Himmel uber Langani
jetzt war er dem Thema Camilla stets aus dem Weg gegangen. Nun fühlte er sich eindeutig unwohl in seiner Haut.
»Hör zu«, meinte er nun, schob sich den Hut aus der Stirn und kratzte sich am Kopf. »Camilla ist eines der reizendsten Geschöpfe auf dem gesamten Planeten. Doch ich spiele nicht in ihrer Liga. Wie sie selbst immer sagt, bin ich nichts weiter als ein Buschbaby. Den Großteil meines Lebens habe ich im bundu verbracht, und ich habe auch nicht vor, das zu ändern. Sie hingegen braucht die Großstadt, wo ich es keine Minute aushalte. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander, aber dann war es besser, getrennte Wege zu gehen.«
»Hast du ihr reinen Wein eingeschenkt?«
»Natürlich habe ich das. Ich habe ihr erklärt, dass ich mich nicht zum Heiratskandidaten und zukünftigen Familienvater eigne. Als ich im November versucht habe, mich bei ihr zu melden, habe ich dasselbe erlebt wie du: Sie ist weder ans Telefon gegangen, noch hat sie auf meine Karte reagiert. Also habe ich beschlossen, mich rar zu machen. Besser ein Ende mit Schrecken …«
»Besser für wen?«, fragte Sarah. »Für den, der keine Lust auf eine feste Liebesbeziehung hat, natürlich schon.« Sie sah ihn finster an. »Ein reizendes Geschöpf? Unterschiedliche Lebensweise? Das ist der größte Mist, den ich je gehört habe! Du wusstest genau, dass sie dich liebt, und das hättest du nicht ausnutzen dürfen.«
»Moment mal! Ich habe sie nie in dem Glauben gelassen, dass zwischen uns mehr als ein erotisches Knistern war. Wir hatten beide unseren Spaß.«
»Ach, wirklich? Und wann hast du ihr das mitgeteilt? Am letzten Urlaubstag, als du von ihr bekommen hattest, was du wolltest! Und dann hast du sie abgelegt wie ein schmutziges Hemd, damit du losziehen und dir ein neues besorgen konntest. Richtig?«
»Sarah, pass auf. Ich weiß, dass es für dich zurzeit nicht leicht ist, und …«
»Jetzt musst du mir nur noch verraten, welche Rolle die Gefühle deiner Mitmenschen überhaupt in deiner Lebensplanung spielen. Hast du je einen Gedanken daran verschwendet, dass du anderen wehtun könntest, indem du sie aussaugst und dann einfach wegwirfst? Glaubst du denn gar nicht an die Liebe? An eine Liebe, die sämtliche Hindernisse überwindet und alles möglich macht? Du weißt genau, dass Camilla so für dich empfunden hat. Aber dich hat das ja einen Dreck interessiert, Anthony! Du hast dich mit ihr amüsiert, solange es dir in den Kram gepasst hat, und dann bist du weitergezogen. Viel Spaß, und niemandem ist ein Leid geschehen, wie es so schön heißt. Doch du hast einem anderen Menschen Leid zugefügt, verdammt großes Leid. Nur dass sie vermutlich zu stolz und zu gekränkt war, um es dir zu sagen, und du vor lauter Egoismus und Oberflächlichkeit nichts davon bemerkt hast.«
»Ich bin einfach noch nicht bereit für eine feste Beziehung«, wiederholte Anthony. »Ich will mich nicht binden.«
»Dann hättest du sie auch nicht in diesem Glauben wiegen dürfen. Selbst du hättest erkennen müssen, dass es für sie mehr war und dass sie dich geliebt hat. Solche Gefühle darf man nicht mit Füßen treten.« Sarah konnte ihre Wut nicht mehr zügeln, und Tränen traten ihr in die Augen. »Es ist das Kostbarste, was man geben und empfangen kann, und du hättest zumindest dankbar dafür sein müssen. Du bist ein Mistkerl, Anthony.«
»Sarah, du regst dich viel zu sehr auf. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was geschehen ist. Du bist nicht …«
»Hier, ich habe etwas für dich«, unterbrach sie ihn und holte das Foto hervor, das sie von Camilla und Anthony am Lagerfeuer in Samburu gemacht hatte. »Piet hat gesagt, ich soll es dir geben, weißt du noch? Was sie mit dir geteilt hat, war nicht als billiger Zeitvertreib gedacht, sondern ein wertvolles Geschenk, wie du es eigentlich gar nicht verdient hattest. Also nimm das, damit du es nicht vergisst.« Sie drückte ihm das Foto in die Hand. »Von ihm und von mir.«
Er blickte ihr mit offenem Mund nach, als sie kehrtmachte und in den Garten floh. Dann stieg er in seinen Wagen und ließ den Motor an. Wegen der Staubwolke sah er nicht, dass sie winkend und rufend hinter ihm herrannte.
»Anthony! Anthony, halt an! Bitte warte. Es tut mir wirklich Leid.«
Mit hängenden Armen stand sie in der Auffahrt und fragte sich, wie sie sich zu einer solchen Tirade hatte hinreißen lassen können. Schließlich hatte er in den letzten zehn Tagen so viel für sie getan. Noch Stunden später, beim Zubettgehen, schalt sie sich
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