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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Wohnraum, so dass Klara eine Petroleumlampe entzündet hatte. In ihrem Licht erschien Christian erschreckend hohlwangig, seine Augen waren entzündet, die Lippen aufgesprungen und blutig. Er saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und sah zu ihr auf, dumpfe Hoffnungslosigkeit lag in seinem Blick.
    Sie musste sich überwinden, die wenigen Schritte zu ihm hinüberzugehen, doch dann hockte sie sich neben ihn auf die Bastmatte, und ihr Mitleid war stärker als alle anderen Empfindungen.
    Zaghaft hob er den Arm, fuhr damit hin und her, als könne er die Bewegung nicht richtig steuern, dann sank seine Hand auf ihr Knie.
    » Es ist schön, wieder bei dir zu sein«, hörte sie ihn leise murmeln.
    Er fieberte und hatte Schüttelfrost. Sie stellte keine Fragen. Er würde jetzt sowieso nicht darauf antworten, und außerdem war unschwer zu erraten, was geschehen war. Seine Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt, er würde von nun an bei ihr bleiben und ihr eine Last mehr sein.
    » Hast du ihm Chinin gegeben?«
    Klara nickte. Sie hatte alles getan, was ihr möglich war. Nur die verdreckten und zerfetzten Kleider hatte sie ihm nicht ausziehen mögen, das verbot die Schamhaftigkeit. Sie hatte Schammi jedoch geholfen, Christian zu waschen, solange er mit einer Unterhose bekleidet war, außerdem hatte sie die Geschwüre an Armen, Beinen und Oberkörper mit Salbe behandelt. Klara war wirklich bis an ihre Grenzen gegangen. In der Nacht hatte sie mehrfach für Christian gebetet.
    Charlotte entschied, erst einmal die Wirkung des Chinins abzuwarten. Er war vermutlich zu Fuß nach Daressalam zurückgekehrt, hatte kaum Nahrung zu sich genommen und unsauberes Wasser getrunken. In den Sümpfen hatte er sich Insektenstiche eingehandelt, die sich entzündet und das Fieber hervorgerufen hatten.
    » Wir werden ihn aufpäppeln, dann werden wir sehen.«
    Klara war unendlich froh darüber, die Verantwortung an Charlotte abgeben zu können. Zu dritt mühten sie sich, den Kranken auf Charlottes Bett zu tragen. Schammi erhielt den Auftrag, den bwana mit Tee und Limonade zu versorgen und ihnen sofort zu melden, wenn sich sein Zustand verschlechterte. Dann erklärte Charlotte ihrer Cousine, sie wolle den Laden auf der Stelle wieder öffnen.
    » Dein Mann ringt mit dem Tode, und du denkst nur an deine Geschäfte!«
    Charlottes Kopf schmerzte immer noch, sie war übernächtigt, und jeder Schritt tat ihr weh– sie hatte wenig Lust, sich Klaras Vorwürfe anzuhören.
    » Ich denke an uns alle. Wovon sollen wir leben, wenn wir nichts verkaufen? Wovon Medikamente für Christian bezahlen? Nur vom Beten allein wird das nicht gehen!«
    Ärgerlich zerrte sie an den Klapptüren, die bei dem feuchten Wetter aufgequollen waren und sich nur schwer öffnen ließen. Klara hatte sich in Schweigen gehüllt, und Charlotte wusste, dass sie die Cousine verletzt hatte. Es tat ihr leid, doch sie war auch nicht bereit, sich zu entschuldigen. Stille trat ein, nach einer Weile begann die Nähmaschine leise zu rattern, der Regen hatte nachgelassen, so dass das Licht zum Nähen ausreichte.
    Das Glück, dachte Charlotte beklommen und sah auf die Straße hinaus, die sich nun langsam wieder belebte. Ein Goanese, der bei einem der deutschen Offiziere als Koch arbeitete, ging von Laden zu Laden und besah die Auslagen, mehrere schwarze boys liefen mit Körben hinter ihm her. Zwei Frauen balancierten hohe Gefäße auf den Köpfen, wiegten die Hüften beim Gehen, die eine hatte sich ihren friedlich schlafenden Säugling auf den Rücken gebunden. Das Glück war etwas, über das man nicht nachdenken durfte. Man hatte das Leben so zu nehmen, wie es eben kam. Und im Grunde hatte sie es ja selbst so gewollt.
    » War es schön auf Sansibar?«, fragte Klara, ohne von ihrer Näharbeit aufzusehen.
    » Ja, sehr. George arbeitet in einer großen Klinik. Marie und den Kindern geht es gut.«
    Charlotte fühlte sich schlecht, aber weitere Vorwürfe von Klara hätte sie nicht ertragen. Und eigentlich war es ja auch keine Lüge, Marie ging es in England sicher gut. Sie war froh, dass in diesem Augenblick eine Inderin den Laden betrat, um sich die zierlichen Tassen mit den aufgemalten Rosen anzuschauen, und sie beeilte sich, der Kundin noch eine Kanne mit dem gleichen Muster zu zeigen. Es war kein guter Tag, die Kundin ging wieder hinaus, ohne etwas gekauft zu haben. Klara arbeitete mit der Schere, wie immer langsam und mit großer Sorgfalt, denn sie hatte Angst, den Stoff zu

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