leute werden einen Riesenbogen um eine Gegend machen, wo sich bewaffnete Wilderer herumtreiben.«
»Gibt es wenigstens Fortschritte, was die Finanzierung angeht?«, fragte Sarah auf dem Weg zum Parkplatz. Sie nahm auf dem Beifahrersitz Platz, froh, wieder in einem Safarifahrzeug zu sitzen und die Welt aus einer erhöhten Position betrachten zu können.
»Piet hat sich noch einmal mit allen wichtigen Organisationen in Verbindung gesetzt. Im letzten Monat hat er den Besitzern der Nachbarfarmen vorgeschlagen, sich die Kosten für die Patrouillen gegen Wilderer zu teilen und einen Wildkorridor durch ihre Ländereien einzurichten. Auf diese Weise würde man Geld sparen und gleichzeitig das Wildschutzgebiet erweitern. Alle finden die Idee großartig, aber wenn es ums Bezahlen geht, winken sie ab.«
»Es dauert viel zu lange, an Gelder heranzukommen«, sagte Sarah. »Laut Allie Briggs halten einige dieser Organisationen bereits zugesagte Mittel erst einmal zurück. Wenn sie dann endlich bereit sind, den Scheck auszuschreiben, hat sich das Problem in vielen Fällen schon von selbst gelöst. Oder die Antragsteller sind verstorben.«
»Da könnte sie Recht haben«, stimmte Anthony zu. »Aber jetzt zu erfreulicheren Dingen. Du siehst prima aus, Sarah. Es ist bewundernswert, dass du trotz des Zwischenfalls zurückgekommen bist.«
»Tja, Hannahs Motto lautet schließlich, dass wir uns nicht unterkriegen lassen dürfen.« Sie blickte aus dem Fenster. »Vor etwa einer Woche habe ich mit Camilla telefoniert. Sie klang … ich weiß nicht. Wirst du sie auf dem Weg in die Staaten besuchen?«
»Ich bin noch nicht sicher.« Anthony starrte unverwandt auf die Straße und wirkte sichtlich verlegen.
»Hast du in letzter Zeit überhaupt mit ihr gesprochen?« Sarah wollte herausfinden, was er für Camilla empfand und was sie von ihm erwarten konnte.
»Nein. Seit deiner Abreise war ich die meiste Zeit auf Safari«, rechtfertigte sich Anthony. »Kurz nach dem Überfall habe ich mit ihr gesprochen. Sie meinte, sie hätte einen guten Arzt und alles würde wieder ins Lot kommen. Erzähl mir von Irland.«
Offenbar wollte er das Thema Camilla vermeiden. Bedeutet sie ihm wirklich so wenig?, fragte sich Sarah. War es für ihn nur eine belanglose Affäre gewesen? Und dabei hatten sie beide so leidenschaftlich verliebt gewirkt.
»Ich dachte, du wolltest ihren einundzwanzigsten Geburtstag mit ihr feiern«, beharrte sie. »Am Telefon hatte ich den Eindruck, dass ihr irgendetwas zu schaffen macht, aber sie wollte nicht mit der Sprache herausrücken. Hoffentlich ist alles in Ordnung.« Als Sarah diese Worte aussprach, bereute sie, dass sie selbst nicht hartnäckiger gewesen war.
»Vergangene Woche habe ich George in Nairobi getroffen«, berichtete Anthony. »Er hatte sie in letzter Zeit auch nicht gesehen. Hannah sagte, sie hätte ihr einige Male geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Wenn sie sich nicht melden will, kann man auch nichts machen.«
Sarah hielt es für zwecklos, weiter nachzuhaken. Schließlich ging es sie nichts an. Auch war sie immer noch gekränkt über die Abfuhr, die ihr Camilla erteilt hatte. Also wechselte sie das Thema.
»Wie kommen die polizeilichen Ermittlungen in Langani voran?«
»Ich glaube, dem armen Hardy ist sein völliger Misserfolg allmählich peinlich. Immerhin ist er ein tüchtiger Polizist und ein anständiger Mensch, und er mag es gar nicht, wenn solche Fälle unaufgeklärt bleiben, da das zu Unruhe in der Bevölkerung führt. Außerdem ist er schon seit Jahren ein Freund der
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