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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Sie herkämen.«
    Marina lag im Bett. Ihr Gesicht war schweißnass. Sie hatte einen Ausschlag auf Armen und Rücken, und die kleinen roten Punkte schienen entzündet. Ihr Atem ging flach und stoßweise, und ihre Gelenke waren so geschwollen, dass sie bei jeder Bewegung aufschrie. Nachdem Dr. Ward sie untersucht hatte, wandte er sich an Camilla.
    »Meine Liebe, sie hat eine Lungenentzündung. Ich fürchte, das wird von nun an unser größtes Problem sein. Meiner Ansicht nach muss sie sofort ins Krankenhaus. Ist Ihr Vater da?«
    »Er sitzt in Genf fest, weil am Flughafen Nebel herrscht.«
    »Tja, ich denke, Sie sollten bei ihr bleiben. Es sieht gar nicht gut aus.«

    Im Krankenhaus saß Camilla stocksteif neben dem Bett. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und sie biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Sie fühlte sich völlig überfordert und wollte nicht allein sein, wenn ihre Mutter starb. Da drehte Marina den Kopf in ihre Richtung und schlug die fiebrig glänzenden Augen auf. Sie rang nach Atem.
    »Mir tut die Brust so weh! Ich glaube, das ist das Ende, mein Kind. Ich bekomme kaum noch Luft und kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Ich schaffe das einfach nicht mehr. Wo ist er? Ist er schon da?« Ihr leises Flehen war Mitleid erregend, und sie tastete Hilfe suchend nach Camillas Hand.
    »Er ist unterwegs, aber seine Maschine kann nicht starten. Ruh dich einfach aus, Mutter. Er ist sicher bald hier.«
    Die Schwestern erschienen mit einer fahrbaren Liege. Obwohl Marina so vorsichtig wie möglich umgebettet wurde, verursachte ihr jede Bewegung heftige Schmerzen. Die kurze Fahrt durch die blitzblanken Flure zur Röntgenabteilung war die reinste Quälerei für sie war. Marina bekam eine starke Spritze gegen die Schmerzen in der Brust. Inzwischen bereitete ihr jeder Atemzug solche Mühe, dass Camilla fürchtete, es würde bald vorbei sein.
    »Leider hat sie eine doppelseitige Lungenentzündung«, verkündete David Ward, als er eine Stunde später zurückkam. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob sie stark genug ist, um diese Infektion zu überstehen. Sie ist bereits sehr geschwächt. Aber wir geben ihr sofort ein Antibiotikum. Wir müssen abwarten.«
    Starr vor Schreck und Angst, setzte Camilla sich neben das Bett und betete, ihr Vater möge bald hier sein. Gleichzeitig graute ihr vor dem Moment seiner Rückkehr, und sie zählte die Minuten, bis sie seine Schritte auf dem Flur hören würde. Die Stunden vergingen wie in einem Nebel, und als Camilla auf die Uhr sah, verschwamm ihr vor Müdigkeit alles vor den Augen. Schwestern kamen und gingen, drückten ihr Tassen mit Tee oder Kaffee in die zitternden Hände und boten ihr auch ein leichtes Abendessen an, das sie ablehnte. Sie hatte trockene Lippen und Kopfschmerzen und sehnte sich nach einem ordentlichen Drink oder einer kleinen gelben Beruhigungspille, nur um die Angst zu betäuben, die während ihrer einsamen Wacht in dem kahlen Raum von ihr Besitz ergreifen wollte. Gleichzeitig summte es in ihrem Kopf wie in einem Bienenstock, und alles wirbelte wild durcheinander, sodass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Vergeblich versuchte sie, sich Worte für die Begegnung mit ihrem Vater zurechtzulegen. Was sollte sie tun, wenn ihre Mutter starb, während sie noch mit ihr allein war und auf den Menschen wartete, den sie beide so geliebt hatten? Sie verspürte keinen Hass mehr, und auch die Wut auf ihre Eltern hatte sich gelegt, sodass sie sich nur noch einsam fühlte. Am liebsten hätte sie sich hinaus ins Wartezimmer geflüchtet, um eine Zigarette zu rauchen. Doch sie wagte nicht, Marina allein zu lassen. Ihre Mutter konnte ja ausgerechnet in diesen wenigen Minuten aufwachen. Sie hörte die leisen Stimmen des Pflegepersonals aus dem Schwesternzimmer, und hin und wieder wurde eine Tür zu einem anderen Krankenzimmer geöffnet, wo ein Patient, möglicherweise vergeblich, auf ein Wunder wartete. Die gedämpfte Atmosphäre auf der Station sorgte dafür, dass Camilla jedes Gefühl für Zeit und Raum verlor.
    Sie wusste nicht, wie spät es war, als Marina die Augen aufschlug und die trockenen Lippen bewegte. Sie beugte sich vor, um die geflüsterten Worte zu verstehen, und hörte den rasselnden Atem.
    »Camilla?«
    »Ich bin hier, Mutter.«
    »Lass mich nicht sterben, bevor er kommt.« Marina versuchte, sich aufzurichten. »Bitte lass mich nicht sterben, bevor er kommt.«
    Kurz darauf erklangen Schritte. Camilla bekam Herzklopfen und erhob sich mühsam, um

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