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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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brachen mit aller Macht über sie herein. Sie hatte so viele Fragen auf dem Herzen, doch Anthony legte ihr mit einer zärtlichen Geste den Finger auf die Lippen und setzte sich neben sie.
    »Wir haben ihn in ein Tuch gehüllt«, sagte er leise, um Lottie und Hannah nicht zu wecken. Seine Miene war bedrückt, denn schließlich hatte er soeben seinem Freund den letzten Dienst erwiesen. »Ich habe Bettlaken aus der Lodge genommen. Dann haben wir oben auf dem Berg einen Scheiterhaufen errichtet. Die watu kamen von überall her, um mir dabei zu helfen. Jeremy wird uns keine Schwierigkeiten machen. Er ist ein guter Mensch und ein alter Freund der Familie und wird alles tun, damit die Beisetzung nach euren Wünschen verläuft.«
    »Warum sollte Simon so etwas tun? Warum? Piet hat ihm doch so viele Chancen eröffnet! Gestern, bevor sie aufgebrochen sind, habe ich noch mit ihm über Simon gesprochen. Ich habe Simon ein Buch geschenkt. O Gott.« Sie konnte die Tränen nicht unterdrücken und schlug die Hände vors Gesicht, um das Geräusch zu dämpfen.
    »Wir haben die Fußspuren gesehen«, berichtete Anthony. »Und wir wissen, wo er stand, als du gestürzt bist. Die Hyäne liegt auch da, und der Speer in ihrem Leib trägt seine Fingerabdrücke. Aber Simon selbst ist wie vom Erdboden verschluckt. Die watu haben eine Todesangst und behaupten, er habe den Geist der Hyäne an sich gerissen und sich damit in den Busch geflüchtet. Bei Tageslicht müsste es möglich sein, seine Fährte zu verfolgen. Wir kriegen ihn, das schwöre ich dir.« Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »Hast du große Schmerzen?«
    »Nur wenn ich mich ruckartig bewege. Dr. Markham meint, ich sollte mich im Krankenhaus röntgen lassen, aber ich will hier nicht weg. Momentan ist das nicht so wichtig …«
    »Wie geht es Hannah? Hat sie geschlafen?«
    »Ja. Ich bin ein paar Mal aufgewacht, aber sie hat sich nicht gerührt. Die arme Lottie war bis vor einer Stunde wach. O Gott, Anthony!« Sarah wurde von Verzweiflung ergriffen und brach wieder ihnen Tränen aus, diesmal ohne auf die schlafenden Frauen neben sich zu achten. »Ich kann so nicht weiterleben! Ich wünschte, ich wäre dort oben mit ihm gestorben. Warum habe ich ihn an diesem Morgen nicht begleitet? Dann hätten wir unser Leben gemeinsam beenden können. Ich schaffe das nicht! Wir standen doch noch ganz am Anfang. Ich will nicht ohne ihn weiterleben, in dem Wissen, dass er nie zurückkommen wird. Ich will sterben, Anthony.«
    »Nein«, erwiderte Anthony. »So darfst du nicht denken. Keiner von uns darf das. Du musst jetzt ihm zuliebe tapfer sein und Hannah und Lottie helfen. Wir alle müssen uns gegenseitig stützen, um diese Tragödie zu überstehen. Versprich mir, dass du nie wieder so daherredest, insbesondere nicht, wenn sie dabei sind.«
    »Aber du hast doch keine Ahnung«, stieß Sarah in kläglichem Tonfall hervor. »Das kannst du auch gar nicht, und ich hoffe, dass du nie diese Erfahrung machen wirst. Er hat mich geliebt, Anthony! Wir haben einander geliebt, waren wie eine Person und erträumten uns dasselbe vom Leben.« Sarah schloss die Augen. »Er hat gesagt, er werde sich bei Sonnenuntergang bei mir melden. Wir hielten es kaum aus, auch nur eine Minute getrennt zu sein, weil wir unseren gemeinsamen Weg gerade erst begonnen hatten. Deshalb war ich auch so beunruhigt. Ich wusste, dass er sich nie verspätet hätte. Ich hätte sofort hinfahren sollen. Als ich den Verdacht hatte, dass etwas nicht stimmte, hätte ich auf meine innere Stimme hören müssen. Warum bin ich nicht zum Berg gefahren …«
    »Du konntest es nicht wissen. Wir wären alle niemals auf diesen Gedanken gekommen. Schließlich war er mit Simon und Kipchoge zusammen. Also war es praktisch auszuschließen …« Als er sich umdrehte, sah er, dass Hannah aufrecht auf dem Sofa saß. »Han, du bist ja wach.«
    Stumm starrte sie ihn an. »Wenn wir auf Sarah gehört hätten und sofort hingefahren wären, hätten wir ihn noch retten können, richtig?«, flüsterte sie dann. Sie riss sich die Decke von den Beinen und schleuderte sie weg. »Richtig?«, schrie sie.
    Anthony warf Sarah einen flehenden Blick zu. Dann packte er Hannah an den Handgelenken und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Hör mir gut zu, Hannah«, sagte er streng. »Es wäre so oder so zu spät gewesen. Als wir ankamen, war Piet bereits seit einer Weile tot. Außerdem hätte ihm mit seinen Verletzungen kein Arzt mehr helfen können. Ich glaube nicht, dass er es gewollt

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