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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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nicht verwunderlich war. Es war geradezu aufregend gewesen, sie in die Höhe zu stemmen und ihren Körper zu spüren, warum auch immer. Vielleicht lag es daran, dass er so lange keine Frau mehr in den Armen gehalten hatte. Er machte sich nichts aus den schwarzen Frauen, auch nicht zum Zeitvertreib, wie es so viele Weiße hielten. Er wollte Johanna die Treue wahren, genau so, wie sie es sich gegenseitig vor über einem Jahr versprochen hatten. Sie kannten einander seit ewigen Zeiten, hatten schon als Kinder zusammen gespielt.
    Im Hintergrund war jetzt der Kilimandscharo aus den Wolken getreten, ein großartiger Anblick, geradezu magisch und vielleicht auch der Grund, weshalb er sich ausgerechnet hier niedergelassen hatte. Man konnte die Konturen sehr klar erkennen, was nicht immer der Fall war und möglicherweise auf einen Wetterumschwung hindeutete. Raben schwirrten auf, ein ganzer Schwarm der schwarzen Räuber war unterwegs, wahrscheinlich hatten sie es auf den Mais abgesehen, den die Dschagga oben pflanzten.
    » Bwana Roden! Bwana Roden!«
    Er fuhr aus seinen Gedanken und erblickte einen Schwarzen auf einem Maultier, der ungeniert über die neu eingesäte Wiese ritt. Er wollte schon zu einem Donnerwetter ansetzen, als er Juma erkannte.
    » Bwana Roden nicht böse sein mit Juma …Krieger sind so viele wie Halme auf den Wiesen… niemand weiß die Zahl. Speere schneiden wie Messer… stoßen in Herz. Fällt vom Maultier auf die Erde… Steht nicht mehr auf… Krieger haben weiße und rote Gesichter… Bogen mit Pfeilen… kämpfen mit bwana … Juma hat Angst. Maultier hat auch Angst und läuft zurück auf Plantage… Juma kann es nicht halten…«
    Von Roden hatte genügend Erfahrung mit den Eingeborenen, um aus diesem Wirrwarr das Wesentliche herauszuhören.
    » Wer ist vom Maultier gestürzt? Doch nicht…«
    » Bibi Ohlsen fällt von Maultier… Juma kann bibi nicht helfen. Krieger stehen um sie herum, haben Speere, scharf geschliffen…«
    » Dschagga?«
    Juma zog die Schultern zusammen und bejahte die Frage leise. Es gab auch Dschagga auf der Plantage, und er fürchtete sich vor ihnen. Sie kamen meist nur für einige Tage, um sich Geld für ein schönes Tuch, ein scharfes Messer oder hübschen Schmuck zu verdienen, dann verschwanden sie wieder. Juma hatte mehrfach Streit mit ihnen bekommen und Prügel bezogen, denn die Dschagga waren stolz und verachteten die Schwarzen, die auf der Plantage wohnten.
    » Zeig mir den Ort, wo es passiert ist!«
    Von Roden ließ ihn stehen und rannte die wenigen Meter bis zum Stall, befahl Kapande, drei weitere Maultiere zu satteln und zwei Begleiter herbeizuholen, dann stürzte er zurück ins Haus, um sich zu bewaffnen. Was im Einzelnen passiert war, konnte er sich noch nicht ganz zusammenreimen, aber da Juma allein zurückgekehrt war und von den Ohlsens jede Spur fehlte, schien ihnen etwas zugestoßen zu sein.
    Die Maultiere spürten die Unruhe und benahmen sich besonders bockig, er musste sich zusammennehmen – mit Zorn konnte man nichts ausrichten. Verflucht – er hätte darauf bestehen müssen, Charlotte und ihren Mann zu begleiten. Weshalb hatte er sich abweisen lassen? Er war bisher mit den verschiedenen Häuptlingen recht gut zurechtgekommen, aber dennoch waren die Dschagga unberechenbar, und die Stämme befanden sich praktisch pausenlos in irgendwelchen Kleinkriegen.
    Juma hatte einen ziemlichen Schrecken erlitten. Von Roden sah ihm an, dass er viel lieber auf der Plantage geblieben wäre, doch an der Seite seines bwana und der drei anderen fasste er neuen Mut und stieß seinem Reittier die Fersen in den Bauch. Von Roden trieb zur Eile an, neben den Selbstvorwürfen peinigte ihn jetzt eine unbestimmte Angst. Charlotte war von ihrem Reittier gestürzt, vielleicht hatte sie sich etwas gebrochen und lag nun hilflos und mit peinigenden Schmerzen irgendwo am Wegesrand.
    » Was ist mit bwana Ohlsen?«, forschte er Juma aus.
    » Juma weiß nicht genau. Bwana Ohlsen hat mit Kriegern gestritten. Hat keine Angst vor den Lanzen. Aber dann ist das Maultier mit Juma davongelaufen…«
    » Soso, das Maultier«, knurrte von Roden ungehalten.
    Der Pfad an dieser Stelle war tief in den Boden eingegraben und von hohen Büschen gesäumt. Als sie um eine Kehre bogen, tat von Rodens Maultier einen Sprung zur Seite, um nicht den Mann umzulaufen, der plötzlich vor ihnen auftauchte. Christian Ohlsen sah schrecklich aus. Blut rann aus einer Wunde an seiner Stirn, seine Kleidung war zerrissen

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