Himmel uber Langani
ihm keine Hinweise geben. Simon sei ein Eigenbrötler gewesen und habe nie über seine Herkunft gesprochen. Auch Erkundigungen in der Mission von Nyeri hatten nicht viel erbracht. Als die Polizei versuchte, den Mann ausfindig zu machen, der Simon als kleinen Jungen in der Mission abgegeben hatte, entpuppte sich der damals genannte Name als falsch. Allerdings war es nicht weiter ungewöhnlich, dass Kinder von ihnen fremden Menschen ins Waisenhaus gebracht wurden. Der Junge sei ein Musterschüler gewesen, ruhig, fleißig, lerneifrig und ehrgeizig. Auch die Priester, die ihn unterrichtet hatten, verstanden die Welt nicht mehr. Simon Githiris Vergangenheit blieb ein Geheimnis.
»Wir wissen nicht, ob er weitermorden wird, Jeremy«, beharrte Anthony. »Vielleicht plant er ja schon die nächsten Gräueltaten. Hannah hat eine Todesangst davor, dass er zurückkommen könnte. Sie sagt es zwar nicht, aber sie denkt ständig daran, und bei Sarah ist es genauso. Solange dieser Mann auf freiem Fuß ist, werden die beiden nicht zur Ruhe kommen und sich weiterhin bedroht fühlen.«
»Deshalb habe ich auch eine Abteilung Polizisten dort postiert. Anfangs dachte ich, dass wir es mit einer Serie von Racheakten gegen Langani zu tun haben, aber inzwischen bin ich nicht mehr so sicher. Vielleicht hat er ja vor, auch noch andere weiße Farmer anzugreifen. Und er hatte eindeutig Helfershelfer, was meine größte Sorge ist. Der erste Überfall ging auf das Konto einer organisierten Bande. Die Wildereien ebenfalls, auch wenn es sich möglicherweise nicht um dieselben Leute handelt. Jedenfalls hat Simon diese Verbrechen nicht allein geplant. Und wenn man sich das sinnlose Abschlachten der Rinder im September anschaut und dazu die Methode …« Er brach ab, als Hannah hereinkam.
Sie sah ihn durchdringend an und beendete den Satz für ihn. »Wenn man sich anschaut, wie er meinen Bruder in Stücke gehackt hat? Wollten Sie das sagen, Jeremy? Sie halten es doch für einen Ritualmord, eine Art Menschenopfer, oder?«
»Er könnte geisteskrank sein«, erwiderte Hardy, aber man merkte ihm an, dass er diese Theorie selbst nicht sehr plausibel fand.
»Simon ist nicht geisteskrank«, widersprach Hannah. »Ich bin sicher, dass er seine Verbrechen eiskalt geplant hat. Angefangen mit seiner Bewerbung um die Stelle hier. Inzwischen frage ich mich, ob er nur hergekomnen ist, um zu töten.«
»Wir konnten keine Familie namens Githiri aufspüren, die mit ihm verwandt ist. Allerdings dürfte angesichts der Ereignisse niemand große Lust haben zuzugeben, dass er ihn kennt. Dann ist da noch ein alter Priester, der ihn damals unter seine Fittiche genommen hat«, berichtete Hardy. »Aber der Arme liegt im Krankenhaus von Nairobi im Sterben. Offenbar ist er sehr gebrechlich, und mit seinem Gedächtnis steht es auch nicht mehr zum Besten. Deshalb geht man in der Mission von Nyeri davon aus, dass er uns nicht helfen kann.«
»Es muss irgendwo einen Hinweis geben, der uns auf die richtige Spur bringt«, meinte Hannah mit angespannter Miene. »Das perfekte Verbrechen existiert nicht.«
»Früher oder später erfahren wir sicher etwas, das uns in unseren Ermittlungen weiterbringt.« Jeremy legte den Arm um sie. »Das mag kein großer Trost sein, Hannah, aber glauben Sie mir, in den meisten Fällen ist es so. Häufig hinterlässt der Mörder Indizien, weil er sich mit seiner Tat brüsten will. Und dann erwischen wir ihn.«
Hannah sank aufs Sofa, als hätten ihr plötzlich die Knie nachgegeben. »Auch wenn ich nicht weiß, was das noch nützen soll, will ich, dass Simon festgenommen wird. Für das, was er Piet und uns allen angetan hat, muss er sterben. Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich den Berg in jener Nacht vor mir, und ich glaube nicht, dass ich je wieder werde ruhig schlafen können.«
»Jeremy wird ihn finden«, sagte Sarah. »Wir müssen durchhalten, Han, und noch eine Weile stark sein.«
»Ach, ich fühle mich so ausgelaugt.« Hannah lehnte sich zurück, und Tränen quollen unter ihren geschlossenen Lidern hervor. »Ich bin schrecklich müde und ratlos … Wie soll es nur weitergehen? Schließlich habe ich ihn bei uns aufgenommen. Ich habe ihn in unser Haus geholt und damit unser aller Leben zerstört.«
»Das darfst du nicht denken«, protestierte Anthony. »Du bist nicht als Einzige auf ihn hereingefallen, Hannah. Wir alle haben uns von ihm einwickeln lassen. Es war nicht deine Schuld.«
»Doch«, beharrte sie. »Wenn ich Lars nicht
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