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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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haben wir noch vor uns.«
    Charlotte begriff. Vermutlich würde der Häuptling des Stammes mit seiner Begleitung ins Lager kommen oder zumindest Boten schicken. Die Massai sollten geschickte Jäger sein und große Mengen des » weißen Goldes«, wie das Elfenbein hier genannt wurde, gelagert haben– jetzt würde wohl endlich der Handel beginnen.
    » Das ganze Dorf wird herkommen«, erklärte Dr. Meyerwald lachend. » Schließlich haben wir eine Attraktion zu bieten, die wohl kaum einer von ihnen bisher gesehen hat: eine weiße Frau.«
    Er behielt Recht. Schon wenig später sah man die Massai in einzelnen Gruppen heranziehen, Männer, Frauen Kinder jeglichen Alters. Fast alle trugen Gewänder und Umhänge aus rotem Tuch und reichlich Perlenschmuck, dazu breite, aus Draht gedrehte Arm und Fußreifen, die so schwer und eng waren, dass man sich kaum vorstellen konnte, wie jemand so etwas anlegen konnte. Beklommen stellte Charlotte fest, dass viele der Frauen ihre Brüste nicht bedeckten und dabei nicht die mindeste Scham verspürten. Wie gut, dass Klara nicht hier war, sie wäre vermutlich in Ohnmacht gefallen. Doch auch Charlotte empfand diese unbefangene Nacktheit ihrer Geschlechtsgenossinnen als peinlich. Verstohlen sah sie zu Dobner und Meyerwald hinüber, natürlich starrten sie die Massai-Frauen an. Wohin Christian seine Blicke richtete, wollte sie gar nicht wissen. Überhaupt waren diese Frauen nicht gerade schön, die meisten hatten Hängebrüste, und ihre Köpfe waren kahl rasiert. Um den Hals trugen sie breite, perlenbestickte und bemalte Halskrausen, die beim Gehen auf und niederwippten, und ihre langen Ohrgehänge waren ihnen bei der Arbeit gewiss sehr hinderlich.
    Der Dornenzaun half nur wenig– kein Topf, keine Kalebasse, kein Koffer war vor den neugierigen Besuchern sicher. Vor allem aber scharten sie sich in einem dichten Knäuel um die weiße Frau, starrten sie an, schwatzten, zeigten mit den Fingern, kicherten, glotzten, hoben die Kinder hoch, damit sie besser sehen konnten. Zwar wagten die Männer nicht mehr, Charlotte zu berühren, doch die Frauen scherten sich wenig darum, wessen Ehefrau sie war. Sie zogen ihr das Kopftuch herunter und befühlten ihr Haar, sie zupften an ihrer weiten Hose, starrten missbilligend auf ihre Schuhe, die sie wohl sehr hässlich fanden.
    Eine Weile rührte sich Charlotte nicht, unsicher, was geschehen würde, wenn sie sich dieser Zudringlichkeit erwehrte. Es waren zahlreiche, gut bewaffnete Massai-Krieger im Lager, nicht auszudenken, wenn aus einer Ungeschicklichkeit, einer dummen Kleinigkeit ein Streit entstünde. Dann aber erwachte sie aus ihrer Starre– wenn diese Frauen glaubten, sie einfach anfassen zu dürfen, dann wollte sie das ebenfalls tun. Sacht ließ sie die Finger über die rotweiß bestickte Halskrause einer Frau gleiten, berührte den langen Ohrring, die rote Schnur, die sie um den kahl rasierten Kopf gewunden hatte. Die Frau war sehr jung und von einer herben, fremdartigen Schönheit. Ihre Brüste waren noch klein und fest, mit einer schmalen Perlenschnur umwunden, und sie lächelte, als sie Charlottes bewundernden Blick spürte. Was sie sagte, konnte Charlotte nicht verstehen; es schienen Worte zu sein, die aus der rauen, staubigen Savanne und der glühenden Sonne geboren waren. Die Massai-Frau streifte eines der bestickten Lederbänder von ihrem Kopf und reichte es Charlotte.
    Ein Geschenk? Sie nahm die Gabe und band sie um ihr Handgelenk, dann zog sie das bereits herabgestreifte weiße Seidentuch von den Schultern und bot es der Frau als Gegengeschenk. Es wurde angenommen. Die schöne Massai-Frau wickelte sich die Seide um die Körpermitte und knotete die Enden zusammen.
    Charlotte sah ihr dabei zu, staunte über die selbstverständliche Anmut, mit der diese junge Frau sich schmückte. Dann jedoch entstand Bewegung unter den Neugierigen, sie stießen helle, rufende Laute aus, wandten sich von Charlotte ab und liefen eilig davon. Der Grund war einleuchtend. Die Araber hatten Befehl gegeben, einige der Warenballen zu öffnen.
    » Da haben Sie Glück gehabt, Frau Ohlsen«, meinte Dr. Meyerwald grinsend. » Wenn jedes dieser Weiber mit ihnen ein Tauschgeschäft getätigt hätte, säßen Sie jetzt mit leerem Koffer da.«
    Drüben bei den Waren herrschte heftiges Gedränge, vor allem die Frauen hatten sich nach vorn geschoben, um die Perlen und Stoffe, den Kupferdraht und andere Dinge zu begutachten.
    » Sind das die Tauschwaren für das Elfenbein?«
    »

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