Himmel uber Langani
der Mann gehabt haben mag, und es könnte eine Weile dauern, das herauszufinden. Sie sollten der Familie gestatten, Piets Leiche einzuäschern. Dann könnten Sie sich voll und ganz darauf konzentrieren, diesen Mistkerl zu schnappen und den Fall abzuschließen.«
Während der Inspektor noch zögerte, gesellte Anthony sich zu den beiden Männern.
»Verzeihung, dass ich Sie belauscht habe«, begann er. »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, stimme ich Dr. Markham zu. Ich könnte den Scheiterhaufen bauen. In der Umgebung gibt es genug trockenes Gestrüpp. Wenn Sie uns die Erlaubnis geben, würde ich sofort mit der Arbeit anfangen. Noch heute Nacht. Sie haben doch genug Augenzeugen, die den Zustand der Leiche bestätigen können. Vermutlich haben Sie auch schon Aufnahmen gemacht oder werden es gleich nach Sonnenaufgang tun. Ist es unter diesen Umständen nicht möglich, die Leiche an die Familie zu übergeben?«
Nachdenklich musterte Hardy seine Begleiter und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück, um sich mit Lottie zu beraten. »Was halten Sie denn davon, meine Liebe?«, fragte er sie. »Wie würden Sie Ihren Sohn gern bestatten? Sind Sie wirklich damit einverstanden, seine Leiche oben auf dem Berg einzuäschern? Entspricht das Ihren Wünschen?«
Lottie nickte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihrer Tochter über das Haar strich. »Ja«, erwiderte sie leise. »Es ist richtig so.«
»Möchten Sie denn nicht auf Jan warten? Ich nehme an, dass Sie schon mit ihm telefoniert haben. Wann kann er hier sein? Ihnen wäre es doch sicher lieber, wenn er dabei ist.«
»Er war nicht in der Lage, mit mir zu sprechen. Ich musste eine Freundin verständigen, damit sie sich über Nacht um ihn kümmert. Sie wird sich am Morgen bei mir melden.« Lottie brach in Tränen aus. »Aber er wird nicht kommen, Jeremy. Ich fürchte, er wird nicht kommen.«
»Also gut«, seufzte Hardy und beugte sich vor, um Lotties eiskalte Hand zu berühren. »Ich werde ein paar askaris bei Ihren Männern auf dem Berg zurücklassen, um die … um Ihren Sohn zu bewachen. Piet war ein anständiger junger Mann, den ich immer sehr geschätzt habe. Ich habe die Gespräche mit ihm genossen und war stolz darauf, sein Freund zu sein.«
»Wir dürfen nicht zu lange warten«, drängte Dr. Markham. »Wenn Sie die Erlaubnis geben, ist es das Beste, wenn wir uns sputen.«
»Ich habe heute Nacht noch einen Bericht zu schreiben. Außerdem muss ich zurück auf den Berg, um den askaris ihre Anweisungen zu geben. Falls sich dieser Simon noch in der Gegend herumdrückt und nicht geflohen ist, stellt er auch eine Gefahr für andere dar. Während wir nach ihm fahnden, wird die Farm unter Polizeischutz gestellt. Unser aller Leben ist bedroht, solange Simon sich auf freiem Fuß befindet. Anthony, könnten Sie mir bei Morgengrauen ein paar gute Fährtenleser zur Verfügung stellen? Vielleicht spüren wir ihn auf diese Weise auf.«
Nachdem Hardy fort war, trank der Arzt eine Tasse schwarzen Kaffee und beobachtete Hannah besorgt. Sie wirkte wieder völlig apathisch und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Sarah hatte sich aufgesetzt und mit Kissen gestützt. Ihre Schulter pochte gnadenlos.
»Sie brauchen noch eine Schmerztablette, Sarah«, sagte er. »Und dann wäre es das Beste, wenn Sie ein bisschen schlafen. Wahrscheinlich wäre es im Bett am bequemsten für Sie, aber Sie wollen sicher alle zusammenbleiben. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen auch dasselbe Beruhigungsmittel geben wie Hannah.«
Aber Sarah schüttelte den Kopf. Während der restlichen Nacht döste sie immer wieder ein, wurde von Albträumen gequält und schreckte bei jedem Geräusch hoch. Mwangi und Kamau waren die ganze Nacht auf den Beinen, um die Familie, die sie liebten, zu versorgen und mit ihnen um den jungen Bwana zu trauern, dessen Zukunftspläne untrennbar mit ihren verwoben gewesen waren. Hannah war unter der Wirkung des Beruhigungsmittels eingeschlafen. In eine Decke gekuschelt und den Kopf auf dem Schoß ihrer Mutter, lag sie auf dem Sofa. Lottie rührte sich nicht, sondern starrte nur mit tieftraurigem Blick ins Kaminfeuer. Von Anthony fehlte jede Spur. Als Sarah später vom Knistern eines Holzscheits geweckt wurde, war Lottie endlich der Kopf auf die Brust gesunken, und sie hatte die Augen geschlossen.
Bei Morgengrauen kehrte Anthony mit Hardy zurück. Als Sarah versuchte, sich aufzurichten, schmerzte ihre Schulter heftig, und die grausigen Erinnerungen an die letzte Nacht
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