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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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hätte …« Er ließ den Kopf hängen, und als er weitersprach, schwang eine abgrundtiefe Trauer in seinem Ton mit. »Han, mein Liebes, ich sage es dir ja nur ungern, aber wenn wir ihn noch lebend angetroffen hätten, hätten wir nur noch die letzten Minuten seines qualvollen Sterbens mit ansehen können. Ihm wären höchstens ein oder zwei Stunden geblieben, und zwar unter großen Schmerzen.«
    Entgeistert starrte Hannah erst ihn und dann Sarah an. Ihr Gesicht war leichenblass. »Ist das wahr?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    Sarah holte tief Luft. Schließlich war sie selbst in der Grube gewesen und hatte seinen verstümmelten Körper berührt. Das Blut, das aus seinen grausigen Wunden in den Staub rann, war noch nicht geronnen gewesen, und ein widerwärtig süßlicher Geruch war ihr in die Nase gestiegen. Die Insekten hatten sich noch nicht über die Leiche hergemacht, und auch die Hyäne war, angelockt vom Blutgeruch, gerade erst eingetroffen. Das Tier hätte nicht lange gebraucht, um die Grube zu finden. Allerdings war es sinnlos, dass Hannah sich weiter quälte und sich für den Rest ihres Lebens mit Vorwürfen das Hirn zermarterte. Sarah war klar, worum Anthony sie mit seinem Blick bat. Piet wären nur noch wenige qualvolle Stunden geblieben, blind, verstümmelt und ohne Heilungschancen.
    »Han, wir sind viel zu spät gekommen«, sagte Sarah deshalb leise und nachdrücklich. »Wir hätten nichts tun können. Selbst wenn wir auf der Stelle aufgebrochen wären …«
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie diese Worte aussprach. Sie hätte darauf bestehen sollen, früher loszufahren, als er nicht anrief und sie von einer merkwürdigen Unruhe ergriffen worden war. Diese Schuld würde sie für immer mit sich herumtragen müssen. Vielleicht hätte sie noch etwas für ihn tun können, wenn sie rechtzeitig vor Ort gewesen wäre. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, sich zumindest von ihm zu verabschieden, ihm Liebesworte zuzuflüstern, während sein Bewusstsein allmählich erlosch, und seine unbeschreiblichen Schmerzen zu lindern. Aber Anthony hatte Recht. Hätte ihr geliebter Piet überlebt, hätte er den Rest seiner Tage als hilfloser Krüppel fristen müssen, ohne Augenlicht, sein schönes Gesicht und sein Körper entstellt und seine Gliedmaßen gelähmt. Was wäre das noch für ein Leben gewesen? Wieder sah sie sein blutiges Gesicht vor sich und die leeren Augenhöhlen, die in die stockfinstere Nacht starrten, und sie fragte sich entsetzt, wie lange er wohl gelitten hatte. War er bis zum Schluss bei Besinnung gewesen? Sicher hatte er unbeschreibliche Schmerzen gehabt. Überwältigt von dieser Vorstellung, krümmte sie sich zusammen und musste sich erneut in die Schale erbrechen. Sie spürte, wie Hannah ihr den Arm um die Schultern legte. Stumm vor Grauen saßen sie Seite an Seite da, bis sie das beharrliche Läuten des Telefons aus ihrer Erstarrung riss. Sarah wurde von kalter Angst ergriffen, während Anthony abhob. Doch sie wusste, dass ihnen nichts mehr etwas anhaben konnte. Sie hatten mehr erduldet, als ein Mensch ertragen konnte.
    Anthony weckte Lottie und reichte ihr den Hörer. Nachdem sie eine Weile gelauscht hatte, schüttelte sie den Kopf. Den Hörer immer noch am Ohr, sprach sie seinen Namen aus.
    »Janni? Janni, ich komme, Liebling. Ja, ich komme, sobald ich kann. Warte einfach auf mich. Bald bin ich bei dir. Ich weiß nicht genau, wann, aber es dauert nicht lang. Das verspreche ich dir.«
    Hannah sprang auf, packte den Hörer und schrie verzweifelt und zornig in die Muschel.
    »Pa? Nein, Pa, nein! Das kannst du mir jetzt nicht antun! Du darfst sie mir nicht wegnehmen. Nicht in dieser Situation! Du musst herkommen und uns helfen. Du darfst mich hier nicht im Stich lassen.« Sie hörte eine Weile zu, und ihre Stimme schwoll zu einem Kreischen an. »Nein, ich gehe hier nicht weg. Ich laufe nicht davon wie du. Und ich brauche Ma jetzt. Du darfst sie mir nicht wegnehmen, du mieser Dreckskerl.«
    Lottie streckte die Hand nach dem Hörer aus und sprach ein paar Minuten ruhig hinein. Mit versteinerter Miene kehrte Hannah zu ihrem Sessel am Kamin zurück. Als ihre Mutter sich ihr nähern wollte, wandte sie das Gesicht ab.
    Als Hardy einige Stunden später zurückkehrte und ins Wohnzimmer trat, schlugen ihm Leid und Trauer mit überwältigender Wucht entgegen. Anthony nahm ihn beiseite.
    »Wir müssen uns beeilen, Jeremy. Jan wird auf keinen Fall herkommen, und Lottie möchte am liebsten mit der nächsten

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