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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Treppenstufe auf und kam zu ihr herüber.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte er.
    »Nein. Ich überlege pausenlos, was sie wohl meinte. Allerdings glaube ich, dass Lottie es weiß. Sie erwähnte sofort den Mau-Mau-Aufstand, also geht es vielleicht darum. Ich weiß, dass Jans Bruder während des Ausnahmezustands getötet wurde. Oben im Aberdare Forest.«
    »Das waren schlimme Zeiten«, meinte Tim. »Manchmal greifen Menschen zu verzweifelten Mitteln, wenn sie um ihr Leben kämpfen oder ihre Familien oder ihr Eigentum verteidigen müssen. Die Mau-Mau haben nicht viele Europäer getötet, aber die sind auf barbarische Weise umgekommen. Und viele unschuldige Afrikaner wurden terrorisiert. Man hat sie gezwungen, sich diesen widerwärtigen Eidzeremonien zu unterziehen, oder sie wurden verstümmelt oder umgebracht. Die Kikuyu massakrierten Tausende ihrer eigenen Leute, die sich ihnen nicht anschließen wollten. Zwar wurde Langani niemals direkt angegriffen, aber Jan verließ die Farm für eine Weile. Die meisten Farmer traten den King’s African Rifles oder den Spezialeinheiten bei und gingen in die Wälder, um die Banden zu jagen. Sie rieben sich mit Tierfett ein, schwärzten ihre Gesichter und trugen Perücken. ›Pseudo-Gangs‹ wurden sie genannt. Sie lebten monatelang in Todesgefahr und waren ständig dem Hungertod nahe, während sie Terroristennester aufspürten und liquidierten. Gott weiß, was Jan in diesen Jahren gesehen oder getan hat.« Tim zündete sich eine Zigarette an.
    »Gib mir auch eine, bitte.«
    »Du rauchst? Seit wann?«
    »In der Schule rauchen alle hin und wieder. Jetzt brauche ich einfach eine.« Sie zog an der Zigarette. »Ich kann nicht begreifen, warum Marina so über die van der Beers redet. Was geht es sie an, was Jan vor vielen Jahren getan oder auch nicht getan haben mag? Was hat sie davon, wenn sie die van der Beers beleidigt? Und Piet – hast du sein Gesicht gesehen?«
    »Ich glaube, sie ist schrecklich eifersüchtig, weil Camilla bei Leuten wie uns glücklicher ist. Wer weiß. Sie ist eine erbärmliche, überspannte Zicke.«
    »Arme Camilla«, meinte Sarah voller Mitgefühl.
    »Camilla ist hart im Nehmen. Sie wird es überleben. Aber Hannah könnte es wirklich etwas ausmachen. Sie ist weitaus verletzlicher und braucht deine Freundschaft viel nötiger.«
    Sarah sah ihren Bruder überrascht an. »Ich dachte, du wärst verrückt nach Camilla.«
    »Oh, das bin ich auch. Aber sie würde mich verschlingen und wieder ausspucken, noch bevor ich einmal tief Luft holen könnte. Sie ist ein Mädchen, das … na ja, das man begehrt, bei dem man aber nicht die Erfüllung sucht. Hannah hingegen ist ein erdverbundener Typ – weitaus vielversprechender.«
    »Soll ich ihr erzählen, dass du das gesagt hast?« Sarah kicherte. »Anscheinend bist du ein kluger Mann. Und ich dachte, du wärst nur mein idiotischer Bruder.«
    »Ab ins Bett mit dir, Mädchen. Wir können Afrikas Probleme heute Nacht nicht lösen. Hoffentlich entschädigt uns der morgige Ausflug für die Unannehmlichkeiten. Falls Hannah und Piet immer noch mit uns kommen wollen.«
    Camilla hörte ihr gedämpftes Lachen und die geflüsterten Gutenachtwünsche, als die beiden am Fenster des Gästezimmers vorbeigingen. Als es wieder still wurde, beobachtete sie vom Bett aus die Schatten der Nacht. Sie war immer noch wach, als die ersten rosigen Strahlen der Morgendämmerung auf die ruhige Oberfläche des Meers fielen.

Kapitel 5
    D ie Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie sich in Tims uraltem Wagen auf den Weg machten. Sie brausten durch die gezackten Linien der Sisalplantagen [27] , bis die geteerte Straße in eine holprige Sandpiste überging.
    »Ich komme mir ein wenig gemein vor, weil wir Silvester nicht mit unseren Eltern verbringen«, meinte Sarah. »Es wird sehr nostalgisch werden. Aber ich stimme Tim und Piet zu – wir sollten in die Zukunft blicken und nicht in der Vergangenheit verweilen.«
    »Da wir gerade von der Vergangenheit sprechen – es tut mir Leid, wie Mutter sich gestern Abend verhalten hat.« Camillas Miene war unbewegt, aber ihre Stimme zitterte leicht.
    »Vergiss es. Bei den meisten Eltern gibt es bestimmte Dinge, über die sie nicht reden wollen«, sagte Piet. »Pa sagte kein Wort, als wir in unser Strandhaus zurückkehrten, und Ma befahl uns, den Vorfall von vergangener Nacht nie wieder zu erwähnen.«
    »Aber vielleicht geht es um etwas, das wir wissen sollten«, meinte Hannah.
    »Nein. Wir sollten seinen

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