Himmel uber Langani
schmunzelte. »Sei nicht so streng mit ihm. Bestimmt macht er sich nur Sorgen um dich.«
»Am meisten Unterstützung habe ich von Dad bekommen«, fuhr Sarah fort. »Es hat mich wirklich erstaunt, dass er Partei für mich ergriffen hat, insbesondere weil Mum anderer Ansicht war. Doch als ich mich am Flughafen von ihm verabschieden musste, habe ich mich schrecklich elend gefühlt. Ich habe ihm deutlich angemerkt, wie ungern er mich gehen ließ.«
»Wahrscheinlich wurde ihm klar, dass es zwecklos ist, dich aufhalten zu wollen, nachdem er dir in die Augen gesehen hat, kleine Sarah.« Piets Tonfall war weich geworden. »Du kannst so entsetzlich stur sein. Ich dachte, in der Klosterschule hätte man euch Gehorsam beigebracht. Glücklicherweise hast du diese Lektion nicht gelernt und bist nun hier.«
»Ich wusste, dass ich das Richtige tue, auch wenn ich auf diesen Streit gern verzichtet hätte.« Sarah spürte, dass sie Herzklopfen bekam, und fragte sich, ob Piet es wohl hören konnte. »Außerdem habe ich Lampenfieber wegen des neuen Jobs. Ich habe keine Ahnung von diesem Projekt und werde mich vielleicht dumm anstellen. Und ich werde mit zwei fremden Menschen zusammenleben müssen, die mich vielleicht unsympathisch finden.«
»Es klappt sicher prima«, beteuerte Piet. »Du hast ein Gespür für dieses Land und seine Tierwelt und weißt mehr darüber, als du denkst. Den Rest wirst du schon lernen. Die Briggs haben ganze Arbeit geleistet und sind hoch geachtet. Und du kannst herkommen, sooft du willst.« Seine Augen funkelten im Feuerschein. »Ich bin so froh, dass du wieder hier bist, Sarah. Und Hannah geht es genauso. Sie braucht deine Nähe dringend. Also ist Langani jetzt dein Zuhause.« Er stand auf, griff nach ihrer Hand und zog sie aus dem Sessel. »Komm, wir trinken draußen aus und zählen die Sterne. Es ist zur Abwechslung einmal eine klare Nacht.«
Im Sternenlicht standen sie auf der Veranda und lauschten den Geräuschen des Buschs. Als seine Hand leicht über ihren Nacken strich, erschauerte sie.
»Frierst du?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich an ihn. Am liebsten wäre sie ewig so stehen geblieben. Deshalb war sie enttäuscht, als er sein Brandyglas mit einem Schluck leerte und sie zu sich herumdrehte.
»Am besten gehen wir jetzt zu Bett, Kleines, wenn wir morgen in aller Frühe aufbrechen wollen. Es gibt so vieles, was ich dir zeigen und worüber ich mit dir reden will. Außerdem möchte ich mit dir wie versprochen zu meinem Berg fahren.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Lippen. Sarah schlang die Arme um seine Taille und schmiegte den Kopf an ihn, sodass sich ihr Atem in der kühlen Nachtluft mischte. Sie sehnte sich danach, ihn noch einmal zu küssen, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen, weil sie befürchtete, den Zauber des Augenblicks zu zerstören. Als seine Finger über ihren Hals bis zur Wange glitten, wurden ihr die Knie weich.
»Sarah«, murmelte er. »Du bist eine wirkliche Schönheit geworden. Und es war so tapfer von dir, nach allem, was geschehen ist, zurückzukommen, um deine Träume und Pläne wahr werden zu lassen. Meine kleine Sarah, ich wünsche nur …« Er wich zurück und räusperte sich. »Ich fürchte, du wirst deine Zimmertür abschließen müssen. Ein Zeichen des Fortschritts, was? Aber es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wir haben einen Wächter. Schlaf gut.« Im nächsten Moment war er fort, pfiff nach den Hunden und rief Mwangi zu, er solle abschließen.
Ein wenig verdattert und enttäuscht über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung, machte Sarah sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dabei fragte sie sich, was er sich wohl wünschte. Sie fuhr sich mit dem Finger über die Lippen, die er gerade noch geküsst hatte, und ließ jedes seiner Worte Revue passieren. Als sie schließlich ins Bett fiel, war sie zu müde, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Es zählte nur, dass sie hier bei Piet war. Mehr verlangte sie nicht. Das hämische Kichern der Hyänen drang bis in ihre Träume, und später in der Nacht trommelte Regen aufs Dach. Doch sie hörte ihn nicht und wachte erst auf, als Mwangi leise an die Tür klopfte.
» Hodi, Memsahib Sarah. Chai . Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
Die Sonne stand wie eine orangefarbene Scheibe am dunstigen Himmel. Sarah zog einen dicken Pullover über ihr Khakihemd und eilte zum Landrover, wo Piet sie schon erwartete. Simon begrüßte sie höflich und feierlich, und Kipchoge ergriff mit beiden Händen ihre
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